Köln, Oper – DIE MEISTERSINGER VON NÜRNBERG

Musik und Text von Richard Wagner, UA: 21. Juli 1868, Hofoper München
Inszenierung: Uwe Eric Laufenberg, Bühne und Kostüme: Tobias Hoheisel, Licht: Wolfgang Göbbel, Dramaturgie: Georg Kehren, Video: Falko Sternberg, Chor: Andrew Ollivant
Dirigent: Markus Stenz, Gürzenichorchester Köln
Solisten: Robert Holl (Hans Sachs), Bjarni Thor Kristinsson (Veit Pogner), Thorsten Scharnke (Kunz Vogelgesang), Johannes Martin Kränzle (Sixtus Beckmesser), Marco Jentzsch (Walther von Stolzing), Martin Kronthaler (Fritz Kothner), Alexander Fedin (Balthasar Zorn), Ulrich Hielscher (Hermann Ortel), Carsten Süß (David, Sachsens Lehrbube), Astrid Weber (Eva), Dalia Schaechter (Magdalene), Dennis Wilgenhof (Ein Nachtwächter), u.a.
Besuchte Aufführung: 20. September 2009 (Premiere)

Kurzinhalt
koeln-meistersinger.jpgDer Ritter Walther von Stolzing erblickt Pogners bezaubernde Tochter Eva. Diese soll demjenigen zur Frau gegeben werden, der den Meistersingerwettstreit gewinnt. Die Meistersingerrunde lehnt den Ritter zunächst wegen seines unkonventionellen, nicht regelkonformen Probeliedes ab. Allein der Schuster Hans Sachs tritt für ihn ein und erkennt sein Talent. Auch der Stadtschreiber Beckmesser interessiert sich für Pogners Tochter, doch am Ende ist es Walther von Stolzing der den Wettstreit und Eva für sich gewinnt.
Aufführung
Die drei Akte werden jeweils drei Zeitebenen zugeordnet. Der erste spielt im ausgehenden Mittelalter –einzig Marco Jentzsch gerät als Fremdling mit Handy, Digitalkamera und schwarzem Anzug in die spätmittelalterliche Welt und fügt sich erst später durch Überziehen einer pelzbesetzten Weste in diese ein, der zweite Akt in der Mitte des 19. Jahrhunderts, der Entstehungszeit der Oper, und der dritte in den 50er Jahren der Nachkriegszeit und der Jetztzeit. So besteht das Bühnenbild im ersten Akt aus einem vergoldeten Portal, das einen gotischen Kirchenraum andeutet und spätmittelalterlich gekleideten Akteuren. Die Prügelszene am Ende des zweiten Aktes endet mit Toten auf einer rasch aufgerichteten Barrikade. Die Staatsmacht stellt die Ruhe durch eine Gewehrsalve wieder her. Das letzte Bild der Oper ist ein Nachbau der äußeren Fassade der Kölner Oper am Offenbachplatz mit Blick auf das angrenzende 4711- Gebäude.
Sänger und Orchester
Robert Holls (Hans Sachs) tiefer wohlklingender Baß und seine Statur geben der Figur des Schusters glaubwürdige Gestalt und vor allem in der Auseinandersetzung mit Johannes Martin Kränzle (Beckmesser), Jerum, jerum, hallo, hallo, he, zeigt er nicht nur sängerisches, sondern auch schauspielerisches Talent.
Johannes Martin Kränzle (Beckmesser) ist, obwohl Verlierer des Ringens um Astrid Weber (Eva), eindeutig einer der Gewinner des Abends. Daß er sein Fach beherrscht steht außer Frage. Aber gerade die Stellen, an denen er sein künstlerisches Nichtkönnen unter Beweis stellen muß, spielt und singt er besonders gut. Er sorgt für einige Lacher im Publikum, schafft es aber gleichzeitig, fast mitleidige Blicke auf sich zu ziehen. Er führt seine Baritonstimme in die Tiefe, aber auch leicht in die Höhe – eine Wandelbarkeit, die die Rolle als zunächst strenger Stadtschreiben und später dann verwirrter Werbender von ihm verlangt.
Marco Jentzsch (Walther von Stolzing) lieferte bei seinem Rollendebüt eine solide Leistung, wobei man ihm einige kleinere Schwächen z.B. in seinem Werbelied Morgendlich leuchtend im rosigen Schein durch sein leidenschaftliches Spiel nachsehen konnte. Gegen Ende fehlte dann doch die Kraft, die Partie ganz durchzustehen, doch man erkennt eindeutig das Potential, das in diesem jungen Sänger steckt.
Seine angebetete Astrid Weber (Eva), intoniert sauber, singt aber leider den Text nicht immer verständlich. Den Text ist kaum verständlich (es gibt keinen Übertitel). Lediglich Dalia Schaechter (Magdalene) artikuliert stets gut und sauber.
In ganz besonderer Erinnerung bleibt das Quintett Selig wie die Sonne, gesungen von Robert Holl (Hans Sachs), Marco Jentzsch (Walther von Stolzing), Astrid Weber (Eva), Dalia Schaechter (Magdalene) und Carsten Süß (David).
Das Gürzenichorchester unter der Leitung von Markus Stenz ist wie gewohnt gut und beweist, daß Köln einen wunderbaren Klangkörper speziell auch für Wagner parat hat.
Fazit
Ein sich rundum lohnender Opernabend. Sehr gute Sägerinnen und Sänger, beeindruckende Kostüme, schöne Bühnenbilder. Eine Opernaufführung, die nicht um jeden Preis modern sein will, sondern einfach Spaß macht und trotz der Spiellänge niemals Langeweile aufkommen lässt. Die Inszenierung unternimmt einen Parforceritt durch die deutsche Geschichte seit dem Spätmittelalter bis zur Jetztzeit und spiegelt gleichzeitig auch die Rezeptionsgeschichte der Oper wider. Vielleicht wirkt die Verlagerung der Festwiese auf den Kölner Offenbachplatz im fünften Aufzug des dritten Aktes auf den einen oder anderen zu provinziell, aber gerade für die Kölner ist auch dies eine Freude.
Katharina Rupprich

Bild: Forster
Das Bild zeigt: Robert Holl (Hans Sachs), Astrid Weber (Eva)

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