LA CLEMENZA DI TITO – DIE MILDE DES TITUS – Köln, Oper

von Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791), Dramma serio per musica in zwei Akten, Libretto: Caterino Tommaso  Mazzolà nach Pietro Metastasio, UA: 6. September 1791, Prag, Ständetheater

Regie: Uwe Eric Laufenberg, Bühne: Tobias Hoheisel, Kostüme: Antje Sternberg, Licht: Nicol Hungsberg

Dirigent: Konrad Junghänel, Gürzenich-Orchester und Chor, Theresia Renelt: Hammerflügel

Solisten: Lothar Odinius (Tito Vespasiano), Tatiana Larina (Vitellia), Maike Raschke (Servilia), Regina Richter (Sesto), Adriana Bastidas Gamboa (Annio), Young Doo Park (Pubilo), Ekkehardt Feldmann (Bühnenmusik), Sam Gaddala Haitham (Lentulus)

Besuchte Aufführung: 4. November 2011

Kurzinhalt

Rom, im Jahre 79 nach Christus. Kaiser Vitellius ist gestürzt worden. Die Hoffnung seiner Tochter Vitellia, Gemahlin des neuen Kaisers Tito zu werden, hat sich nicht erfüllt. Von Sesto, der sie liebt, verlangt sie, daß er den neuen Kaiser ermorden solle. Tito hat sich in Sestos Schwester Servilia verliebt und zur Gemahlin erkoren. Diese wiederum liebt den Jüngling Annio. Der edelmütige Tito ist bereit, zu Annios Gunsten auf Servilia zu verzichten. Stattdessen erwägt er, nun Vitellia zur Frau zu nehmen. Doch die Verschwörung, die sie angezettelt hat, nimmt ihren Lauf. Bald steht das gesamte Kapitol in Flammen, Tito gilt als tot, Sesto wird verhaftet. Auf Grund einer Verwechslung entkommt Tito jedoch dem Mordanschlag und Sesto wird vom Senat zum Tode verurteilt. Wer ihn zur Tat angestiftet hat, verrät er hingegen nicht. Als sich schließlich Vitellia durchringt, Sesto durch ihr Geständnis zu entlasten, läßt der Kaiser Milde walten.

Aufführung

Die Aufführung fand im Kölner Oberlandesgericht als Ausweichspielstätte statt. Die große Steintreppe im Eingangsfoyer diente hierbei als Bühne. Das Orchester befand sich auf der zweiten Empore. Mit dem Beginn der Ouvertüre erschien Sesto mit einem großen Strauß roter Rosen in der Hand und lehnte sich an das Treppengeländer, während geschäftstüchtig wirkende Männer in langen Mänteln und Anzügen mit Aktenordnern unter ihren Armen gehetzt die Treppe hinaufgingen. Bei einem musikalischen Zwischenspiel wurde ein roter Teppich ausgerollt und Blumenkübel mit großen Lorbeersträuchern zur Zierde aufgestellt. Titus bekam bei seinem Auftritt feierlich einen goldenen Umhang angelegt. Als Vitellia in ihrer Verzweiflung dem Tode ins Auge blickte, öffnete sich eine Klappe ihres Ringes, streute Gift in ein Glas, trank dieses aus und ließ es auf dem Teppich zerschellen.

Sänger und Orchester

Die anfänglichen Befürchtungen bezüglich der Akustik in dem eher halligen Raum bewahrheiteten sich nicht. Auch auf den Seitenplätzen in der zweiten Empore war die Musik sehr gut zu vernehmen. Konrad Junghänel nahm bei der Ouvertüre das Tempo sehr zurück, was jedoch nicht verschleppt wirkte. Insgesamt fielen während der gesamten Aufführung zudem die sehr fein herausgearbeiteten dynamischen Kontraste des Orchesters auf. Teilweise starke Kürzungen gab es bei den Rezitativen. Die Solisten paßten sehr gut zu den ihnen übertragenen Rollen. Der lyrische Tenor Lothar Odiniusin – mit Zügen zum heldenhaften und kraftvollen Tenor – bot mit seiner farbenreichen und klaren Stimme eine recht überzeugende Vorstellung, wie es nicht nur bei seiner Arie Se all’ imperi – Wenn zum Herrschen im zweiten Akt (eine Schlüsselszene der Oper) deutlich wurde. Regina Richter bot eine Glanzvorstellung in ihrer Hosenrolle als Sesto. In allen Lagen war ihre Stimme klar, rein und farbenreich. Ihre Arie Parto – Ich gehe (1. Akt) interpretierte sie sehr sanft und ausgewogen. Die noch junge georgische Sopranistin Tatiana Larina war der Rolle der Vitellia sehr gewachsen. Ihre Stimme war dramatisch und ausdrucksstark. Nur in den tiefen Lagen hatte sie immer wieder leichte Probleme. Maike Raschke (Servilla) hinterließ mit ihren ebenfalls noch jungen Jahren einen schon sehr abgebrühten Eindruck. Adriana Bastidas Gamboa (Annio) zeigte eine sehr solide Vorstellung, jedoch gegen Ende des zweiten Akts auch Schwächen. In ihrer Arie Tu fosti tradito – Du wurdest verraten war sie bei den hohen Tönen nicht immer ganz sauber. Yong Doo Park (Publio) präsentierte einen starken Baß, wirkte manchmal in seiner Art allerdings auch etwas steif.

Fazit

Eine musikalische starke Leistung unter ungewöhnlichen Bedingungen. Das Publikum im ausverkauften Oberlandesgericht dankte allen Mitwirkenden mit viel Applaus.

Roman Bonitz

Bild: Paul Leclaire

Das Bild zeigt: Tatiana Larina (Vitellia)

Veröffentlicht unter Köln, Bühnen der Stadt, Opern