Bonn, Opernhaus – DIE LIEBE ZU DEN DREI ORANGEN

von Sergej Prokofjew (1851 – 1953), Oper in vier Akten und einem Prolog, Libretto vom Komponisten und Véra Janacopoulos nach Carlo Gozzis szenischem Märchen L´amore delle tre melarance, UA: 1921, Chicago, Auditorium Theatre
Regie: Philipp Himmelmann, Bühne: Hermann Feuchter, Kostüme: Katherina Kopp, Beleuchtung: Thomas Roscher, Dramaturgie: Sabine Radermacher, Choreographie: Miguel Angel Zermeño
Dirigent: Roland Trechet, Beethoven Orchester Bonn, Chor und Herren des Extrachores, Choreinstudierung: Sibylle Wagner
Solisten: Rúni Brattaberg (König), Mark Rosenthal (Prinz), Anjara I. Bartz (Prinzessin Clarisse), Pavel Shmulevich (Leander), Tansel Akzeybek (Truffaldino), Giorgos Kanaris (Pantalon), Martin Tzonev (Zauberer Tschelio), Ingeborg Greiner (Fata Morgana) u.a.
Besuchte Aufführung: 29. November 2009 (Premiere, in deutscher Sprache)

Kurzinhalt
bonn-3-orangen.jpgIm Prolog beschließen die Anhänger verschiedener Theaterrichtungen, ein neues Stück zu versuchen: Die Liebe zu den drei Orangen. In diesem sofort umgesetzten Stück soll der kranke Prinz von seiner Hypochondrie geheilt werden. Truffaldino wird vom König engagiert; es wird ein großes Fest als Lach-Therapie gegeben. Eine Gesundung kann sich jedoch deswegen nicht einstellen, weil der Prinz von den machtgierigen Gestalten Fata Morgana, Leander, Clarisse und Smeraldine im Bann gehalten wird. Erst als Fata Morgana auf dem Fest stolpert lacht der Prinz aus vollem Hals. Hierüber gerät sie so in Zorn, daß sie ihn mit einem Fluch belegt. Der Prinz ist fortan von der Liebe zu drei Orangen besessen. Sofort bricht er mit Truffaldino auf um diese zu suchen. Die Orangen werden erbeutet und ihnen entsteigt Prinzessin Nicoletta. Nach einigen Umwegen gelingt es schließlich dem Prinzen, sie heim in das Königreich seines Vaters zu bringen.
Aufführung
Die Bühne selbst ist ein Theater. Es befinden sich Logen auf beiden Seiten der Bühne, während ein roter Samtvorhang die Bühnenmitte verdeckt. Dieser hebt sich von Zeit zu Zeit um den Blick in die Bühnentiefe zuzulassen. Verschiedenfarbige Beleuchtung verändert dann den Hintergrund. Chor und Solisten bieten dem Publikum teils einen abwechslungsreichen Anblick, teils ein etwas chaotisches Durcheinander. Gut und Böse werden durch die Farbgebung voneinander unterschieden. Einiges erschließt sich den Zuschauer nicht vollständig, z.B. ist nicht erkennbar, weswegen die Köchin in Gestalt einer Menschenfresserin oder der König in seiner Funktion als tugendhafter Herrscher überlebensgroß dargestellt werden.
Sänger und Orchester
Das Orchester hat unter der Leitung von Roland Trechet an manchen Stellen einen etwas schrillen Klang. Selbst denjenigen Stellen, die durch ihren puren Schönklang bestechen, beispielsweise Ninettas Gesängen, mangelt es ein wenig an einem fließenden Legato. Allerdings werden die Sänger zumeist dynamisch ansprechend und umsichtig unterstützt. Die Artikulation der Solisten ist mit Ausnahme von Ingeborg Greiner als Fata Morgana außerordentlich gut; auch klanglich ist das Ensemble gut gewählt. Musikalisch einfallsreich ist die Interpretation von Martin Tzonevs (Zauberer Tschelio) Farfarello-Ruf am Anfang des dritten Aktes, indem er seine Untergebenen zunächst selbstbewußt, dann überzeugt, ärgerlich und endlich zweifelnd ruft. Daß die Partie des Prinzen einige Tücken hat, zeigt sich bei Mark Rosenthals Interpretation vor allem im dritten Akt bei den Spitzentönen.
Fazit
Bei dieser Inszenierung handelt es sich um eine nicht ungelungene Produktion. Wird jedoch in Betracht gezogen, daß es um eine Opernvorlage geht, die an sich schon sehr kurzweilig ist, stellt sich doch die Frage, weswegen wenig wirklich humoristische Momente zu sehen und zu hören sind. Das Potential der Darsteller wie auch der Opernvorlage scheint nicht in vollem Umfang ausgeschöpft worden zu sein. Der Produktion ist zu wünschen, daß sich nach dem Premierenfieber eine entspanntere Atmosphäre ausbreiten wird und manche Feinheiten dadurch noch besser zum Ausdruck kommen können als das jetzt geschehen ist.
Raika Simone Maier

Bild: Thilo Beu
Das Bild zeigt: Tansel Akzeybek (Truffaldino), Vardeni Davidian (Prinzessin Ninetta),
Mark Rosenthal (Der Prinz) und Chor

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