MIRIWAYS – Magdeburg, Theater

Singspiel in drei Akten von Georg Philipp Telemann (1681–1767), Libretto: Johann Samuel Müller

UA: 26. Mai 1728  Hamburg

Regie: Jakob Peters-Messer, Bühne/Kostüme: Markus Meyer, Licht: Norbert Robel und Wolfgang Bonatz Dramaturgie: Johanna Jordan,, Dirigent: Michi Gaigg, L’Orfeo Barockorchester

Solisten: Markus Volpert (Miriways, Geist), Ulrike Hofbauer (Sophi), Julie Martin du Theil (Bemira), Gabriele Hierdeis (Nisibis), Stefan Zenkl (Murzah), Ida Aldrian (Samischa), Susanne Drexl (Zemir), Ilja Werger (Gesandter und Scandor), Sebastian Tiede (Leopard, Tod und Dieb)

Besuchte Aufführung: 10. März 2012 (Premiere)

Kurzinhalt

Der Machthaber Miriways in der Provinz Kandahar will den Thron des abgesetzten persischen Schahs mit dessen Sohn Sophi unter der Bedingung besetzen, daß dieser vorher eine Ehe mit einer passenden Gemahlin eingeht. Diese soll von Miriways bestimmt werden. Doch der junge Sophi will seine Liebe zu Bemira nicht einer politisch passenden Verbindung opfern. Um die Gunst von Bemiras vermeintlicher Schwester Nisibis buhlen gleich zwei Männer, Zemir und Murzah. Als Murzah Zemir als intriganten Höfling entlarven kann und sich herausstellt, daß Bemira die uneheliche Tochter von Miriways ist, können nicht nur beide Paare zueinander finden, sondern auch Miriways Machtstellung wird auf diese Weise gesichert.

Aufführung

Die Kulisse besteht in allen drei Akten, die ineinander übergehen, aus mehreren bunten, orientalischen Teppichen, die hintereinander aufgereiht und in der Mitte verschieden ausgeschnitten sind. Vor und hinter der Szene werden gelegentlich über die ganze Bühnenbreite reichende Gitter heruntergelassen, mit denen die Getrenntheit oder Verbindung der jeweiligen Personen unterstrichen wird. Die Zusammengehörigkeit der Paare wird durch die Farbe ihrer Kostüme deutlich. Samischa und Miriways treten in prächtigsten Gewändern auf: schwarz glänzend, mit Federn versehen, mit roten glitzernden Accessoires. Sophi und Bemira tragen Weiß, der bewegliche Murzah einen blaugemusterten Anzug und Nisibis ein schwarzblaues Tüllkleid. Der intrigante Zemir tritt eher albern als böse auf mit umwickeltem Zopf und grün schimmerndem Bundhosen. Eine Raubkatze dient als zentrales Element. Sie verteidigt Nisibis, dient ihr als Ruhekissen, kämpft mit Zemir, trinkt Whisky, raucht Zigarre mit dem Diener und jongliert mit Bällen.

Sänger und Orchester

Die Basis für die musikalische Interpretation der empfindsamen Komposition ist das konzentriert spielende Barockorchester L’Orfeo, dessen 21 Musikern unter dem engagierten Dirigat von Michi Gaigg es gelingt, rhythmisch pointiert, transparent, spritzig und elegant der Musik tänzerische Bewegung einzuhauchen. Aufgrund der Fähigkeit der Orchestermitglieder, die emotionale Verfassung und den Charakter des Handelnden durchweg musikalisch überzeugend zu zeichnen, lassen sich nur schwer einzelne Höhepunkte benennen. Einer soll hier dennoch Erwähnung finden: In der Arie Die Dankbarkeit soll dich verpflichten (3.Akt) wird mit einem dahingeworfenem Pizzicato der Charakter des falschen Zemirs entlarvt. Ein im doppelten Sinne gerissenes Spiel! Aus dem für die Opera seria typischen Wechsel zwischen Rezitativ und Da-capo-Arie ragen drei Chöre (Huldigungs-, Feuer- und Schlußchor) heraus, die von den Solistengruppen strahlend gestaltet werden. Die Sänger zeigen mit ihren stimmlichen Leistungen alle auf einem ähnlichen Niveau. Nur Ulrike Hofbauer (Sophi) fällt durch ihre Stimme mit großem Volumen auf. Markus Volpert (Miriways) verkörpert seine Rolle als gütiger Patriarch schauspielerisch ordentlich und mit einem wohltuendem Klang. Julie Martin du Theil (Bemira) interpretiert ihre Partie mit ihrem hellem Sopran zu zurückhaltend. Gabriele Hierdeis (Nisibis) intoniert zwar sauber, spielt auch die Unsichere oder Unnahbare einigermaßen überzeugend, doch ihre Stimme bleibt zu schwach. Stefan Zenkl (Murzah) gewinnt nach anfänglichen Schwächen und zwischenzeitlichen Atemproblemen schauspielerisch wie sängerisch deutlich an Kraft. Ida Aldrians (Samischa) warmer Mezzosopran hätte man noch gerne öfter gehört als die Partitur es vorschreibt. Susanne Drexl bewältigte mit Mimik, gestisch und stimmlich die schwierige Rolle des hinterhältigen Zemir passabel.

Fazit

Die szenische Interpretation dieses ursprünglich ernsten Singspiels, an die sich bisher niemand heranwagte, wartet mit vielen klamaukhaften Elementen auf. Man hätte gut darauf verzichten können, auch wenn sie über Längen des Librettos hinweghelfen. Die Kooperation des Magdeburger Theaters mit dem Barockorchester L’Orfeo bot innerhalb der Magdeburger Telemann-Festtagen einen bunten Abend, der vom Publikum mit lang anhaltendem Beifall sowie vielen Bravorufen quittiert wurde.

Carola Jakubowski

Bild: Nilz Boehme

Das Bild zeigt: Gabriele Hierdeis (Nisibis), Ida Aldrian (Samischa), Julie Martin du Theil (Bemira), Ulrike Hofbauer (Sophi)

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