LA FORZA DEL DESTINO – DIE MACHT DES SCHICKSALS – Köln, Bühnen der Stadt

von Guiseppe Verdi (1813-1901), Melodramma in vier Akten (Fassung von 1862),  Libretto: Francesco Maria Piave nach Angel de Saavedra und Friedrich Schiller, UA: 10. November 1862 Sankt Petersburg, Mariinski Theater

Regie: Olivier Py, Bühne/Kostüme: Pierre-Andrè Weitz, Licht: Bertrand Killy, Dramaturgie: Georg Kehren

Dirigent: Will Humburg, Gürzenich Orchester, Chor, Extrachor

Solisten: Dirk Aleschus (Il Marchese di Calatrava), Adina Aaron (Leonora di Vargas), Anthony Michaels-Moore (Don Carlos di Vargas), Enrique Ferrer (Alvaro), Liang Li (Padre Guardiano), Patrick Carfizzi (Frau Melitone), Dalia Schaechter (Preziosilla) u.a.

Besuchte Aufführung: 16. September 2012 (Premiere)

Kurzinhalt

Alvaro, der Halbbruder und Geliebte Leonoras, erschießt versehentlich ihren Vater, den Marchese von Calatrava. In dem Tumult verlieren sich beide aus den Augen. Carlos, ihr Bruder, will die Tat rächen. Leonora fühlt sich nicht nur schuldig am Tod ihres Vaters, sondern auch von Alvaro verraten und verlassen. Sie beschließt ins Kloster zu gehen. Nach etlichen Jahren hält Alvaro Leonora für tot und hat im spanischen Heer unter einem falschen Namen Karriere gemacht. Als er einem unbekannten Offizier das Leben rettet, schließen beide Freundschaft. Es ist Carlos, der ebenfalls unter falschem Namen bei der spanischen Armee dient. Carlos findet in Alvaros Sachen ein Bild seiner Schwester Leonora, findet seinen richtigen Namen heraus und fordert ihn zum Duell, bei dem Carlos tödlich verletzt wird, jedoch noch so viel Kraft hat, seine Schwester zu erstechen. Leonora stirbt in den Armen ihres Geliebten Alvaros.

Aufführung

Die Aufführung fand in einer Ausweichspielstätte, dem Kölner Musicaldom, statt. Während der Ouvertüre sieht man auf der Bühne eine Treppe aus dunklem Backstein und eine dunkle Backsteinmauer, die anschließend geöffnet wird. Im Hintergrund erscheint eine düstere Industrielandschaft unter einem wolkenverhangenen Himmel mit zwei Blitzen. Nahezu während der gesamten Aufführung wird die Drehbühne langsam gedreht, so daß immer andere Industriegebäude zu sehen sind. Das Licht ist während der gesamten Aufführung düster, im ersten Akt kommt die Beleuchtung überwiegend von einem großen Kronleuchter, ansonsten meistens von Neonröhren. Auch die Kostüme sind dunkel gehalten. Fast alle Darsteller tragen durchgehend grau oder schwarz. Als Leonora nach dem Tod ihres Vaters im ersten Akt diesen trauernd besingt, erscheint ihr Vater als Geist im Hintergrund. Nach der Kriegsszene flieht das Volk mit vollbepackten Koffern (direkt durch die Zuschauerreihen), während sich einige Soldaten mit Prostituierten vergnügen. Am Ende der Aufführung findet Alvaro durch Selbstmord – einen Sprung in die Tiefe – den Tod, eine Anweisung aus der ersten Fassung der Oper.

Sänger und Orchester

Beim Beginn der Sinfonia fiel gleich ein unausgewogener Klang auf, da die Pauken und das Blech zu stark hervorkamen. Ferner war das von Will Humburg gewählte Tempo im Andante-Teil der Ouvertüre einen Tick zu schnell, wodurch sie gehetzt wirkte. Eine Spur zu langsam war das Tempo hingegen in der zehnten Szene im dritten Akt, so daß die Chorpassage Lorché pifferi e tamburi nicht so schmissig daherkam, wie sie hätte sein können, wobei der Chor insgesamt durch reine und klare Klangfarben überzeugte. Der Tenor Enrique Ferrer (Don Alvaro) begann zögerlich, steigerte sich jedoch im Laufe der Aufführung und bot eine gute Leistung, wenn auch keinen strahlenden Tenor. Probleme bereiteten ihm immer wieder die Intonation und die hohen Lagen, wie schon im ersten Akt (dritte Szene) beim unreinen As‘. Leichte Schwächen in den Höhen wurden auch bei Anthony Michaels-Moore (Don Carlos) deutlich, der ansonsten eine ausdrucksstarke Stimme bot, die der Rolle angemessen war. Ein reiner Genuß war die amerikanische Sopranistin Adina Aaron (Leonora di Vargas). Durch ihre in allen Registern glanzvolle und klare Stimme unterstrich sie ihre starke Bühnenpräsenz. Hervorzuheben ist noch Patrick Carfizzi in der Rolle des Melitone, der – neben seiner agilen Stimme – auch buffoneske Fähigkeiten in seiner Darstellung zeigte. Der warmen Baß-Stimme von Dirk Alschus (Il Marchese) fehlte es bei seinem kurzen Auftritt an Kraft.

Fazit

Trotz einer  zu trockenen Akustik im Musicaldom eine lohnenswerte Aufführung, bei der der Applaus hingegen etwas kurz ausfiel – auch wenn es während der Aufführung schon zahlreiche Bravo-Rufe gab. Bemerkenswert ist, daß der geschaßte Opernintendant Uwe  Eric Laufenberg, der vor Opernbeginn im Parkett gesichtet wurde, zahlreiche Bravo-Rufe und Applaus bekam.

Roman Bonitz

Bild: Paul Leclaire

Das Bild zeigt: Enrique Ferrer (Alvaro) und Anthony Michaels-Moore (Don Carlos)

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