Münster, Städtische Bühnen – DAS SCHLAUE FÜCHSLEIN

von Leoš Janáček (1854-1928), Oper in drei Akten, Libretto: Leoš Janáček nach einer Novelle von Rudolf Těsnohlídek, UA: 6.11.1924, Brünn. Regie: Wolfram Mehring, Bühne/Kostüme: Roberto Rosello, Dramaturgie: Jens Ponath, in Deutscher Sprache mit deutschen Übertexten
Dirigent: Hendrik Vestmann, Sinfonieorchester Münster, Opernchor, Theaterkinderchor Gymnasium Paulinum, Choreinstudierung: Donka Miteva.
Solisten: Annette Johansson (Füchsin), Judith Gennrich (Fuchs), Peter Kovacs (Förster), Suzanne McLeod (Frau Försterin), Fritz Steinbacher (Schulmeister), Plamen Hidjov (Pfarrer), Donald Rutherford (Háraschta), u.v.a..
Besuchte Aufführung: 4. April 2009 (Premiere).

Kurzinhalt
munster-fuchslein.jpgEine kleine Füchsin wird vom Förster gefangen und zu Hause angeleint. Ihre Augen erinnern den Förster an ein Zigeunermädchen, das er einst für eine Nacht erobert hatte. Eines Tages ruft die Füchsin die Hennen zur Rebellion gegen den Hahn auf, der sie ständig zur Arbeit antreibt und selbst nichts tut. Völlig überraschend tötet die Füchsin die Federtiere. Als die Füchsin zur Strafe dafür erschossen werden soll, reißt sie sich von der Leine los und entflieht in den Wald. Sie trifft auf einen Fuchs, in den sie sich verliebt. Fuchs und Füchsin verbinden und vermehren sich und machen sich über die Dummheit der Menschen lustig. Die Füchsin fällt schließlich einem Wilderer zum Opfer. Der Förster, der vergeblich seine Füchsin sucht, entdeckt im Wald eine ganz junge Füchsin, vielleicht das Junge seiner entlaufenden Füchsin.
In dieser Art Fabelmärchen wird der ewigen Kreislauf von Werden und Vergehen, Lieben und Betrügen, Fressen und gefressen werden dargestellt. Schicksale der Tier- und Menschenwelt greifen ineinander.
Aufführung
Zu Anfang: Vier große Strohballen auf der Bühne, ein alter Holzwagen auf der linken Seite, das noch nicht abgeerntete Kornfeld vor der projizierten Skyline einer Großstadt dahinter. Die Tiere des Waldes laufen munter umher, während die Geräusche der Stadt – das Rauschen befahrener Straßen und das Hupen der Autos den Kontrast bilden.
Die Tiere versammeln sich schließlich, und erst hier setzt das Sinfonieorchester ein. Die Skyline verwandelt sich in einem blauen Himmel, die Idylle der Natur spiegelt sich in der Farbenpracht und in den sinfonischen Klängen des Orchesters. Der Specht zeigt kurzhackige Bewegungen, das Eichhörnchen sitzt auf einem Strohballen, flink umherguckend, mit den Vorderpfoten das Nußknabbern andeutend. Die Libelle tänzelt leicht umher. Insgesamt wird die Inszenierung von den jeweils charakteristischen Tierbewegungen und -gestiken, pantomimischen Darstellungen und Handlungsabläufen zu den Klängen der Musik getragen. Es blitzt – vier schwarze Raben erscheinen auf der Bühne, gefolgt von dem Förster. Der Himmel wandelt sich von blau zu lila. Die Lichteffekte verstärken während der gesamten Aufführung das idyllische Naturambiente. Die Masken und Kostüme der darstellenden Tiere sind der Vorgabe der Natur gut nachempfunden und bilden insgesamt ein buntes Farbspektrum. Außergewöhnlich viele Kinder übernehmen in dieser Inszenierung aktiv die Rolle der kleineren bzw. jüngeren Tiere des Waldes.
Sänger und Orchester
Dieses Werk wird auditiv hauptsächlich von dem Sinfonieorchester getragen, welches unter der Leitung von Hendrik Vestmann harmonisch, melodisch und rhythmisch allen Ansprüchen gerecht wird. Die Lautstärkebalance zwischen Orchester und Vokalisten fällt an einigen Stellen jedoch massiv auseinander. Die vielen zarten Vokalstimmen werden von den Orchesterklängen nicht selten übertönt. Annette Johansson (Füchsin) spielt die Rolle der Füchsin theatralisch sehr gekonnt. Stimmlich überzeugt sie durch sichere Intonation, geht aber häufig in der Lautstärke des Orchesterapparates unter. Peter Kovacs (Förster) hat Dank seiner kräftigen Baritonstimme mehr Gehör gefunden. Mit Judith Gennrich (Fuchs) ist der Sopran-Vorgabe des Komponisten entgegen gekommen. Sie spielt die Rolle exzellent und tritt stimmlich voluminöser hervor als Annette Johansson. Fritz Steinbacher (Schulmeister) glänzt mit einer sehr kräftigen und brillanten Tenorstimme. Er ist unter den Vokalisten dieses Abends hervorzuheben. Mit Ausdruck und hoher Textverständlichkeit singt er bravourös. Der Kindertheaterchor des Gymnasium Paulinum fügt sich mit einem zarten Chorgesang in die märchenhafte Stimmung der Inszenierung ein.
Fazit
Janáček beobachtete die Sprache seiner Landsleute genauso wie die Laute der Natur. In diesem Werk sind diese Naturbeobachtungen fantastisch eingeflossen. Die „Sprachmelodie“, die seinen Stil prägt, ermöglicht ohne häufige Gesangsnummern einen fließenden Handlungsstrom. Die Besetzung des Fuchses mit einer männlichen Stimme hätte die Ausgewogenheit der Stimmenverteilung gut getan. Neben den vielen zarten Stimmen stört die mangelnde Textverständlichkeit der meisten Vokalisten, die trotz deutscher Sprache das Mitlesen der deutschen Übertexte notwendig macht. Die Lichteffekte und die Kostümierung der Darsteller sowie deren darstellerische Leistung zu den Klängen des Sinfonieorchesters sind die Elemente, die die Inszenierung zu einem Augen- und Ohrenschmaus machen.
Britta Wandschneider

Bild: Michael Hötnschemeyer
Das Bild zeigt das Ensemble.

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