DIE MEISTERSINGER VON NÜRNBERG – Zürich, Opernhaus

von Richard Wagner (1813-1883) Oper in 3 Aufzügen, Libretto: Richard Wagner, UA: 21. Juni 1868 München, Königliches Hof- und Nationaltheater

Regie: Harry Kupfer, Bühne: Hans Schavernoch, Kostüme: Yan Tax, Licht: Jürgen Hoffmann

Dirigent: Daniele Gatti, Orchester der Oper Zürich, Chor der Oper Zürich, Choreinstudierung: Ernst Raffelsberger

Solisten: Juliane Banse (Eva), Wiebke Lehmkuhl (Magdalene), Michael Volle (Hans Sachs), Roberto Saccà (Walther von Stolzing), Matti Salminen (Veit Pogner), Martin Gantner (Sixtus Beckmesser), Peter Sonn (David), Kresimir Strazanac (Konrad Nachtigal), Martin Zysset (Kunz Vogelsang), Cheyne Davidson (Fritz Kothner) u.a.

Besuchte Aufführung: 22. Januar 2012 (Premiere)

Kurzinhalt

Dem Gewinner des großen Wettsingens am Johannisfest verspricht der wohlhabende Goldschmied Pogner seine hübsche Tochter Eva. Sie und der neu in Nürnberg zugezogene Ritter Walther von Stolzing verlieben sich. Stolzing nimmt am Wettstreit teil, da Pogner nur dem Sieger Eva zur Frau geben will. Walther kennt die Regeln des Meistergesanges nicht, einzig der Schuster Hans und sein Lehrling David helfen ihm dabei sie kennenzulernen. Das Probesingen besteht Stolzing nicht, wodurch er keine Zulassung zum Wettsingen der Meistersinger bekommt. Doch die Güte seines Gesanges überragt den Meistergesang, obwohl er gegen die Regeln dessen verstößt. Beckmesser erhofft sich den Gewinn. In der letzten Nacht vor dem Johannisfest versteht Hans Sachs Beckmesser, den stärksten Gegner Walthers, zu schwächen. Zum Johannisfest darf Walther dennoch seinen Traum in seinem Gesang erzählen, womit er Eva gewinnt. Darüber hinaus wird Walther in die Zunft der Meistersänger festlich aufgenommen.

Aufführung

Die Drehbühne trägt naturgetreu nachgebildete architektonische Bauten sowie teils mit feinen, durchsichtigen Tüchern drapierte Baugerüste, welche anfangs einen Kirchenraum und später alle weiteren Räumlichkeiten darstellen. Im Hintergrund sieht man die Umrisse einer großen Stadt. Eine grüne Wiese bildet den Übergang. Ein einige Meter hoher Fliederbaum in voller Blüte bietet dem Liebespaar Unterschlupf in der Nacht vor dem Johannisfest. Die Kleidung ist zeitlos, jedoch mit manchen Elementen des ausgehenden achtzehnten Jahrhunderts, wie beispielsweise Hosenträger ergänzt. Das Bühnenlicht bringt naturgetreu Tag- und Nachtstimmungen.

Schon am Anfang wird das Treffen in der Kirche von Eva und Magdalene amüsant gestaltet. Man kann nicht übersehen, daß beide Frauen verschiedene Tricks einzusetzen versuchen, um ihre Verehrer etwas länger sehen zu können. Zum Johannisfest gibt es heitere Stimmung mit einem bunt gekleidetem Chor sowie zahlreichen Statisten. Die Meistersänger erscheinen in festlicher Robe. Eva tritt in einem glitzernden weißen Kleid auf.

Sänger und Orchester

Das Orchester der Oper spielte unter der Leitung von Daniele Gatti mit weitem, dynamisch weich gestaltetem romantischen Kolorit, teils sehr klar und teils recht gefühlvoll. Alle Einsätze waren überzeugend, auch der gewaltige Chor glänzte jedes Mal deutlich und in einer überwältigenden Einheit. Nur einige Male kam der Gesamtklang in die Bereiche eines Forte, zu welchem die Klangwahrnehmung nicht mehr möglich war. Sonst war das ersehnte Belcanto gut zu hören, wobei das Orchester die Sänger recht gut begleitete. Beste Artikulation im Sängerensemble machte die Übertitel für die Soloauftritte nahezu überflüssig. Die Ensemblepartien klangen sehr ebenmäßig. Exemplarisch wäre das Quintett mit der ansprechenden Harfenbegleitung, geschmückt von Koloraturen, von Juliane Banse (Eva) (3. Aufzug) zu nennen.

Martin Gantner (Sixtus Beckmesser) war schauspielerisch nicht zu übertreffen. Seine Schmerzen oder seine aufdringliche Art meisterte er mit einer Bühnenpräsenz, die begeisterte. Die anmutige Juliane Banse (Eva) hatte für ihre Rolle beste Voraussetzungen und erfüllte die hohen Erwartungen. Besonders zu erwähnen ist hier ihr klarer Stimmklang. Michael Volle stand als Hans Sachs im Mittelpunkt und gab einen hilfsbereiten Charakter wider. Er sang durchsetzungsstark und angenehm. Mit Wahn! Wahn! zeigte er unter anderem ein schönes Legato und eine ausgezeichnete Differenziertheit seiner Stimmfärbung: weich, scharf, zart, wütend, lieblich, in piano wie auch in forte (Anfang 3. Akt). Die charaktervolle Stimme des Roberto Saccà (Walther von Stolzing) brillierte in Morgendlich leuchtend in rosigen Schein (3. Akt). Peter Sonn (David) zeigte seinen klangschönen Tenor und harmonierte gut mit dem wohltuenden Alt von Wiebke Lehmkuhl (Magdalene). Matti Salminen gab Veit Pogner eine gütige, väterliche Erscheinung. Mit Andreas Hörl gab es einen gedrungen wirkenden und singenden Nachtwächter.

Fazit

Die Meistersinger in dieser sehr nah an Wagner orientierten Darstellung begeisterte von Anfang an und erheiterte die Atmosphäre des ganzen Abends im Opernhaus, wobei der komische Aspekt des Werkes wunderbar zutage trat. Das Publikum würdigte die Mitwirkenden enthusiastisch, und am Ende der Vorstellung tobte es mit Applaus und Bravorufen. Besondere Aufmerksamkeit und Lob verdient diesmal das hervorragende Debütdirigat des Dirigenten Daniele Gatti. Der Besuch ist unbedingt zu empfehlen schon wegen der bezaubernden Bühne von Hans Schavernoch sowie der schauspielerischen und stimmlichen Leistung der Solisten.

Ruta Akelyte Hermann

Bild: Suzanne Schwiertz

Das Bild zeigt Roberto Saccà (Walther von Stolzing) und Michael Volle (Hans Sachs)

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