DIE NASE – Zürich, Opernhaus

von Dmitri Schostakowitsch (1906-1975), Oper in drei Akten mit einem Prolog. Libretto: Dmitri Schostakowitsch, Jewgeni Preis, Jewgeni Samjatin und Georgi Jonin nach der Novelle von Nikolaj Gogol, UA: 18. Januar 1930, Leningrad, Marly-Theater

Regie: Peter Stein, Bühne: Ferdinand Wögerbauer, Kostüme: Annamaria Heinreich, Licht: Joachim Barth, Hans-Rudolf Kunz

Dirigent: Ingo Metzmacher, Orchester, Extra Ballett und Chor der Oper Zürich, Choreinstudierung: Ernst Raffelsberger und Lev Vernik, Choreographie: Lia Tsolaki

Solisten: Lauri Vasar (Kowaljow), Michael Laurenz (Iwan, Diener Kowaljows), Valeriy Murga (Iwan Jakowlewitsch, Barbier), Liuba Chuchrova (seine Frau Praskowja Osipowna), Alexey Sulimov (Wachtmeister), Leonid Bomstein (Nase), u.a.

Besuchte Aufführung: 21. September 2011 (Premiere B in russischer Sprache)

Kurzinhalt

Der in St. Petersburg als Barbier tätige Iwan Jakowlewitsch findet beim Frühstücken in seinem Stück Brot eine menschliche Nase. Von seiner Frau verjagt und beschuldigt, sucht er vergeblich nach einer Möglichkeit, diese Nase wieder loszuwerden und wirft sie in den Fluß Neva. Der attraktive Kollegienassessor Kowaljow erwacht am selben Morgen mit einer glatten Stelle im Gesicht. In seinem Spiegelbild fehlt jede Spur von seiner Nase. Kowaljow ist äußerst besorgt, da er sich nicht erinnern kann, weshalb ihm die Nase fehlen könnte. Er hetzt hilfesuchend durch die Stadt zum Oberpolizeimeister. Er trifft selbst seine eigene hochnäsige Nase in der Gestalt und Kleidern eines hohen Beamten, weshalb er sie nicht wirklich anzusprechen traut. Nach vielen bewegenden Ereignissen wird die wieder geschrumpfte Nase ihrem Besitzer übergeben. Der glückliche Kowaljow ist erneut zutiefst verzweifelt und um seine zukünftigen Liebesabenteuer besorgt, da seine Nase nicht an ihrem Platz im Gesicht hält. Als Kowaljow tatsächlich erwacht, ist nun die Nase an ihrem richtigen Platz. Das Leben läuft gewöhnlich weiter, und es wird fleißig geflirtet.

Aufführung

Alle sechzehn Szenen in zehn Bildern waren sehr unterschiedlich und mit einem großen Aufwand angelegt: es gab stattliche Maschinerie mit viel Technik, interessantem Licht sowie Schatten. Ausdrucksvolle Masken kennzeichneten die Protagonisten recht treffend und die prunkvollen Kostüme waren aus der Zeit des späten neunzehnten Jahrhunderts, so daß man sie stets als ästhetischen Gaumenkitzel genießen konnte. Die Handlung lief fließend und anschaulich ab. Es dominierten klare Farben im Bühnenbild, dessen Wände immer wieder auf verschiedenen Ebenen mit Räumen bestückt waren. Schon die Einleitung spielte sich in einer kleinen und weit oben angelegten Zelle des Barbiers ab. Das Frühstück Jakowlewitschs bot einen angenehmen Anblick mit einer zänkischen, jedoch kurzweilig dargestellten Frau am weißen Feuerofen. Das im Gesang und Aktivität umgesetzte russische Temperament trug zur köstlichen Unterhaltung bei. Große Schriftzüge in russischer Sprache kamen immer wieder im Bühnenbild zum Einsatz. Besondere Beachtung verdienen auch die vielen Nasenkostüme, akrobatischer Tanz und Choreografie, der ansehnliche Gartenzaun und das weiße Pferdchen, das von zwei Personen vorzüglich dargestellt wurde.

Sänger und Orchester

Das Orchester der Oper Zürich unter der Leitung von Ingo Metzmacher spielte sehr exakt, feurig und emotional. Michael Laurenz, der den Diener Iwan von Kowaljow darstellte, fiel durch seine komische Haltung auf, sang lustig und amüsant. Einen hervorragenden Doktor spielte Pavel Daniluk mit seiner auffallend angenehmen und warmen Stimmklangfarbe. Leonid Bomstein war eine ausgezeichnete Nase, stolz und hochnäsig. Liuba Chuchrova (Barbiers Frau Praskowja Osipowna) sang ihren wichtigen Part mit einer schrillen Stimme der Rolle entsprechend. Eine junge Dame, die Tochter der Podtotschina, wie auch die Solostimme in der Kathedrale, wurden von Eva Liebau rührend dargestellt. Lauri Vasar (Kowaljow) meisterte seine große Rolle in guter Diktion, seine beiden Aufwachszenen waren ergötzlich. Besonders zu erwähnen ist seine weinerliche Arie bei der Annoncenredaktion Ich kann ihnen nicht sagen, wie (2. Akt).

Fazit

Das eigentlich tragische Werk Schostakowitschs bekam eine sehr interessante komische Note, wodurch der Abend durchgehend unterhaltsam verlief. Man konnte sich die Bedrohung des russischen Volkes durch die staatliche Gewalt durchaus ausmalen, welche hier unmißverständlich auf Stelzen lief. Das Publikum im völlig ausverkauften Opernhaus war begeistert.

Ruta Akelyte Hermann

Bild: Suzanne Schwiertz

Das Bild zeigt: Lauri Vasar (Kowaljow), Leonid Bomstein (Nase)

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