DON GIOVANNI – Köln, Oper

von Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791), Opera buffa in zwei Akten, Libretto: Lorenzo Da Ponte, UA: 1787 Prag

Regie: Uwe Eric Laufenberg, Bühne: Gisbert Jäkel, Kostüme: Antje Sternberg, Beleuchtung: Andreas Frank Dramaturgie: Birgit Meyer, Video: Gil Sperling

Dirigent: Markus Stenz, Chor der Oper Köln, Choreinstudierung: Andrew Ollivant

Solisten: Christopher Maltman (Don Giovanni), Simone Kermes (Donna Anna), Mirko Roschkowski (Don Ottavio), Nikolai Didenko (Komtur), Maria Bengtsson (Donna Elvira), Mikhail Petrenko (Leporello), Wolf Matthias Friedrich (Masetto), Claudia Rohrbach (Zerlina)

Besuchte Aufführung: 27. Juni 2010 (Premiere)

Kurzinhalt

Bei dem mißglückten Versuch, Donna Anna zu verführen, ersticht Don Giovanni ihren Vater im Kampf und entflieht. Nach einem weiteren Zusammentreffen erkennt Donna Anna in ihm den Mörder ihres Vaters und fordert ihrem Verlobten Don Ottavio auf, die Schandtat zu rächen. In der Zwischenzeit versucht Don Giovanni auf einem Ball sein Glück bei dem neuvermählten Bauernmädchen Zerlina. Alsdann nähert er sich in den Kleidern seines Dieners Leporello einer Zofe, während dieser sich in Don Giovannis Kleidern mit Donna Elvira, einer von Don Giovanni verlassenen Geliebten, beschäftigt. Doch die Verkleidung fliegt auf: Leporello gelingt die Flucht, und er trifft auf dem Friedhof wieder auf Don Giovanni. Der lädt den von ihm ermordeten Komtur zum Essen ein, der der Einladung folgt. Doch Don Giovanni muß ihm in die Hölle folgen. Ohne Reue zu zeigen verschwindet er. Die übrigen Beteiligten stellen fest, daß der, welcher Böses tut, auch bestraft wird.

Aufführung

Die Bühne ist eine Art nüchternes Hotelzimmer; kühles Cremeweiß herrscht vor. Anleihen aus der Technik von heute sorgen für Abwechslung: Leporello hat statt einer geschriebenen Liste von Don Giovannis Geliebten ein i-Phone mit Kontaktliste bei sich Man telefoniert mit Mobiltelefonen, und bei dem Fest auf Don Govannis Schloß wird mit nackten Brüste und Gesäßen nicht gespart. Masetto schlägt Zerlina ohne zu zaudern eine blutige Nase, bei Don Giovannis Dialog mit Donna Elvira ist als Videoprojektion ein Stierkämpfer zu sehen, der sein langes Messer dem Stier zwischen die Augen sticht. Alle weiblichen Darsteller stöckeln in sehr hohen Highheels und zumeist kurzen Röcken über die Bühne, wohingegen die männlichen Darsteller eher dezent gekleidet erscheinen. Insbesondere Don Giovanni wirkt mit attraktiver Gestalt und leicht angegrautem Haar wie für die Rolle geschaffen.

Sänger und Orchester

Das Orchester unter der Leitung von Markus Stenz verrichtet seine Arbeit recht ordentlich. Leichte Koordinationsschwierigkeiten zwischen Bühne und Orchester machen sich jedoch vor allem bei den schnellen Stellen bemerkbar, zudem sind kaum Differenzierungen der Dynamik oder Klangfarben wahrzunehmen. Christopher Maltmann (Don Giovanni) ist optisch sicherlich ein idealer Don Giovanni und genügt erfreulicherweise auch stimmlich der Partie. An wenigen Stellen mangelt es ihm aber ein wenig an stimmlicher Präsenz, was allerdings durch gelungene und tragfähige Pianostellen wieder ausgeglichen wird. Simone Kermes (Donna Anna) klingt in allen Lagen ausgeglichen, singt lediglich bei manchen Spitzentönen, vor allem am Anfang der Oper, etwas zu schwach. Claudia Rohrbach (Zerlina) gibt neben ihrem gewohnt runden und obertonreichen Sopranklang ihrer Zerlina gut nachvollziehbare menschliche Züge und macht sie somit zur Identifikationsfigur für den Zuschauer. Mirko Roschkowski (Don Ottavio), Nikolai Didenko (Komtur) und Wolf Matthias Friedrich (Masetto) zeigen sich in ihren Partien souverän. Maria Bengtsson (Donna Elvira) erfreut mit ausgeglichener und schöner Stimme in allen Lagen, und Mikhael Petrenko (Leporello) agiert zwar etwas hölzern, doch singt er zum Ausgleich umso engagierter. Allen Beteiligten ist eine deutliche Intensitätssteigerung des musikalischen Ausdrucks zum Ende der Oper hin anzumerken.

Fazit

Trotz gelungener Gesangsleistungen stört eine wenig erfreuliche Regieführung; oft wirken sogar zunächst nette Einfälle auf den zweiten Blick wie Effekthascherei. Beispielsweise scheinen die Videoprojektionen wichtiger zu sein als die musikalisch wirksamen Momente und lenken insbesondere während der Arien enorm von der Musik und der Gesangsleistung ab. Zudem kann mit wohl Recht gefragt werden, ob beispielsweise die von Don Giovanni geforderte „Freiheit“ wirklich nur sexuelle Freiheit im Sinne der Orgie bedeutet, wie sie hier vorgeführt wurde, und auch, ob die fast vollkommene Wehrlosigkeit aller weiblicher Darstellerinnen von Librettist und Komponist wirklich so vorgegeben ist, daß z.B. Masetto Zerlina eine blutige Nase verpaßt und sie trotzdem klaglos Arm in Arm mit ihm nach Hause geht.

Raika Simone Maier

Bild:  Karl Forster

Das Bild zeigt: (v.l.n.r.) Mikhael Petrenko (Leporello), Claudia Rohrbach (Zerlina), Wolf Matthias Friedrich (Masetto)

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