KÖNIG ARTHUR – Coburg, Landestheater

von Henry Purcell (1659-1695), Drama in fünf Akten, Libretto: John Dryden, , Libretto in englischer Sprache mit deutschen Übertiteln, (Sprechstellen in deutscher Sprache), UA: 1691 London, Queen’s Theatre, Dorset Garden

Regie: Matthias Straub, Bühne/Kostüme: Gabriele Wasmuth, Choreographie: Tara Yipp, Kampfchoreographie: Jochen Schmidtke & Jean-Loup Fourure

Dirigent und Choreinstudierung: Lorenzo Da Rio, Philharmonisches Orchester und Opernchor des Landestheater, Ballett Coburg.

Solisten: Julia Klein (Luftgeist/She/Sirene) Ana Cvetkovic-Stojnic (Cupido/Luftgeist), Kora Pavelic, (Luftgeist/Priester), Jose Manuel (Herold/Schäfer), Jiri Rajnis (Grimbalds Geist/Aelus), Tapani Plathan (Cold/Genius/Pan/Priester)

Besuchte Aufführung: 27. September 2014 (Premiere)

Henry Purcell und John Dryden: King Arthur/ ML Lorenzo Da Rio/ R Matthias Straub/ B/K Gabriele Wasmuth/ Premiere 27. September 2014/ Landestheater CoburgKurzinhalt
König Arthur von Britannien und der Sachsenkönig Oswald sind Feinde und kämpfen mit Hilfe ihrer Magier um die Herrschaft. Während eines Täuschungsmanövers entführt Oswald Arthurs blinde Braut Emmeline, da er in sie verliebt ist. Zauberer Merlin findet ein Mittel, das Emmeline wieder sehend wird. Kurz darauf versucht Oswalds Magier Osmond Emmeline gefügig zu machen. Arthur kann sich währenddessen einen Weg durch den Zauberwald bahnen, im Zweikampf besiegt er Oswald, um Emmeline zu befreien.

Vorbemerkung
In Coburg werden die Sprechstellen Drydens kaum gekürzt, und so besteht das Drama aus einem Schauspielteil (nur mit Schauspielern) und einem Opernteil. Die Sänger stehen im Ensemble, das zumeist aus Chor oder Ballett besteht. Zusammen mit der Drehbühne und der detaillierten Choreographie jeder einzelnen Person entsteht Bewegung und eine vorwärtsdrängende Handlung.

Aufführung
Eigentlich ist diese Produktion keine Ausstattungsoper, denn Requisiten werden auf der Drehbühne nur sparsam eingesetzt, Sandsäcke stapeln sich immer wieder neu, hängende Stangen bilden Zauberwälder. Sonnenschirme werden, genauso wie ein grauer Wolkenprospekt, durch farbige Beleuchtungseffekte zum Gestaltungselement. Die zahllosen Kostüme sind eine bunte Mischung zwischen mystisch-germanischer Frühzeit mit Fellmantel und Hörnern, ägyptischen Priestergewändern, britischem Tudor-Stil und weißen Röcken mit Oberkörperpanzer für König Arthur und sein Gefolge. Die aufwendige Choreographie des Balletts und Chors füllt die Bühne komplett aus. Die Schwertkämpfe sind einem ähnlichen Geschehen in einem Hollywood-Film ebenbürtig.

Sänger und Orchester
Die berühmte Stakkato-Arie des Cold Genius ist der bekannteste Ausschnitt aus dieser Oper. Tapani Plathan besingt im dritten Akt, in der sogenannten Frostszene, schauernd schön die Macht der Liebe aus der nachdenklichen Ruhe tiefster Temperaturen – er verfügt sozusagen über eine eisige Tiefe. Mit einer weichen, mädchenhaft hellen Stimme ist hingegen Julia Klein gesegnet, passend für den Luftgeist. Sie ist der Soubrette längst entwachsen, die Stimme ist schwerer geworden. Jiri Rajnis ist ein jugendlich leichter Spieltenor, passend für den luftig leichten Geist Grimbalds. Ana Cvetkovic-Stojnic kann als erfahrene Barocksängerin die barocken Arien des Cupido entsprechend gestalten und auch mit ihrer Bewegungsgestik Aufmerksamkeit erregen. Sie hat eine leuchtend durchschlagsstarke Stimme, die auch in den Höhen noch volltönend klingt und in den Tiefen trägt. José Manuel stattet seine Rollen wie den Herold oder den Schäfer mit viel Temperament und Feuer aus. In den langen Arien kann er seine jugendlich dynamisch helle Tenor-Stimme unter Beweis stellen. Kora Pavelic als Luftgeist oder weiblicher Priester komplettiert mit ihrem leichten Mezzosopran das Ensemble.

Dirigent Lorenzo di Rio, diesmal nicht nur für den Chor, sondern auch für Solisten und Orchester zuständig, gelingt es, in dem heftigen Treiben die Musiker zusammenzuführen und die immer heiter perlende Musik Henry Purcells mit seinen typischen Klangbildern und eloquenten Koloraturen zu gestalten – ein Barockspezialist ist er nicht, aber ruhig sitzen bleiben kann man bei dieser Musik ebenso wenig.

Fazit
Das einfache, aber farbenprächtige Bühnenbild nebst den phantasievollen Kostümen, die allen Epochen der englischen Geschichte entsprungen sein könnten, ist Grundlage eines faszinierenden Opernabends, der vom Publikum sehr lautstark goutiert wird. Historische Aufführungspraxis war nicht das Ziel, sondern alle Sparten des Hauses in einer großen allumfassenden Produktion zusammenzuführen. Mission umjubelt erfüllt!

Oliver Hohlbach

Bild: Andrea Kremper

Das Bild zeigt:

Das Bild zeigt: Die englische Gesellschaft, vorne: Emmeline (mit verbundenen Augen) und drei Dienerinnen (rothaarig)

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