DIE ZAUBERFÖTE – Chemnitz, Oper

von Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791), Deutsche Oper in 2 Aufzügen, Libretto: Emanuel Schikaneder, UA: 30. September 1791, Wien

Regie: Dominik Wilgenbus, Bühne: Udo Vollmer, Kostüme: Andrea Fisser

Dirigent: Frank Beermann, Robert-Schumann-Philharmonie, Opernchor Chemnitz

Solisten: André Riemer (Tamino), Guibee Yang (Pamina), Julia Bauer (Königin der Nacht), Kouta Räsänen (Sarastro), Andreas Kindschuh (Papageno), Susanne Thielemann (Papagena), Johanna Stojkovic (Erste Dame), Tiina Penttinen (Zweite Dame), Kathleen Glose (Dritte Dame), Tommaso Randazzo (Monostatos), Peter Heber (Erster Priester), Stephan Hönig (Zweiter Priester), Edward Randall / Thomas Mäthger (Geharnischte) u. a.

Besuchte Aufführung: 2. Oktober 2011 (Premiere)

Kurzinhalt

Prinz Tamino hat sich, von einem Ungeheuer verfolgt, in das Reich der Königin der Nacht verlaufen. Drei Damen der Königin töten die Schlange und geben dem Prinzen ein Bild der Königintochter. Tamino verliebt sofort sich in das Bild und bekommt von der Königin eine Zauberflöte und den Auftrag, die Tochter aus dem Reich des Sarastro zu befreien. Im Reich des Herrschers müssen Tamino und sein Begleiter, der Vogelfänger Papageno, mit Hilfe der Flöte und von den Drei Knaben einige Prüfungen bestehen. Schließlich durchschreitet Tamino zusammen mit Pamina die Feuer- und Wasserprüfung und beide werden in den Kreis der Eingeweihten aufgenommen.

Aufführung

Die Inszenierung konzentriert sich auf prägnante Formen und Bilder, die den traumhaften Märchencharakter des Stückes hervorheben. Neben einem zentralen, weißen Pyramidenaufbau, der im Laufe der Vorstellung geteilt wird und durch Verstellungen auf der Bühne sowie verschiedene Illuminationen neue Perspektiven schafft, werden durch die sich ändernde Anordnung zahlreicher überdimensionierter Türen die Palastfluchten von Sarastros Tempel imitiert. Die Auftritte der Königin der Nacht hingegen begleiten strahlend leuchtende Planeten vor einem funkelnden Sternenhimmel. In den Prüfungen im zweiten Akt lassen an mehreren rot und blau angestrahlten, von oben herabhängenden Tüchern das Artistenduo Karabaeus die Elemente Feuer und Wasser zum Leben erwecken.

Sänger und Orchester

Die gesanglichen Höhepunkte an diesem Abend werden von einer Sänger-Quadriga aufgeboten. Allen voran verzauberte durch ihren jugendlichen, filigran brillanten Sopran Guibee Yang (Pamina), die das Ach ich fühl’s, es ist verschwunden zu einem Stoßseufzer innigster Entrückung erblühen läßt. Im darstellerischen Teil überzeugt sie zudem als Prinzessin auf der Suche nach ihrem Liebesglück. Koloratursopranistin Julia Bauer läßt als Königin der Nacht die Sterne gesanglicher Klangkaskaden regelrecht aufblitzen. Besonders in ihrer Rachearie im zweiten Akt gelingt ihr mit Bravour der schillernde Koloraturritt bis auf den Gipfel in lupenreiner Intonation, der ihren Gesang zu einer wahren Offenbarung brillanter Stimmleuchtkraft bringt. Als dritter im Bunde gesanglichen Wohllautes an diesem Abend weiß Kouta Räsänen (Sarastro) seinen eindrucksvollen Baß mit klarer Führung einzusetzen. In diesen heil’gen Hallen steigt in die Tiefen dunkelster Erdtönen. Mehr als luxuriös besetzt ist auch die Rolle des Papageno. Bariton Andreas Kindschuh bringt in seiner Arie Ein Mädchen oder Weibchen seine warm timbrierte Stimme regelrecht zum Leuchten, die zudem durch facettenreiche Stimmvariabilität und satter Klangfülle aufhorchen läßt. Hinter diesen Leistungen fällt André Riemer (Tamino) zurück. Insbesondere in seiner Bildnisarie werden seine gesanglichen Schwächen von gedämpft-flachem Klangvolumen, fahler Intonation in den Höhen und gestreßt ermattendem Tonhaltevermögen in den Spitzen offenbar. Tommaso Randazzo (Monostatos) kann ebenfalls durch blasse Klangakzentuierung ohne Stimmdruck nicht überzeugen, wohingegen Edward Randall und Thomas Mäthger (Geharnischte) in pastos satter Stimmfülle glänzen. Die Robert-Schumann-Philharmonie unter Frank Beermann läßt dazu Mozarts Musik in dynamischer Frische erstrahlen und auch der Opernchor ist sehr gut aufgestellt.

Fazit

Die Inszenierung lebt von einprägsamen Bildern, welche die traumhafte Komponente des Stückes in den Vordergrund stellen und die Zauberflöte als das Wirken lassen, was sie ist: eine Zauberoper. Dies wird insbesondere beim Bühnenbild der Königin der Nacht eindrucksvoll umgesetzt. Dadurch erhält das Werk eine überzeugende Tiefenschärfe, ohne sich in Interpretationszwängen zu verlieren. Zusammen mit den teilweise hervorragenden gesanglichen Leistungen der beteiligten Sänger gelingt es der Produktion den Zuschauer in eine Traumwelt zu entführen.

Dr. Andreas Gerth

Bild: Dieter Wuschanski

Das Bild zeigt: Guibee Yang (Pamina) und André Riemer (Tamino)

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