Münster, Städtische Bühnen – RIGOLETTO

von Giuseppe Verdi (1813-1901), Oper in 3 Akten, Libretto: Francesco Maria Piave nach Victor Hugos Le roi s’amuse, UA: 11. März 1851, Teatro La Fenice, Venedig
Regie: Andreas Baesler, Bühnenbild: Hermann Feuchter, Dramaturgie: Jens Ponath, Kostüme: Henrike Bomber
Dirigent: Thorsten Schmid-Kapfenburg, Sinfonieorchester Münster, Chor: Herren des Opernchores Einstudierung: Donka Miteva
Solisten: Jaco Venter (Rigoletto), Andrea Shin (Herzog), Henrike Jacob (Gilda), Plamen Hidjov (Sparafucile), Judith Gennrich (Maddalena) u.a.
Besuchte Aufführung: 24. Oktober 2009 (Premiere)

Kurzinhalt
munster-rigoletto.jpgRigoletto ist Hofnarr im Palast des Herzogs von Mantua. Als Graf Monterone den Herzog wegen der Entehrung seiner Tochter anklagt, verflucht er auch den stets spöttischen Rigoletto. Abseits vom höfischen Treiben hält der Narr seine geliebte Tochter Gilda versteckt, um sie vor den Gefahren des Lebens zu schützen. Er ahnt jedoch nichts von einer Liebschaft zwischen Gilda und dem Herzog. Gilda wird von dem höfischen Gefolge entführt und gesteht ihrem Vater daraufhin ihre Liebe zum Herzog. Rigoletto beauftragt den Mörder Sparafucile mit der Ermordung des Herzogs. Gilda entscheidet sich dafür, sich für ihren Geliebten zu opfern. Sie stirbt in den Armen ihres Vaters.
Aufführung
Jeder Akt trägt eine Überschrift. Der Fluch, Das Verbrechen und Die Rache werden jeweils vor Beginn eines jeden Aktes in großen roten Lettern auf den geschlossenen Vorhang projiziert, bevor die Handlung beginnt. Marmorwände schaffen das Ambiente eines Palastes. Ein gelb-schwarzes Baustellenband wird unauffällig in das Bühnenbild integriert und tritt in denjenigen Szenen hervor, in denen die heruntergekommene Gegend abseits des Hofes gezeigt wird. In warmer Beleuchtung hebt sich das Zimmer Gildas vom düsteren Bühnenbild ab. Bunte Lampen in Teddyform und wild gepinselte rote Herzen an den Wänden spiegeln das Wesen der Tochter Rigolettos wider. Die Beleuchtung wechselt im Laufe der drei Akte vom tiefen Blau der Nacht bis hin zum satten Rotlicht während der höfischen Orgien. Rigolettos Kostümierung besteht aus einer blauen Weste, einem künstlichen Buckel und einem bunten Hut. Sein verletztes Bein zieht er schwerfällig nach. Hat er sich seiner Maske entledigt, bleibt von dem höhnischen Narr nur noch ein hilfloser, angsterfüllter Mann zurück.
Die Bläser des Orchesters treten als Statisten auf, und zwar als Begleitmusiker beim Fest des Herzogs. Die orchestrale Begleitung zur berühmten Arie La donna e mobile (Wie trügerisch sind Weiberherzen) erklingt scheinbar aus einer Jukebox. In übermütiger Manier singt und tanzt der Herzog dazu. Dabei trägt er eine schwarze Lederjacke und eine undurchsichtige Sonnenbrille. Als das Schicksal Gildas am Ende des dritten Aktes besiegelt ist, treten, Rigoletto ausgenommen, alle Protagonisten mit Totenkopfmasken auf.
Sänger und Orchester
Jaco Venter (Rigoletto) überzeugte von Beginn an mit seiner kräftigen Baritonstimme. Besonders authentisch wirkt seine verzweifelte Arie Cortigiani vel‘ razza dannata – Höflinge, verdammte, niederträchtige Sippe. Dynamisch abwechslungsreich und mit emotionalem Spiel gelingen ihm dabei die spannungsgeladenen Wechsel zwischen Wut und Verzweiflung. Gleitend changiert er zwischen hoffnungslosem Aufruf und klagender Melodie. Als liebevolle Tochter und leidenschaftliche Geliebte wußte Henrike Jacob (Gilda) ihre klare Sopranstimme sowohl in den lyrischen als auch in den ungestümen Passagen einzusetzen. Scheinbar ohne Mühe sang sie die koloraturreichen Abschnitte ihrer Partie und verstand es auch, jede dramatisch-musikalische Gefühlsregung in Stimme und Körper glaubwürdig abzubilden, etwa die unschuldige Verliebtheit der Gilda in der Arie Caro nome – lieber Name. Andrea Shin kehrte die anrüchige Persönlichkeit des Herzogs mit schmeichelnder Stimme und energischem Spiel heraus. Besonders in der Eingangsarie Questa o quello – diese oder jene verleiht er seiner hellen Stimme ein angemessenes Maß an Arroganz und schafft es auf diese Weise, den Verführer überzeugend darzustellen.
Dem Sinfonieorchester Münster gelingt eine geradlinige und differenzierte Steigerung des musikalischen Ausdrucks, der düsteren Handlung der Oper entsprechend. Die Rezitative wurden präzise und mit dynamischer Sensibilität begleitet. Thorsten Schmid-Kapfenburg dirigierte mit einem ausgeprägten Gespür für die ständig gegenwärtige, unterschwellige Anspannung, die die Musik schildert. Besonders in der Gewittermusik im dritten Akt führte er sein Orchester souverän zu einem imposanten Finale, in der die akkurate einsetzenden Paukenschläge und die furiosen Einsätze der Bläser zu einer eindrucksvollen Imitation der Naturgewalten wurden. Ungeachtet der unzähligen Produktionen von Rigoletto haucht Schmid-Kapfenburg diesem populären Stoff frische Begeisterung ein. Besonders seine ausgewogenen Tempovorgaben sind lobend zu erwähnen.
Fazit
Stehender Applaus gab es für eine aufregende Inszenierung. Die Oper büßt in dieser Produktion trotz moderner Bühnenelemente und vorsichtig eingesetztem Humor nichts von ihrer Tragik ein. Die Hauptdarsteller drückten die Leidenschaften ihrer Rollen auf eindrucksvolle, ja meist ergreifende Weise aus.
Laura Hamdorf

Bild: Michael Hörnschemeyer
Das Bild zeigt: Im Vordergrund von links: Plamen Hidjov (Sparafucile), Jaco Venter (Rigoletto)

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