ARABELLA – Wuppertal, Opernhaus

von Richard Strauss (1864-1949), Lyrische Komödie in drei Aufzügen, Dichtung von Hugo von Hofmannsthal, UA: 1. Juli 1933, Dresden

Regie: Georg Köhl, Bühnenbild: Peter Werner, Kostüme: Claus Stump, Dramaturgie: Ulrike Olbrich, Licht: Sebastian Ahrens

Dirigent: Hilary Griffiths, Sinfonieorchester Wuppertal, Opernchor der Wuppertaler Bühnen, Choreinstudierung: Jens Bingert, Statisterie der Wuppertaler Bühnen

Solisten: Banu Böke (Arabella), Kay Stiefermann (Mandryka), Dorothea Brandt (Zdenka), Michael Tews (Graf Waldner), Joslyn Rechter (Gräfin Adelaide), Oliver Ringelhahn (Matteo), Boris Leisenheimer (Elemer), Miljan Milovic (Dominik), Thomas Schobert (Lamoral), Elena Fink (Fiaker-Milli), Marina Edelhagen (Kartenaufschlägerin), Philipp Werner (Welko), Marco Agostini (Zimmerkellner)

Besuchte Aufführung: 5. März 2011 (Premiere)

Kurzinhalt

Die Familie von Graf Waldner lebt hoch verschuldet in einem Hotel. Die letzte Möglichkeit zur finanziellen Rettung ist eine lukrative Vermählung der Tochter Arabella, ihre Schwester Zdenka wird bereits als Junge verkleidet, da eine zweite Mitgift nicht zu finanzieren ist. Zahlreiche Bewerber umschwärmen Arabella, die jedoch nicht den Richtigen findet. Darunter ist auch Matteo, in den Zdenka verliebt ist. Plötzlich betritt der reiche Mandryka die Szenerie und bittet um die Hand von Arabella, was für die Familie die Rettung wäre. Doch auf dem Fiaker-Ball entspannt sich im Verlauf des Abends ein handfester Skandal aufgrund einer Verwechslungsgeschichte, die sich erst ganz am Ende der Oper auflöst und beide Paare glücklich miteinander vereint.

Aufführung

In allen drei Akten ist die Bühne nahezu identisch gehalten. Das Hotelzimmer der Familie von Graf Waldner ist mit Umzugskartons gefüllt, auf dem Boden liegen die Blumen und andere Präsente verschiedener Bewerber, die zentrale Position in der Raummitte nimmt das zukünftige Brautkleid Arabellas ein. Die Glasfenster des Hotelzimmers werden im zweiten Akt zur Trennwand zwischen zwei Räumen auf dem Ball, im dritten Akt deutet eine Treppe im Hintergrund den Aufgang zu den Zimmern aus der Hotellobby an. Die Kostüme sind der Zeit der Handlung um 1930 nachempfunden. Das musikalische Ensemble wird durch eine Schauspielerin erweitert, die in verklärter Gestalt mehrfach auftritt und die verstorbene erste Frau von Mandryka bzw. seine Erinnerungen an sie darstellt.

Sänger und Orchester

Die Sängerriege kann auf der einen Seite mit einigen Highlights glänzen, einige Sänger bleiben jedoch auch hinter den Erwartungen zurück: So kann Oliver Ringelhahn (Matteo) zwar mit der dramatischen Gestaltung seines Gesanges überzeugen, doch besonders im ersten Akt vermißt man eine profunde Basis für die Höhe, vieles wirkt ein wenig dünn. Im Verlauf der Oper wird es jedoch besser, was er somit mit Elena Fink (Fiaker-Milli) gemeinsam hat. Geraten ihre Koloraturen im ersten Auftritt noch zu schrill, gefällt sie beim zweiten Mal ein wenig besser. Banu Böke (Arabella) hingegen gestaltet ihre arien-ähnlichen Nummern gesanglich sehr schön. Michael Tews (Graf Waldner) kann mit vollem Stimmklang beeindrucken, bleibt dabei jedoch immer in der Stimme beweglich. Dorothea Brandt (Zdenka) beeindruckt mit wandlungsfähiger Stimme sowohl in den dramatischen wie lyrischen Stellen. Besonders ihre Wechsel vom Piano ins Forte innerhalb einer Phrase wissen sehr zu gefallen. Kay Stiefermann (Mandryka) beeindruckt mit seiner klangkräftigen Stimme; sein Duett mit Banu Böke (Arabella) im zweiten Akt ist einer der besten Momente des Abends. Das Wuppertaler Sinfonieorchester unter der Leitung von Hilary Griffiths präsentiert sich hier als zurückhaltender Begleiter. Daß es auch anders geht, beweisen sie eindrucksvoll im Zwischenspiel zwischen dem zweiten und dem dritten Akt. Nur ganz selten mangelt es ein wenig an synchronem Zusammenspiel zwischen den einzelnen Instrumentengruppen.

Fazit

Die genannten „Mängel“ sind zu verschmerzen und die musikalische Darbietung überzeugt doch insgesamt sehr. Die Idee des Regisseurs hingegen, Mandryka als Mann darzustellen, der eigentlich nicht über den Verlust seiner ersten Frau hinweggekommen ist, ist jedoch entbehrlich. Besonders im Finale der Oper entsteht der Eindruck, Mandryka empfindet seine nun doch zustande kommende Heirat mit Arabella nicht als Glück, sondern als Verrat an seiner ersten Frau. Das Wuppertaler Publikum bedenkt jedoch alle Beteiligten mit Applaus.

Malte Wasem

Bild: Sonja Rothweiler

Das Bild zeigt: Arabella (Banu Böke), Matteo (Oliver Ringelhahn), Zdenka (Dorothea Brandt), Graf Waldner (Michael Tews), Mandryka (Kay Stiefermann) und Chor der Wuppertaler Bühnen

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