Altenburg, Landestheater – DIE FLEDERMAUS

von Johann Strauß (1825-1899), Operette in 3 Akten, Libretto: Carl Haffner und Richard Genée; UA: 5. April 1874, Wien
Regie: Thomas Enzinger, Bühne: Toto
Dirigent: Jens Troester, Philharmonisches Orchester Altenburg-Gera, Opernchor von Theater&Philharmonie Thüringen, ThüringenBallett. Solisten: Petern Paul Haller (Gabriel von Eisenstein), Franziska Rauch (Rosalinde), Bernhard Hänsch (Frank), Marie-Luise Dreßen (Prinz Orlofsky), Christoph Kayser (Alfred), Serge Novique (Dr. Falke), Günter Markwarth (Dr. Blind), Esther Puzak (Adele), Victória Kiss (Ida), Angelika Mann (Frosch).
Besuchte Aufführung: 25. Januar 2009 (Premiere)

Kurzinhalt
altenburg-fledermaus.jpgEisenstein ist verärgert, da er am Abend eine Arreststrafe wegen Beamtenbeleidigung antreten soll. Aufheiterung bringt ein von seinem Freund Dr. Falke gemachter Vorschlag, seinen Arrestantritt zu verschieben und mit ihm auf ein Fest des Prinzen Orlofsky zu gehen. In Frack und Zylinder nimmt Eisenstein von seiner Frau Rosalinde Abschied, die im Glauben bleibt, er gehe ins Gefängnis. Rosalinde empfängt nach seinem Abgang ihren Verehrer Alfred, nachdem sie die Kammerzofe Adele, im Glauben sie gehe zu ihrer kranken Tante, beurlaubt hat. In Wahrheit möchte auch sie zum Fest des Prinzen. Adele und Alfred werden vom Gefängnisdirektor Frank überrascht. Alfred gibt sich als Rosalindes Mann aus und muß nun für diesen die Gefängnisstrafe antreten. Auf dem Fest des Prinzen werden die Fäden von Falkes Rachespiel gesponnen, der sich für eine, durch Eisenstein erlittene Schmach rächen möchte. Dieser hat Falke einst betrunken in einem Fledermauskostüm auf der Straße abgesetzt und wird seitdem spöttisch Dr. Fledermaus genannt. So kommen Eisenstein als Marquis Renard, Frank als Chevalier Chagrin, Adele als Fräulein Olga und Rosalinde als maskierte ungarische Gräfin zum Fest, wobei Eisenstein nichts ahnend mit seiner eigenen Frau anbandelt. Als der Morgen graut, versammelt sich nach und nach die ganze Festgesellschaft bei Frank im Gefängnis und die wahren Identitäten der Protagonisten in Dr. Falkes Rachespiel werden aufgedeckt.
Aufführung
Die Bühnenausstattung macht durch das ganze Stück hindurch deutlich, daß hier keine tiefschürfend interpretatorischen Ansätze gesucht werden, sondern ein dem Stück angemessenes Ambiente geschaffen werden soll. Noch bevor sich der Vorhang hebt, tritt Prinz Orlofsky aus dem Zuschauerraum auf die Bühne und eröffnet das Stück. Eisensteins Wohnung im 1ersten Akt wird von den Farben Rot und Gold beherrscht. Rentiere aus Gold, von denen sich eines als Champagnerbar entpuppen wird, bevölkern den Raum, der von vier Fenstern und zwei großen Seitentüren im Hintergrund sowie zwei Sitzgruppen dominiert wird. Den zweite Akt dominiert eine große, goldglitzernde Freitreppe, durch deren Drehung der Blick auf neue Szenerien mit Sitzgruppen, Ballsaal und festlich gedeckter Festtafel freigegeben wird. Hinzu treten als Effekte ein überdimensionierter Lüster, der mit dem Prinzen Orlofsky von der Decke schwebt und Schneeflocken, die durch das von Champagnerkorken zerschossene Glasdach fallen. Alles wird von einer in Galakleidung gewandeten Festgesellschaft bevölkert. Das Gefängnis im dritten Akt, mit mehreren Zellentüren und Direktorenschreibtisch, wird im Kontrast dazu passend von der Grundfarbe Grau beherrscht, bis sich am Schluß die Bühne wieder zur Freitreppe dreht und buntes Lametta von der Decke schwebt.
Sänger und Orchester
In den Leistungen der Sänger zeigen sich Licht und Schatten, die insbesondere in den jeweiligen Soli zum Vorschein kommen. Franziska Rauch (Rosalinde) zeigt eine durchgehend solide Leistung, wirkt jedoch in den hohen Bereichen zu laut und gerade beim Solo im zweiten Akt Klänge der Heimat zu angestrengt und wenig temperamentvoll. Peter Paul Haller (Eisenstein) bleibt in den Duetten blaß und auch Marie-Luise Dreßen (Prinz Orlofsky) kann bei ihrem Solo im zweiten Akt mit fahler Stimme nicht überzeugen. Ausgeglichener und kräftiger erweisen sich Christoph Kayser (Alfred), Esther Puzak (Adele) und Serge Novique (Dr. Falke). Durchweg überzeugend sind die darstellerischen Leistungen, insbesondere bei Angelika Mann (Frosch), Günter Markwarth (Dr. Blind) und Bernhard Hänsch (Frank). Das Philharmonische Orchester Altenburg-Gera unter Jens Troester erweist sich als engagierter und adäquater Klangkörper Strauß’scher Melodien. Stimmlich stark und ausgewogen zeigt sich der Opernchor und auch den Damen und Herren des Thüringen Ballett gelingt es im zweiten Akt zum Walzer An der schönen, blauen Donau die Feststimmung in den Zuschauerraum zu übertragen.
Fazit
Eine im Gesamteindruck beschwingte und glanzvoll ausgestattete Aufführung mit einigen gesanglichen Schwächen, aber auf Grund der Spielfreude aller Beteiligten mit trotzdem perlenden Abgang.
Dr. Andreas Gerth

Bild: Stephan Walzl
Das Bild zeigt: Marie-Luise Dreßen (Prinz Orlofsky) und die Festgesellschaft im 2. Akt.

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