DER TRAUM EIN LEBEN – Bonn, Oper

von Walter Braunfels (1882-1954), ein dramatisches Märchen nach Franz Grillparzer, UA: 19. Januar 1950 Frankfurt am Main

Regie: Jürgen R. Weber, Bühnenbild: Hank Irwin Kittel, Kostüme: Kristopher Kempf

Dirigent: Will Humburg, Beethoven Orchester und Chor, Einstudierung: Volkmar Olbrich,,

Solisten: Endrik Wottrich (Rustan), Mark Morouse (Zanga), Rolf Broman Massud/König),  Manuela Uhl (Mirza/Prinzessin Gülnare), Graham Clark (der alte Kaleb), Ludwig Grubert alias Jürgen R. Weber (der Mann vom Felsen), Johannes Mertes (Karkhan), Anjara I. Bartz (die Alte) u.a.

Besuchte Aufführung: 30. März 2014 (Premiere)

Bonn Traum_BraunfelsKurzinhalt

Der unruhige Rustan zieht ein tatenreiches Leben dem Müßiggang vor. In seinem großen Tatendrang nach Größe und Heldenhaftigkeit sucht er, ermutigt und angespornt durch den Sklaven Zanga, den Weg aus dem vermeintlich eintönigen Dasein in der Hütte seines Onkels Massud. Als Rustan mit Zangas Unterstützung den Fürsten von Samarkand aus höchster Gefahr rettet, verspricht dieser ihm seine Tochter Gülnare als Gattin und das Königreich als Erbe. Auf dem Weg zu immer mehr Ruhm und immer größeren Reichtum gerät er aber durch die List Zangas auf die schiefe Bahn – er wird zum Verbrecher und kehrt ernüchtert und reumütig in sein altes Leben zurück. Das Erwachen aus dem Traum ermöglicht es Rustan, dem fast unausweichlich drohenden Abgrund zu entrinnen.

Aufführung

Vor einer großen Uhr wird die Abenteuergeschichte von Rustan und seinem Gefährten Zanga eingeleitet. Ouvertüre gibt es keine. Die Abenteuer in Samarkand werden als Traumgeschichte erzählt. In ihr wirken die Protagonisten märchenhaft, weil sie als König und Prinzessin mit einem phantasievoll ausgestatteten Gefolge auftreten.

Die Bedrohung des Königs ist eine Schlange, aus deren Rachen ihn Rustan befrei. Das bunt gekleidete Gefolge (Chor) und die nun phantastisch wirkende Szene, in der ein Bett hochfliegt und riesige Nashörner und Nilpferde als Reittiere erscheinen, bieten viele, optische Eindrücke. Videoeinspielungen und Lichtregie runden das Bild ab. In Übertiteln erscheinen lapidare Kommentare in Form von Unwörtern, wie: Bindungs-Angst-Neurose, mit denen der Regisseur das gut verständliche Geschehen kommentiert.

Sänger und Orchester

Die kaum bekannte Musik von Walter Braunfels überrascht durch ihre schnell verständliche Klangsprache. Eine sehr eingängige und klare Musik war zu vernehmen, die weniger opulent anmutet, als die etwa zeitgleich entstandene Opernmusik von Franz Schreker. Die vier Protagonisten sind den großen Partien angemessen gut besetzt. Manuela Uhl kann der großen Partei ihrer Mirza/Prinzessin mit lyrischer Kraft Farbe verleihen. Endrik Wottrich als Rustan wird seiner großen Tenor-Rolle ebenfalls gerecht und zeigte sich in bester Spiellaune. Mark Morouse als der Bösewicht Zanga konnte mit seinem stets auf hohem Niveau geführten Bariton bis zuletzt überzeugen. Rolf Broman brachte das stimmliche Vermögen für die große Baßpartie des Massud/König mit. Will Humburg dirigierte sehr klar und machte den durchaus immanenten Humor in der vielschichtigen Musik hörbar.

Fazit

Eine sehenswerte Oper. Sie nimmt mit ihrer märchenhaften Komponente ein, die Regisseur Weber leider mit Bilderfluten übertrieb. Die überflüssigen Kommentare per Übertitel sorgten für manche Lacher, waren eben überflüssig. Die Kraft der Musik beeindruckte tief. Die Sänger waren gut besetzt und hatten Lust am Schauspielen. 1950 war dieses zwischen 1934 und 1937 in Bad Godesberg komponierte Werk des Mitbegründers der Kölner Musikhochschule erstmals (im Radio) zu hören. Nach der Regensburger Uraufführung im Jahr 2001 ist die Bonner Inszenierung nun die zweite szenische Aufführung überhaupt.

Felicitas Zink

Bild: Thilo Beu

Das Bild zeigt: v.l.n.r. Choristin, Manuela Uhl (Gülnare), Rolf Broman (König), Chorist

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