LA VILLI/SUOR ANGELICA – Krefeld, Vereinigte Bühnen der Stadt

La Villi

von Giacomo Puccini (1858-1924), Oper in zwei Akten, Libretto: Ferdinando Fontana

UA: 31. Mai 1884, Mailand, Teatro dal Verme; Erstaufführung der 2. Fassung: 26. Dezember 1884, Turin, Teatro Reggio

Regie: Beverly Blankenship, Bühne: Christian Floeren, Kostüme: Susanne Hubrich, Choreographie: Teresa Rotemberg

Dirigent: Graham Jackson, Niederrheinischen Sinfoniker, Chor und Bewegunsensemble der Vereinigten Bühnen, Maria Benyumova, Statisterie des Theaters Krefeld und Mönchengladbach

Solisten: Igor Gavrilov (Guglielmo), Janet Bartolova (Anna), Kairschan Scholbybajew (Roberto)

Besuchte Aufführung: 5. Juni 2011 (Premiere)

Kurzinhalt

In einer kirchlichen Institution für gefallene Frauen lebt Anna, die ihren Mann Roberto verlor, als dieser wegen nach Mainz reiste, um dort ein reiches Erbe anzutreten. Auch sein ungeborenes Kind ließ er zurück. Zu allem Unglück wird sie nun noch von ihrem Vater, der sie in jene Institution brachte, ignoriert und verleumdet. Mehr und mehr beginnt Anna sich in einer surrealen Welt, in der sie eine Vereinigung mit den „Willis“, die Seelen toter Frauen mit ähnlichen Schicksalsschlägen, eingeht. Hier begegnet sie ferner Roberto, der sich reumütig zeigt und sie befreien möchte. Anna hingegen will nur eines: Rache. Roberto wird in einen Todestanz der Willis verwickelt und stirbt.

Aufführung

Die Bühne bestand aus hohen transparenten Stellwänden, aus denen eine Vorder- und Seiten- bzw. Hinterbühne gebaut war. Die Stellwände wurden stets in anderen Farben angestrahlt. Zunächst erschienen sie in grün, dann weiß und später in lila und orange. Mit dem Beginn des Totentanzes am Ende der Oper erstrahlte die Bühne in Rot. Vor dem Erklingen der Musik war ein Schattenspiel von Kindern zu sehen, das mit Hilfe eines Beamers auf die Bühne projiziert wurde. Mit dem Beginn der Oper kamen Frauen in grauen Kitteln auf die Bühne, die in stummer Rolle, begannen, die Bühne aufwendig zu putzen. In stummen Rollen und im Hintergrund meist auf und abgehend, zeigten Nonnen in weißer Tracht ihre Präsenz. Nach dem Terzett zwischen Guglielmo, Anna und Roberto stürzte sich eine Nonne auf Anna und begann auf sie einzudreschen, während eine zweite sie davon abzuhalten versuchte. Gegen Ende,  beim Erscheinen Robertos, war Anna stark blutverschmiert.

Sänger und Orchester

Die Stimmen der drei Sänger Janet Bartolova (Anna), Igor Gavrilov (Guglielmo) und Kairschan Scholdybajew (Roberto) paßten nicht ganz zu ihren ausgeübten Rollen. Jede Stimme hatte gewisse Stärken, jedoch auf der anderen Seite auch unüberhörbare Schwächen, wie die deutlich zu hörenden Probleme in den hohen Lagen, was bei Bartolova schon frühzeitig deutlich wurde. Ihre Stimme wirkte teilweise gebrechlich, teilweise gar fahl. Scholdybajew zeigte eine zur Oper passende dramatische Stimme, wobei diese durchaus noch etwas durchdringender und vor allem klarer hätte sein können. So kam ihr Duett am Beginn auch eher mäßig daher. Seine Rolle des Robertos spielte er nur in Ansätzen glaubhaft. Gavrilov präsentierte dem Publikum eine durchaus farbenreiche Stimme, allerdings auch nicht allzu kräftig. Beim Terzett präsentierten sie sich nicht als eine Einheit. Eine Einheit war hingegen sowohl beim Chor als auch beim Orchester zu erleben. Die Einsätze des Chores waren präzise und sein Gesamtklang bereichernd. Der auch in dieser Puccini-Oper wichtige volle und satte Klang kam gut zum Ausdruck. Die dynamischen Abstufungen wirkten sauber herausgearbeitet. Hervorzuheben ist auch der „warme“ Streicherklang. Dirigent Graham Jackson wählte ein unaufgeregtes Tempo, wodurch keine Passage gehetzt wirkte.

