La Cenerentola ossia – La bontà in trionfo – Köln, Oper

von Gioachino Rossini (1792-1868) Drama giocoso nach Charles Perrault, Libretto: Jacopo Ferretti, UA: 25. Januar 1817, Teatro valle, Rom

Regie: Cecilia Ligorio, Bühne: Gregorio Zurla, Kostüme: Vera Pierantoni Giua

Dirigent: Matteo Beltrami und das Gürzenich-Orchester Köln

Solisten: Adriana Bastidas-Gamboa (Angelina), Pablo Martinez (Don Ramiro), Wolfgang Stefan Schwaiger (Dandini), Omar Montanari (Don Magnifico), Jennifer Zein (Clorinda), Charlotte Quadt (Tisbe), Christoph Seidl (Alidoro)

Besuchte Aufführung: 17. Dezember 2022 (Premiere)

Kurzinhalt

Die junge Angelina lebt als Stieftochter von Don Magnifico wie eine Dienstmagd mit ihren Stiefschwestern Clorinda und Tisbe zusammen. In de Kleidern seines Dieners Dandini trifft Prinz Don Ramiro auf die Stieftochter Angelina und ist sofort von ihr angetan. Auch sie erwidert diese Gefühle. Durch Alidoros Hilfe kann Angelina als Unbekannte am Ball des Prinzen teilnehmen. Währenddessen setzen ihre Stiefschwestern alles daran, den vermeintlichen Prinzen zu verführen und für sich zu gewinnen. Als Dandini in Verkleidung von Don Ramiro um sie wirbt, weist sie ihn ab, da sie in seinen Diener, eben den Prinz, verliebt ist. Dadurch ist Ramiro von der Aufrichtigkeit ihrer Gefühle überzeugt. Als Erkennungszeichen übergibt Angelina ihm einen Armreif, mit dem er sie wiederfinden soll. Das glückliche Ende naht: Don Ramiro findet Angelina wieder und macht sie zu seiner wahren Prinzessin. Angelina vergibt ihrem Stiefvater und ihren Stiefschwestern.

Aufführung

Bühnenbild und Kostüme sind von Revuefilmen aus den 1940er/50er Jahren inspiriert. Zu Beginn zeigt die Bühne das Innere eines Hauses mit Mustertapete, Sofa und Fenstern. Später verwandelt sich das Geschehen in eine Tanzbühne, wie man sie aus Hollywood-Tanzfilmen kennt. Die großen leuchtenden Buchstaben PALACE sind auf der Bühne aufgestellt und Spiegel im Hintergrund angebracht. Die Kostüme sind an die 1940er Jahre angelehnt: die Stiefschwestern tragen auffällige Abendgarderobe mit figurbetonten knöchellangen Tanzkleidern in Schwarz und Gold, Angelina ein weißes Satinkleid, die Herren elegante, dandyhafte Anzüge. Die Szenen werden von einem Tanzensemble aus sechs Männern mit zeitgenössischen Tanzeinlagen begleitet. Das verleiht der gesamten Inszenierung eine Leichtigkeit und Eleganz, wie man sie aus Tanzfilmen mit Fred Astaire oder Judy Garland kennt.

Sänger und Orchester

Die Ouvertüre wird von Matteo Beltrami mit einem vorsichtigen und sehr feinteiligen Dirigat eröffnet. Dabei legt er sehr viel Wert darauf, auch die kleinen rhythmischen Bewegungen hervorzuheben und schafft durch diese Präzision in allen Instrumenten einen spielerischen und glanzvollen Klang. Jennifer Zein (Clorinda) und Charlotte Quadt (Tisbe) singen beide mit einem hellen, koketten Sopran, den sie ihren Rollen entsprechend gekonnt überspitzt ausdrucksstark zur Geltung bringen. Dabei überzeugen sie gleichzeitig durch ein sehr hysterisches Schauspiel, räkeln sich auf dem Sofa, werfen sich dem Prinzen sowie ihrem Vater um den Hals, schreien und geifern auf der Bühne, was das Zeug hält.

Adriana Bastidas-Gamboa (Angelina) bildet mit ihrem dunklen Mezzosopran dazu ein Gegengewicht. Sie singt mit einer schweren und düsteren Betonung, schafft es aber auch in den Höhen zu brillieren und ihren Sopran an- und abschwellen zu lassen. Die Verzweiflung ihrer Situation bringt sie im ersten Akt durch eine zarte Betonung im sotto voce besonders gut zum Ausdruck.

Der italienische Bariton Omar Montanari (Don Magnifico) besticht durch seine unglaublich flexible Stimme, die er sowohl im Parlandostil sehr gut einsetzt, als auch in den Spitzentönen zu großem Volumen anschwellen läßt. Mit seiner, majestätisch klaren Stimme ist er besonders in den schnellen Arien ein Genuß: den Wettbewerb im Schnellsprechen gewinnt er dank seiner rhythmischen Präzision und der klaren Artikulation. Schauspielerisch betont er den Stiefvater durch überzogene Gesten als Fiesling und Trunkenbold und sorgt so für einige Lacher.

Pablo Martinez’ (Don Ramiro) Tenor hat ein helles, fast schon zerbrechliches Timbre, was sehr gut zu seiner Rolle als verliebter Prinz paßt. Im Belcanto-Stil singt er sich durch die Arien und legt dabei sehr viel Wert auf die romantischen Töne und die emotionalen Raffinessen.

Wolfgang Stefan Schwaiger (Dandini) füllt mit seinem voluminösen, sehr klaren Baß den Raum und beherrscht dabei besonders durch seine technische Sicherheit sowohl in die lauten als auch die leisen Partien. Während der Arien tanzt er stolzierend über die Bühne und erinnert dabei an Fred Astaire. Christoph Seidl (Alidoro) gibt mit seinem warmen Baß eine väterliche Figur für Angelina ab und betont dies auch durch sein Schauspiel, indem er sie in den Arm nimmt, tröstet und dabei seinen Baß sanft durch die Töne gleiten läßt.

Fazit

Bei einer so gelungenen Aufführung bleibt nicht viel mehr zu sagen als: Wow! Neben der großartigen musikalischen Leistung ist sowohl die Wahl des Bühnenbildes, der Kostüme, Tanzeinlagen und der schauspielerischen Darbietung einfach gelungen. Publikumslieblinge sind neben Adriana Bastidas Gamboa, Pablo Martinez und Omar Montanari, vor allem die Tänzer, die dem Abend einen besonderen Glanz verleihen. Einfach alles zum Genießen!

Melanie Joannidis

Bild: Matthias Jung

Das Bild zeigt: Herrenchor der Oper Köln, Tänzer, Omar Montanari (Don Magnifico)

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