DIE ZAUBERFLÖTE – Luzern, Theater

von Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791), Oper in zwei Akten, Libretto: Emanuel Schikaneder. UA: 1791 Wien

Regie: Dominique Mentha, Bühne: Werner Hutterli, Kostüme: Birgit Künzler, Dramaturgie: Christian Kipper, Licht: Gérard Cleven

Dirigent: Sascha Goetzel, Luzerner Sinfonieorchester, Chor/Extrachor des Luzerner Theaters (Choreinstudierung: Lev Vernik) und der Knaben- und Mädchenkantorei Luzern (Choreinstudierung: Eberhard Rex)

Solisten: Simone Stock (Pamina), Sumi Kittelberger (Königin der Nacht), Regula Mühlemann (Papagena), Madelaine Wibom (Erste Dame), Caroline Vitale (Zweite Dame), Brigitte Kuster (Dritte Dame), Utku Kuzuluk (Tamino), Marc-Olivier Oetterli (Papageno), Boris Petronje (Sarastro) u.a.

Besuchte Aufführung: 6. November 2010 (Premiere)

Kurzinhalt

Der Königssohn Tamino ist einsam im Wald einer Schlange ausgeliefert und wird von drei Dienerinnen der Königin der Nacht gerettet. Diese bestimmt ihn zum Retter ihrer vom Priester Sarastro entführten Tochter Pamina und gibt Bild Paminas, in das er sich sofort verliebt. Er bekommt eine Zauberflöte, sein Weggefährte Papageno ein magisches Glockenspiel. Als Wegweisende stehen ihnen drei Knaben zur Seite. Sie ziehen los um Pamina zu befreien. Doch in der Gewalt des Sarastro müssen sich die Männer einer Probe stellen. Papageno besteht seine erste Prüfung nicht, er darf Tamino nicht weiter folgen; durch das Glockenspiel bekommt er aber eine Gefährtin, Papagena. Pamina begleitet Tamino durch die weiteren Proben, die Zauberflöte hilft ihnen, sie zu bestehen. Taminos Standhaftigkeit bringt ihm das Eheglück und die Aufnahme in den Kreis der Geweihten des Sarastro.

Aufführung

Spannung kommt auf, als es lang dunkel und still bleibt. Ein Bett in einem königlichen Blau, dahinter eine dunkle Wand mit leuchtenden Fenstern stehen im Vordergrund der Bühne. Unter dem Bett kriechen die drei Knaben hervor und der Dirigent, der in den Orchestergraben hinunterspringt und zu dirigieren beginnt. Zu Beginn der Ouvertüre sitzen die drei Knaben am Rande des Orchestergrabens, blättern in der Partitur. Tamino wälzt sich im Bett. Die drei Damen erscheinen, und retten ihn von der angreifenden Schlange. Das Bühnenbild ist auf ein Minimum reduziert. Schattenprojektionen werden hinzugefügt. Dominierend im Bühnenaufbau ist die transparente, mit übergroßen Blumen bemalte Zwischenwand. Die Kostüme sind schlicht, aber farbenfroh. Auffallend sind die Kleider der drei Damen mit aufwendigen Kragen. Die Königin der Nacht tritt in Weiß auf. Ihr Kostüm ist mit leuchtenden, schwingenden Stäben geschmückt. Über die Lautsprecher hört man ab und zu kurze Tonaufnahmen, um bestimmte Effekte zu erzeugen. Vogelstimmer schaffen Naturstimmung, Videobilder zeigen Feuer oder Wasser.

Sänger und Orchester

Der Chor des Luzerner Theaters zeigte sich musikalisch, aber auch schauspielerisch und tänzerisch von seiner besten Seite. Das Orchester gab unter Sascha Goetzel den Sängern Fundament. Die drei Knaben sangen intonationssicher und begeisterten außerdem mit ihrer reizenden Jugendlichkeit. Entzückend waren sie im Quartett mit Pamina im Finale. Gelungene stimmliche und spielerische Leistungen zeigte das Sängerensemble: Utku Kuzuluk (Tamino) war mit seinem anmutigem Tenor stets gut hörbar. Sein Spiel war eindrücklich und ergreifend. Er konnte das Publikum von seiner ersten Arie an Dies Bildnis ist bezaubernd schön (1. Akt) bezaubern. Der vor Spielfreude sprudelnde Marc-Olivier Oetterli (Papageno) rührte die Zuschauer mit seiner warmen Baßbaritonstimme. Höhepunkt war sein Duett mit Regula Mühlemann (Papagena) Pa-Pa-Pa im 2. Akt. Es gelang ihm, natürlich und komisch zugleich zu wirken. Simone Stock (Pamina) sang ihre Partie jugendlich. Da sie ohne viel Vibrato auskam, erschien ihre Stimme sehr klar. Besonders eingängig klang ihre Sopran bei Ach ich fühl’s sowie im Duett mit Papageno (2. Akt). Dies waren die sängerischen Prachtstücke der Aufführung. Boris Petronje (Sarastro) hatte eine überzeugende Bühnenpräsenz und einen angenehme Stimme, allerdings auch eine etwas undeutliche Aussprache. Die Gestaltung der Koloraturen von Sumi Kittelberger (Königin der Nacht) in der Arie O zitt’re nicht (1. Akt) wie auch in Der Hölle Rache (2. Akt) war bemerkenswert. Die drei Damen weckten Begeisterung in ihren Terzetten und den anderen Ensemblestücken.

Fazit

Schauspielerische Perfektion und genauer Orchestereinsatz ergänzten sich. Die bunten Farben waren anregend und erhöhten die Aufmerksamkeit. Etwas frei interpretierte die Regie Mozarts Werk: Statt in einer felsigen Gegend zu wandern schlief Tamino in seinem Bett, die Königin der Nacht schwebte herab statt auf ihrem Thron zu sitzen (1. Akt, 2. Bild). Der angenehme Orchesterklang und die wohlbekannten, angenehm gesungenen Melodien machten die Aufführung sehenswert. Das begeisterte Publikum feierte die Aufführung mit nicht enden wollendem Beifall.

Ruta Akelyte Hermann

Bilder: Ingo Höhn

Das Bild zeigt: Sumi Kittelberger (Königin der Nacht)

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