Cottbus, Staatstheater – DIE VERKAUFTE BRAUT

von Bedřich Smetana (1824-1884), Komische Oper in 3 Akten, Libretto: Karel Sabina, UA: 30. Mai 1866, Prag
Regie: Wolfgang Lachnitt, Bühne: Bernd Franke, Kostüme: Nicole Lorenz, Choreographie: Anna Lisa Canton, Choreinstudierung: Christian Möbius
Dirigent: Evan Christ, Philharmonisches Orchester des Staatstheaters Cottbus, Chor und Extrachor des Staatstheaters Cottbus
Solisten: Gesine Forberger (Marie), Jens Klaus Wilde (Hans), Andreas Mitschke (Kecal), Dirk Kleinke (Wenzel), Volker Maria Rabe (Krušina), Carola Fischer (Ludmilla), Hans Arthur Falkenrath (Tobias Micha), Anna Fischer (Háta), Frank Wustlich (Springer), Anne Schierack (Esmeralda), Thomas Pöschel (Muff), u. a.
Besuchte Aufführung: 20. Mai 2009 (Premiere 4. April 2009, in deutscher Übersetzung von Kurt Honolka)

Kurzinhalt
cottbus-braut.jpgEs ist Jahre her, daß Bauer Krušina mit dem reichen Tobias Micha einen Vertrag schloß, durch den Krušinas Tochter Marie „Michas Sohn“, zu dem Zeitpunkt war Hans gemeint, versprochen wurde. Micha heiratete erneut und aus der Ehe ging Wenzel hervor, während Hans im Zorn für lange Zeit fortging. Für alle unerkannt kam Hans zurück, wobei sich Marie und Hans ineinander verliebten. Kecal indes fordert von Krušina und Ludmilla die Vertragserfüllung mit Micha ein, jedoch soll Marie nun als „Michas Sohn“ den tolpatschigen Wenzel ehelichen. Obwohl Hans, im Wissen um die Klausel des Urvertrages, scheinbar einen weiteren Vertrag zum Verzicht auf Marie unterzeichnet, hält diese zweifelnd weiter zu ihm. Am Schluß offenbart Hans seine wahre Identität und beide, Marie und Hans, können sogar vertragsgemäß zueinander finden, denn sie wird mit ihm „Michas Sohn“ heiraten. Kecal und Wenzel indes werden verspottet.
Aufführung
Alle Szenen der Aufführung sind vom gleichen Grundbühnenbild bestimmt. Die Flanken sind mit einer roten sowie einer weißen hohen Lattenwand abgegrenzt, die mit großen Türen versehen sind. Ein nach hinten ansteigendes Podium mit Kunstrasen und Sonnenblumen imitiert ein Dorfidyll, auf dem die Akteure mit alten Fahrrädern anrauschen und der romantische Bühnenwagen des Zirkusvolkes vorgefahren kommt. Vom Bühnenboden fallender Regen zu Beginn und Ende der Oper, ein Wassergraben und intelligente Ausleuchtung sorgen für stimmungsreiche Naturschilderungen. Die Kostüme und Requisiten vermitteln dazu das passende Flair des 19. Jh., wobei die Dynamik des Bühnengeschehens mit ideenreich choreographierten Polkatänzen des Chores oder auch Akrobatikeinlagen der Zirkusleute abwechslungsreich aufrecht erhalten wird.
Sänger und Orchester
Der glockenklare Sopran von Gesine Forberger (Marie) kann die Leuchtkraft ihres jugendlichen Stimmesprits nicht nur in den Duetten, sondern insbesondere auch in den Arien Wenn ich das einmal erfahre und Ich würd´euch zärtlich lieben entfalten, wenn auch in den anspruchsvolleren Höhen der Glanz etwas verblaßt und die Stimme angestrengt rauh angehaucht erscheint. Daneben hat es Jens Klaus Wilde (Hans) in den Duetten eher schwer, sich den nötigen Raum für seine bläßliche, mit fahlem Timbre und in den Spitzentönen trocken gepreßten Tenorstimme, wie etwa auch in seinem Wie wär’s wenn ich dich Marie verkaufte, zu verschaffen. Beachtenswert bleibt sein engagiert jugendliches Spiel. Andreas Mitschke (Kecal) kann seinen geschmeidigen Baß mit leicht abfallendem Druck in den Tiefen im Terzett Er ist richtig, grade richtig sowie nahezu ideal in Intonation und Duktus im Ich weiß ein Mädchen, das hat Dukaten süffisant zur Geltung bringen. Mit Dirk Kleinke erhält der Tolpatsch Wenzel, mit forciert wendig, scharfkantiger Stimme und unaufdringlich naivem Spiel, ein perfekt zugeschnittenes Abbild. Auch die übrigen Beteiligten bieten eine respektable Leistung. Dabei stechen insbesondere der auffallend üppig angelegte Mezzosopran von Carola Fischer (Ludmilla) und der in luxuriös runden Wohlklang druckvoller Intensität eingebettete Sopran von Anne Schierack (Esmeralda) hervor.
Unter Evan Christ entfaltet das Philharmonische Orchester des Staatstheaters Cottbus bereits mit der beeindruckend wendig gespielten Ouvertüre ein wahres Feuerwerk des technisch perfekt gespielten Wohlklangs, in den sich im weiteren Verlauf der Oper die Stimmen der Solisten breit getragen einbetten können. Die Polkatänze der Massenszenen zünden im Orchester ebenso in mitreißender, wohltuend nicht überdrehter Dynamik, wie die von ihm mit eindringlicher Intensität erspürten ruhigen Passagen. Der Chor und Extrachor des Staatstheaters Cottbus kann mit technisch einwandfreier und dynamisch kontrastierender Stimmführung begeistern.
Fazit
Eine erfrischend schwungvolle Inszenierung, die es mit dem intelligentem Einsatz weniger Mittel schafft, das Flair des Stückes authentisch einzufangen und ihm in voller Länge mit der engagierten und gesanglich fast durchweg beachtlichen Leistung aller Beteiligten brodelndes Leben einzuhauchen. Bravo!
Dr. Andreas Gerth

Bild: Marlies Kross
Das Bild zeigt: Gesine Forberger (Marie) und Jens Klaus Wilde (Hans) sowie Damen und Herren des Opernchores und Extrachores des Staatstheaters Cottbus.

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