Suor Angelica

von Giacomo Puccini, Oper in einem Akt, Libretto: Giovacchino Forzano

UA: 14. Dezember 1918, New York, Metropolitan Opera

Regie: Beverly Blankenship, Bühne: Christian Floeren, Kostüme: Susanne Hubrich, Choreographie: Teresa Rotemberg

Dirigent: Graham Jackson, Niederrheinischen Sinfoniker, Chor und Bewegunsensemble der Vereinigten Bühnen, Einstudierung: Maria Benyumova,

Solisten: Dara Hobbs (Sour Angelica), Eva-Maria Günschmann (Die Fürstin, ihre Tante), Katharina Ihlefeld (Die Äbtissin), Margriet Schlösseld (Schwester Eiferin), Bong-Kil Lee (Die Lehrmeisterin der Novizen) u.a.

Besuchte Aufführung: 5. Juni 2011 (Premiere)

Kurzinhalt

Schwester Angelica muß unter Zwang ins Kloster eintreten, nachdem man ihren unehelichen Knaben von ihr fortgenommen hat. Im Kloster lebt sie isoliert, die Außenwelt ist von ihr abgeschnitten. Ihr Leben ist voller Trauer. Nach sieben Jahren bekommt sie Besuch von ihrer garstigen Tante, eine Fürstin. Sie fordert von Angelica den Verzicht auf ihr Erbe. Angelica willigt ein. Als Angelica nach dem Wohlergehen des Knabes fragt, sagt ihre Tante ihr, er sei bereits gestorben. Nach der Abreise der Tante nimmt Angelica in ihrer Verzweiflung Gift zu sich, um im Jenseits wieder mit ihrem Sohn vereint zu sein. Kurz vor ihrem Tod fleht sie bei der heiligen Maria um Vergebung. Ihr Sohn erscheint ihr und sie stirbt mit ihm vereint.

Aufführung

Der Bühnenaufbau blieb den Zuschauern im zweiten Teil erhalten. Schwester Angelica stand bügelnd am Tisch, während putzende Nonnen herein kamen. Überwiegend sah man die Nonnen teilweise an Nähmaschinen, teilweise den Boden fegend. Ihr Gift holte Angelica gegen Ende der Oper aus einem kleinen Geheimfach im Tisch. Einsam und verlassen stürzte sie zu Boden. Die Nonnen erschienen mit einer Mutter-Gottes Statue in der Hand, die sie abstellten und flüchteten. Kurz vor ihrem Tode kam ihr Sohn auf die Bühne, kniete nieder und reichte seiner sterbenden Mutter die Hand. Im Hintergrund wurde ein großes weiß erleuchtetes Kreuz eingeblendet, auf dem eine Frau mit Brüsten hing.

Sänger und Orchester

Der Zuschauer erlebte klanglich einen absoluten Genuß. Dies lag vor allem an der Glanzleistung der Sopranistin Dara Hobbs (Suor Angelica). Ihre Stimme war klar, hell und durchdringend. Auch ihre schauspielerischen Leistungen waren von Anfang an mitreißend. Das gleiche gilt auch für Eva-Maria Günschmann (Fürstin) die mit starker Alt-Stimme in Erscheinung trat. Auch wenn sie nur relativ kurz auf der Bühne stand, so bleibt doch ein großartiger Eindruck zurück. Beide, Hobbs und Güschmann, ergänzten sich hervorragend. Die Nebenrollen waren solide gestaltet. Chor und Orchester waren, wie schon im ersten Teil des Abends, makellos und gänzlich überzeugend.

Fazit

Mit den beiden Werken konnte man eine interessante Zusammenstellung erleben. Erfreulich, Puccinis erste Oper Le Villi mal wieder an einem deutschen Opernhaus zu erleben. Es bleibt ein geteilter, aber überwiegend positiver Eindruck eines lohnenswerten Abends. Leider waren im Saal noch einige Plätze unbesetzt, was ungewöhnlich für eine Premiere ist. Während die Sänger Bravo-Rufe erhielten, ergossen sich über das Regie-Team auch zahlreiche Buh-Rufe.

Roman Bonitz

Bild: Stutte

Das Bild zeigt: Janet Bartolova (Anna), Igor Gavrilov (Guglielmo) und Kairschan Scholdybajew (Roberto) v.l.n.r.

Suor Angelica

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