TOSCA – Bonn, Opernhaus

von Giacomo Puccini (1858-1924), Musikdrama in drei Akten, Libretto: Giuseppe Giacosa und Luigi Illica nach dem Drama von Victorien Sardou, UA: 14. Januar 1900 Rom, Teatro Costanzi

Regie: Philipp Kochheim, Bühne: Thomas Gruber, Kostüme: Gabriele Jaeneckem

Dirigent: Hendrik Vestmann, Beethoven Orchester Bonn, Kinderchor und Chor des Theaters Bonn, Choreinstudierung Ekaterina Klewitz und Volkmar Olbrich.

Solisten: Yannick-Muriel  Noah (Floria Tosca), Christian Juslin (Mario Cavaradossi), Evez Abdulla (Baron Scarpia), Rolf Broman (Cesare Angelotti), Priit Volmer (Mesner), Johannes Mertes (Spoletta), Alexey Smirnov (Sciarrone) u.a.

Besuchte Aufführung: 3. November 2013 (Premiere)

T H E A T E R  B O N N: 	TOSCAKurzinhalt

Rom im Jahr 1800. Bis auf ihre gelegentlichen Eifersuchtsanfälle führt die berühmte Sängerin Floria Tosca eine glückliche Beziehung mit dem Maler Mario Cavaradossi. An dem Tag, als Mario dem politischen Gefangenen Angelotti zur Flucht verhilft, ändert sich jedoch das Leben des Liebespaars von Grund auf. Tosca gerät ins Visier des mächtigen Polizeichefs Scarpia. Dieser läßt Cavaradossi gefangennehmen, und Tosca wird unversehens zum Spielball. Für eine Liebesnacht mit ihm, Scarpia, verspricht er ihr, den Geliebten nach einer Scheinhinrichtung laufen zu lassen. Es gelingt ihr, von Scarpia einen Freibrief für Marios Flucht zu bekommen,  und kann sich seinem Drängen nur erwehren, indem sie ihn ersticht, Trotz der versprochenen Scheinhinrichtung  wir Mario erschossen. Tosca aber stürzt sich von der Engelsburg.

Aufführung

Auf der Bühne ist der Vorplatz der Kirche Sant’ Andrea della Valle aufgebaut, ein Filmplakat (Accattone, Pier Paolo Pasolini) datiert das Geschehen etwa in die 60er Jahre. Tosca und Cavaradossi haben ihre Zusammenkunft in der Bar auf dem Kirchplatz, wo der Maler einen Skizzenblock mit dem Porträt der Gräfin Attavanti bearbeitet, das ihre Eifersucht erregt. Nachdem der Künstler Angelotti zur Flucht verhelfen konnte, wird eine in Nebel getauchte Unfallszene mit Autowrack gezeigt, um Scarpia einmal mehr als brutalen Polizeichef, dem jedes Mittel recht ist, darzustellen.

In seinem Palast residiert er in einem protzigen Bürozimmer mit antiken Fresken und modernen Möbeln, wie man es bei einem Diktator unserer Tage von Zeitungsbildern her kennt. Er trinkt, raucht und ißt – ein Genußmensch, der sich alles nimmt, was er will. Tosca erdrosselt ihn im dramatischen Kampf mit dem Telefonkabel. Die Schlußszene spielt im vermüllten Hinterhof des Polizeipalastes, wo sich Tosca, nachdem sie dem Gendarmen den Revolver entreißen konnte, erschießt.

Sänger und Orchester

Die fantastischen Stimmen der drei Protagonisten machten diese Aufführung zu einem Erlebnis, allen voran Yannick-Muriel Noah, die als Floria Tosca sehr intensiv spielte und ihren dunkel timbrierten wendigen Sopran sehr kontrolliert dramatisch einsetzen kann. Ihre etwas kehlige Tiefe, wirkt nicht störend. Der finnische Tenor Christian Juslin strahlte – im wahrsten Sinne – mit hellem Tenor heldenhaft in der Partie des Malers Cavaradossi, sein Spiel ist intensiv. Die Duette zwischen Yannick-Muriel Noah und Christian Juslin waren ein musikalischer Genuß. Lang anhaltenden Zwischenapplaus gab es zu Recht für die Tosca-Darstellerin nach ihrer gefühlvollen Solo-Arie Arie Vissi d’arte – Ich lebte für die Kunst.

Evez Abdulla (Scarpia) wirkte nicht nur enorm finster und verschlagen, sondern nahm auch besonders ein mit seinem dunkel gefärbten Bariton, der jedoch mitunter vom Orchester etwas zugedeckt wurde ein. Die kleineren Rollen, Rolf Bromann (Angelotti), Priit Volmer (Mesner) sowie Johannes Mertes und Alexey Smirnov als die Schergen des Scarpia, waren glücklich besetzt. Nicht zuletzt der Chor wirkte, wie etwa im feierlichen Te Deum (2. Akt), stark. Die Partitur lag in den Händen Hendrik Vestmanns, der ihr von Beginn an musikalische Dramatik entlockte. Kleiner besetzte, solistische Passagen, wie  etwa im dritten Akt (Solostreicher und Soloklarinette) hätte man sich etwas liebevoller und transparenter gewünscht.

Fazit

Die Regie von Philipp Kochheim hat sich auf die Skrupellosigkeit und die dramatische Stimmung der Geschichte in starken Bildern fokussiert. Die drei Sängerprotagonisten waren eine wahrer Glücksgriff in der Besetzung.

Felicitas Zink

Bild: Thilo Beu

Das Bild zeigt:  Christian Juslin(Mario Cavaradossi), Alexey Smirnov(Sciarrone), Yannick-Muriel Noah(Floria Tosca), Evez Abdulla(Baron Scarpia), v.l.n.r.

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