Dresden, Semper Oper – IL TROVATORE – DER TROUBADOUR

von Giuseppe Verdi, Drama vier Teilen, Libretto: Salvatore Cammarano mit Ergänzungen von Leone E. Bardare, nach dem Drama El trovador (1836) von Antonio García Gutiérrez; UA: 19. Januar 1853, Teatro Apollo, Rom
Dirigent: Fabio Luisi, Sächsische Staatskapelle Dresden, Chor der Sächsischen Staatsoper, Dresden, Einstudierung Ulrich Paetzoldt
Regie: Michael Hampe, Bühnenbild/Kostüme: Carlo Tommasi, Licht: Jan Seeger, Dramaturgie: Ilsedore Reinsberg
Solisten: Marina Mescheriakova (Leonora) Barbara Hoene (Ines), Roberto Frontali (Graf von Luna), Georg Zappenfeld (Ferrando), Andrea Ulbrich (Azucena), Carl Tanner (Manrico), Timothy Oliver (Ruiz), Rainer Büsching (ein alter Zigeuner), Angelo Antonio Poli (ein Bote) u.a.
Besuchte Aufführung: 11. Oktober 2008 (Premiere)

Kurzinhalt
dresden-trovatore.jpgGraf Luna hatte zwei Söhne. Eines Tages erkrankt der jüngste. Man macht eine Zigeunerin verantwortlich und verbrennt sie auf dem Scheiterhaufen. Ihre Tochter Azucena raubt daraufhin den Sohn des Grafen. Aber voller Wut verwechselt sie die beiden Säuglinge und wirft ihren Sohn anstelle des Grafensohns in die Flammen. Letzteren zieht sie als ihren Sohn auf und nennt ihn Manrico.
Inzwischen bricht ein Kampf um die Krone von Aragonien aus. Beide Brüder stehen sich gegenüber: Graf Luna auf der Seite der Krone, der Troubadour Manrico auf seiten der Rebellen. Beide hatten sich in die Hofdame Leonora verliebt. Diese liebt Manrico. In einem Duell verschont Manrico den unterlegenen Grafen. Inzwischen hat Manrico im Zigeunerlager von Azucena erfahren, daß er eigentlich der jüngere Grafensohn sei. Doch weiteren Nachfragen weicht Azucena aus.
Als Leonora vom vermeintlichen Tod Manricos erfährt, will sie ins Kloster gehen. Doch Manrico entführt sie vor den Augen Lunas. Im Kampf mit den Königstreuen verlieren die Rebellen. Manrico wie auch Azucena geraten in Lunas Gefangenschaft. Als Leonora Lunas Frau zu werden verspricht, gibt Luna Manrico frei. Doch Leonora hatte Gift genommen, das schneller wirkt, als sie dachte. Daraufhin errät Luna ihre Täuschung und läßt Manrico hinrichten.
Aufführung
Über allen Szenenbildern sieht man einen übergroßen Himmel mit riesigen Wolken. Alles ist dunkel, ja düster, da die Kostüme in schwarzer Farbe den Uniformen im spanischen Bürgerkrieg (1936) nachempfunden sind (s. auch das Interview mit Prof. Hampe in diesem Heft).
Auf der Bühne werden alle vorgeschriebenen Schauplätze dargestellt: Das Zigeunerlager zwischen seitlich aufragenden Felswänden und Bergen im Hintergrund, der Überfall der Rebellen, die rote Fahne schwenken, auf das Nonnenkloster zu „Errettung Leonoras“ vom Klosterleben mit flüchtenden Nonnen. Sodann die angreifenden Anhänger der Krone mit ihrer schwarzen Fahne vor der spanischen Burg von Castellor. Das letzte Bild schließlich zeigt vor den hochauflodernden Scheiterhaufenflammen die Zigeunerin Azucena mit Graf Luna, beide mit vor Schreck hochgerissenen Armen. Vor ihnen liegt der soeben erschossene Manrico und Azucena ruft Luna zu: Er war dein Bruder!
Sänger und Orchester
Vom großen Tenor Enrico Caruso stammt das Wort: Eine Aufführung des Trovatore sei ganz einfach, man benötigte dazu nur die vier besten Sänger der Welt.
In Dresden waren es nur drei – wenn auch nicht die weltbesten – gute Sänger. Die vierte im Bund war Marina Mescheriakova, die ihrer Rolle als Leonora in jeder ihrer Arien auch nicht nur annähernd nachkam. Das war schade, da die anderen Sänger sich wacker schlugen. Roberto Frontali (Graf Luna) führte seine Baritonstimme sicher durch alle Höhen und Tiefen, während der Tenor Carl Tanner (Manrico) sich bei den Höhen öfter ins Pressen flüchtete. Die beste Sängerin im Team war jedenfalls Andrea Ulbrich (Azucena), die ihren Mezzosopran in ihren überlangen Arien mit Bravour hören ließ. Auch die Nebenrollen sangen beachtlich, so Barbara Hoene (Ines, Sopran) und besonders Georg Zappenfeld (Ferrando) mit seinem deutlich prononcierenden Baß.
Leider war das Orchester in der Begleitung der Stimmen oft von einer Lautstärke, als wollten sich hier die Musiker nochmals in den Vordergrund stellen, die den Anfang der Oper um eine halbe Stunde verzögerten, um ihrer Forderung nach weiteren Tariferhöhungen Nachdruck zu verleihen. Doch Fabio Luisi hätte sie doch zur Mäßigung der Lautstärke anregen können? Aber ihm machte es sichtlich Spaß, die Blechbläser zum größten Forte zu veranlassen.
Fazit
Die Inszenierung und Personenführung gelang Michael Hampe vorzüglich. Leider sind solche Regieleistungen, in denen Komponist und Librettist respektiert werden, auf den Bühnen selten. Die jungen Regisseure müssen sich mit schrillen Leistungen gegenseitig überbieten, um im Geschäft zu bleiben. Das vielgescholtene Publikum, das diese Aufführung mit langem Applaus bedachte, hat doch eigentlich das Sagen. Nur nimmt die sogenannte öffentliche Meinung die Menschen, die die Oper lieben, nicht so wichtig.
Olaf Zenner
Bild: Matthias Creutziger
Das Bild zeigt Carl Tanner (Manrico), Marina Mescheriakova (Leonore), li, Roberto Frontali (Graf von Luna), Georg Zeppenfeld (Ferrando), re. Im Hintergrund die angreifenden Rebellen mit Fahne, davor die flüchtenden Nonnen.

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