Pénélope – Straßburg, Opéra national du Rhin

von Gabriel Fauré (1845-1924), poème lyrique in 3 Akten, Libretto: René Fauchois, UA: 4. November 1924 Paris, Opéra Garnier

Regie: Olivier Py, Bühne/Kostüme: Pierr-André Weitz, Licht: Bertrand Killy

Dirigent: Patrick Davin, Orchestre symphonique de Mulhouse et Chœurs de l’Opéra national du Rhin, Choreinstudierung: Sandrine Abello,

Solisten: Anna Caterina Antonacci (Pénélope), Marc Laho (Ulysse), Élodie Méchain (Euryclée), Sarah Laulan (Cléone), Kristina Bitenc (Mélantho), Rocío Pérez (Phylo), Francesca Sorteni (Lydie), Lamia Beque (Alkandre), Jean-Philippe Lafont (Eumée), Edwin Crossley-Mercer (Eurymaque), Martial Defontaine (Antoniüs), Mark Van Arsdale (Léodès), Arnaud Richard (Ctésippe), Camille Tresmontant (Pisandre), Aline Gozlan (Eurynome) u.a.

Besuchte Aufführung: 23. Oktober 2015 (Premiere)

Straßburg PenelopeKurzinhalt

Penelope wartet auf die Rückkehr ihres Gatten Odysseus. Dieser befindet sich seit einiger Zeit auf der Rückreise von Troja und wird von vielen bereits für tot gehalten. Während viele Freier um Penelopes Hand anhalten, fühlt diese intuitiv, daß Odysseus noch lebt und zögert ihren Entschluß immer wieder hinaus. Odysseus erscheint als Bettler verkleidet im Palast und wird von Penelope fürsorglich aufgenommen. Nur ihre Amme Eurykleia (Euryclée) erkennt ihn beim Waschen wieder. Er macht den Vorschlag, daß derjenige Penelope heiraten solle, der Odysseus‘ Bogen spannen kann. Odysseus nutzt diese Situation, kann den Bogen spannen und tötet dann all seine Rivalen.

Aufführung

Die Bühne zeigt einen dunklen, bedrückenden Raum mit einer sich ständig bewegenden Drehbühne, auf der andeutungsweise die Arkaden einer antiken Arena sowie metallene Gerüste zu sehen sind. Der Hintergrund ist in weißgraue Nebenschwaden gehüllt, während die Protagonisten ebenfalls großenteils in schwarzer Kleidung auftreten. Ein Krankenbett, auf dem der sterbende Laertes zu sehen ist, steht in seiner weißen Farbe dazu in starkem Kontrast. Die Regie arbeitet gerne mit Symbolen wie Poseidons Dreizack und einem komplementär sich verschiebenden Fries mit dem Muster „laufender Hund“, was die Wogen des Meeres und die Reise des Odysseus pantomimisch nachspielt. Die Szene wird im weiteren durch einen lebendigen Hund zu Beginn sowie durch Reiter und auf braunfarbenem Pferd im dritten Akt belebt.

Sänger und Orchester

Abwechslungsreich und differenziert gestaltet der junge Dirigent Patrick Davin den Orchesterklang dieses farbenreichen Werkes. Vor allem die rhythmischen Wechsel von 5/8- über 9/8- bis zu 12/8-Takten sind ein Charakteristikum, das diese musikalische Interpretation neben der differenzierten Gestaltung der einzelnen Instrumentengruppen auszeichnet. Im weiteren überdeckt der teils üppige Orchesterklang an keiner Stelle die Sänger, welche sich stimmlich ohne große Kraftanstrengungen entfalten können. Da ist in erster Linie Anna Caterina Antonacci in der Titelpartie der Pénélope zu nennen, die an diesem Abend eine beachtliche Leistung vollbringt. Sie transportiert in ihrem Timbre vor allem die Schwere und die Melancholie dieser Partie, die durch teils kürzere, teils längere Monologe charakterisiert. Die Amme Euryclée wird von Élodie Méchain gesungen, einer schweren Altstimme, die phasenweise etwas unbeweglich erscheint und auch in ihrer Deklamation etwas schwerfällig wirkt. Stark besetzt sind an diesem Abend vor allem die Männer in den Baritonpartien mit Edwin Crossley-Mercer als Eurymaque und Jean-Philippe Lafon in der Partie des Hirten Eumée. Jean-Philippe Lafon interpretiert die Partie des alten Hirten Eumée mit einem sonoren, obertonreichen Timbre, das angenehm zu hören ist. Vor allem Edwin Crossley-Mercer überzeugt mit einem klaren schillernden Timbre sowie einer präzis erarbeiteten Artikulation, wie sie die meisten anderen Sänger an diesem Abend leider vermissen lassen. Dies überrascht insbesondere deshalb, weil die Mehrzahl der Künstler französische Muttersprachler sind, aufgrund ihrer sängerischen Ausbildung, wie in unseren Tagen üblich, den Fokus schwerpunktmäßig auf eine reine Stimmbildung ohne besondere Berücksichtigung der Sprachlichkeit gerichtet haben, was bei einem derart textlastigen Werk wie Pénélope nicht zu überhören ist.

Fazit

Das Problem der Inszenierung von Olivier Py ist eine offensichtliche Orientierungslosigkeit. Dem Regisseur scheinen die opernhaften Bezugspunkte zu fehlen, was in erster Linie darauf zurückzuführen ist, daß bei Fauré das musikdramatische Element in den Hintergrund rückt und der epische Charakter von Homers Dichtung in die Komposition übertragen wird. Die gängigen Mittel der Regie greifen hier also nur bedingt. Für den Zuschauer hat der Abend gewisse Längen, was durch den Verzicht auf eine Pause zeitlich wieder ausgeglichen wird. Immerhin hat man sich in Straßburg die Mühe gemacht, das wenig verbreitete Libretto im französischen Original abzudrucken.

Daniel Rilling

Bild: Klara Beck

Das Bild zeigt: Anna Caterina Antonacci (Pénélope)

Veröffentlicht unter Opern, Straßburg, Opéra national du Rhin