Dresden, Semperoper – L’UPUPA UND DER TRIUMPH DER SOHNESLIEBE

von Hans Werner Henze (*1926), Musik und Text, Ein deutsches Lustspiel in elf Bildern, UA: 2003, Salzburg
Regie: Nikolaus Lehnhoff, Bühne: Roland Aeschlimann, Kostüme: Andrea Schmidt-Futterer
Dirigent: Stefan Lano, Sächsische Staatskapelle und Chor Dresden
Solisten: Claudia Barainsky (Prinzessin Badi’at), John Mark Ainsley (Der Dämon), Wolfgang Schöne (Der alte Mann Al Radschi el-Din), Christa Mayer (Malik), Markus Butter (Al Kasim), Jacek Laszczkowski (Adschib), Georg Zeppenfeld (Gharib)
Besuchte Aufführung: 1. Juni 2009 (Premiere)

Kurzinhalt

dresden-lupupa.jpgDer alte Mann vermißt schmerzlich Upupa, ein Wiedehopfweibchen. Daher schickt er seine drei Söhne, ihm den Vogel zurückzubringen. Sie kommen an ein großes Tor, an dem sich ihre Wege teilen. Adschib und Gharib bleiben lieber kartenspielend zurück, der jüngste Bruder Al Kasim stellt sich den Prüfungen und trifft einen Dämon, der ihn zu Malik bringt. Dieser überläßt ihm den Vogel unter der Bedingung, die Prinzessin Badi’at zu befreien. Aber Al Kasim verliebt sich in die Prinzessin. Als Gegenleistung für ihre Freilassung wird eine Zauberkiste gefordert, auch dies gelingt. Am großen Tor trifft man sich mit den Brüdern wieder, sie werfen Al Kasim und Badi’at in einen Brunnen. Der Dämon rettet sie, zum Dank wird ihm ein mystischer Apfel versprochen. Inzwischen sind die Brüder beim alten Mann angekommen und überreichen Vogelkäfig und Zauberkiste. Er läßt die Upupa frei. Der Zauberkiste entsteigen drei lautstarke Gnome. Erst mit dem Erscheinen von Al Kasim kehrt Ruhe ein. Die beiden Brüder werden verbannt, die Hochzeit zwischen Al Kasim und Badi’at soll alsbald stattfinden. Doch Al Kasim will noch den Apfel für seinen Dämon besorgen. Die Reise hört nie auf.

Aufführung
Zwei ineinander verzahnte kreisförmige Treppentürme schaffen auch bei raschem Handlungsfortgang ebenso schnell durch einfache Drehung – auch gegenläufig – neue Perspektiven und Spielorte. Andrea Schmidt-Futterer unterstreicht farblich die Charakterzüge der bösen Brüder, deren Kostüme in grün bzw. rot gehalten sind. Lediglich die Charakterstärke von Al Kasim wird mit einem würdevollen Blauton unterstrichen. Der Dämon ist mehr ein Schutzengel in Zartrosa mit Flügeln, Malik ein typischer chinesischer Mandarin mit langem Bart, Dijab ein in violett gehaltener Diktator.
Sänger und Orchester
Für die Ohren ist es ein Fest. Die Sächsische Staatskapelle musiziert unter Stefan Lano ebenso bezaubernd wie präzise. Vor allem jedoch ist das Sängerensemble als herausragend zu bezeichnen – allein schon wegen der Wortverständlichkeit aller Akteure. Markus Butter als Al Kasim entspricht dem vom Komponisten geforderte Heldenbariton mit viel zartem Schmelz. John Mark Ainsley als Dämon ist an dem Abend etwas heiser, Claudia Barainsky als Prinzessin Badi’at neigt etwas zum Tremolieren. Beide verstehen es aber, mit ihrer Sangeskunst zu fesseln. Die Brüder werden von Jacek Laszczkowski (Adschib) als heller Knabensopran und von Georg Zeppenfeld (Gharib) als Baß mit sicherer Tiefe dargestellt. Den Tyrannen Dijab gestaltet Jacques-Greg Belobo mit viel Farbe – auch in der Stimme. Christa Mayer überrascht als Malik mit höchsten Tönen und auch die subtilen Gestaltungsmöglichkeiten von Wolfgang Schöne als alter Mann rühren die Herzen.
Fazit
Die kongenialen Bühnenbilder von Roland Aeschlimann sind voll einfacher Schlichtheit und einrucksvoller Poesie. Das Werk Hans Werner Henzes und die Oper L’Upupa im speziellen ist eine ironische Auseinandersetzung mit historischen, politischen und musikalischen Modellen. Schon die Umsetzung arabischer Märchen in einem deutschen Lustspiel hält dem deutschen Musikwesen den Spiegel vor.
Auch deshalb ist es eine Sternstunde für die Oper des 20. Jh. im 21. Jh. Stürmischer Applaus für alle Mitwirkenden für eine maßstabsetzende Leistung. Der Spielwitz im Werk wurde durch die Inszenierung mehr als deutlich und belegt, daß Henze einer der wichtigsten Komponisten unserer Tage ist. Der in der Vorstellung anwesende Komponist Henze wurde vom Publikum und Mitwirkenden euphorisch gefeiert. Der 83jährige schien auch sehr zufrieden, jedenfalls feierte er mit den Mitwirkenden noch lange bis nach Mitternacht. Nikolaus Lehnhoff läßt in einer bunten Farbenwelt eine typische Märchenoper entstehen.Oliver Hohlbach

Bild: Matthias Creutziger
Bildlegende: Die Befreiung der Prinzessin scheint zunächst zu scheitern

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