Darmstadt, Staatstheater – WIENER BLUT

Operette in drei Akten von Victor Léon und Leo Stein, Musik von Johann Strauß
UA: 26. Oktober 1899, Wien
Regie: Renate Ackermann, Bühne: Heinz Balthes, Kostüme: José-Manuel Vázquez, Choreographie: Katja Wachter
Dirigent: Joachim Enders, An den 6 Flügeln: Hie Jeong Byun, Wiltrud Steinhausen, Joachim Enders, Bernhard Kießig, Thomas Peuschel, Alexander Stessin
Solisten: Andreas Daum (Fürst Ypsheim-Gindelbach, Premierminister von Reuß-Schleiz-Greiz), Mark Adler (Balduin Graf Zedlau), Allison Oakes (Gabriele), Susanne Serfling (Franziska Cagliari), Heinz Kloss (Kagler), Margaret Rose Koenn (Pepi Pleininger), Jeffrey Treganza (Josef) u.a.
Besuchte Aufführung: 30. Dezember 2008 (Premiere)

Kurzinhalt
darmstadt-wiener-blut.jpgDie lebenslustige Wienerin Gabriele wird mit Balduin Graf Zedlau verheiratet. Da sie den Grafen jedoch spießig findet und er kein Wiener Blut in sich hat, zieht sie schon bald aus der ehelichen Villa zu ihren Eltern zurück. Balduin lässt derweil seine Geliebte, die Tänzerin Franziska Cagliari, in das nun leere Haus einziehen. Schon nach kurzer Zeit hat er jedoch auch noch ein Auge auf die Probiermamsell Pepi Pleininger geworfen. Er weiß jedoch nicht, dass diese ausgerechnet mit seinem Kammerdiener Josef verlobt ist. Gabriele erfährt vom Treiben ihres Mannes und kehrt in die Villa zurück. Unerwartete kommt auch noch der Premierminister Fürst Ypsheim-Gindelbach, Vorgesetzter des Grafen, zu Besuch. Er begegnet zunächst dem Vater von Franziska, dem Karussellbesitzer Kagler. Nach einigen turbulenten Verwechslungen treffen sich alle auf dem Volksfest des Heurigen in Hietzing. Pepi erscheint in Begleitung von Balduin, Gabriele mit dem Fürsten und Franziska mit Josef. Trotz scheinbar aussichtsloser Verwicklungen sind am Ende alle glücklich: Der Graf bekennt sich zu seiner Gattin Gabriele. Josef versöhnt sich wieder mit Pepi und als drittes Paar finden sich die Tänzerin Franzsika und der Fürst zusammen. Der Premierminister ist es auch, der den großen Schlusschor anstimmt, nachdem alle festgestellt haben, dass sie allein das Wiener Blut in diese verzwickte Lage gebracht hat.
Aufführung
Heinz Balthes schafft es mit nur einem einzigen Bühnenbild auszukommen und trotzdem unterschiedliche Lokalitäten darzustellen: In der Villa des Grafen liegt ein riesiger Kronleuchter auf dem Boden, auf dem Volksfest in Hietzing stellt derselbe Kronleuchter das Karussell vom Kagler dar und wird hier mit wirkungsvollen Licht- und Pyroeffekten unterstützt. Im letzten Akt sollen drei der sechs Flügel auf der Bühne Lauben darstellen, unter die die Paare kriechen, um sich mit ihren jeweiligen Verabredungen zu treffen. Die Frauen tragen Kleider in knalligen Farben und mit vielen Rüschen. Die Männer machen in Frack und Fliege eine gute Figur. So sorgt José-Manuel Vázquez dafür, dass der Zuschauer auch durch die Kostüme in die Zeit des Wiener Kongresses versetzt wird.
Sänger und Orchester
Das Orchester fehlt zu Gunsten von 6 Flügeln, die in einem Halbkreis direkt auf der Bühne platziert sind. Dadurch kann der Orchestergraben als großer Treppenabgang benutzt werden, über den die Sänger auf- und abgehen. Joachim Enders spielt selbst an einem der 6 Flügel und gibt von dort aus – manchmal im Sitzen, manchmal im Stehen – Einsätze für Klavier und Sänger. Immer wieder werden auch die übrigen Flügelspieler/-innen in die Handlung mit eingebunden und sorgen dadurch für den ein oder anderen Schmunzler. Die Sänger liefern eine ansprechende Darbietung ab, gesanglich sticht jedoch niemand besonders heraus. Dagegen fallen Heinz Kloss (Kagler), Margaret Rose Koenn (Pepi Pleininger), Jeffrey Treganza (Josef) und Andreas Daum (Fürst Ypsheim-Gindelbach) schauspielerisch besonders auf, da sie ihre Rollen besonders überzeugend ausfüllen und für einige Lacher im Publikum sorgen können. Auch den beiden Helfern des Kaglers, Maria Smolka (Lisi) und Anne Gebert (Lori), die mit einer Leiter bei der Reparatur des Karussells behilflich sein sollen, gelingt es mit Bravour, die Zuschauer zum Lachen zu bringen.
Fazit
Mit einer schönen und teilweise amüsanten, aber doch sehr schlichten Vorstellung ohne nennenswerte Höhepunkte, versetzt Renate Ackermann den Zuschauer in die Zeit des Walzers zurück. Vor allem die guten Kostüme und die schauspielerischen Leistung führen zu einem positiven Eindruck. Leider haben die Sängerinnen und Sänger in dieser Operette nicht die Möglichkeit zu zeigen, was sie gesanglich können, wodurch sie nicht besonders hervorstechen.

Sonja Olsen

Bild: Barbara Aumüller
Das Bild zeigt den Kagler (Heinz Kloss) und Pepi Pleininger (Margaret Rose Koenn).

Veröffentlicht unter Darmstadt, Staatstheater, Opern