DER BARBIER VON SEVILLA – Regensburg, Theater

von Gioacchino Rossini (1792–1868), komische Oper in 2 Akten, Libretto: Cesare Sterbini nach der Komödie von Beaumarchais, UA: 1816 Rom

Regie: Nicola Raab, Bühne, Kostüme: Benita Roth

Dirigent: Arne Willimczik, Philharmonisches Orchester, Herrenchor des Theaters Regensburg, Choreinstudierung: Christoph Heil

Solisten: Iurie Ciobanu (Graf Almaviva), Seymur Karimov (Figaro), Matthias Flohr (Bartolo), Misaki Ono (Rosina), Sung-Heon Ha (Don Basilio), Francis Bouyer (Fiorillo), Mikhail Kuldyaev (Offizier)

Besuchte Aufführung: 18. Dezember 2010 (Premiere)

Kurzinhalt

Bartolo will sein Mündel Rosina, das er in seinem Haus in Sevilla streng bewacht, heiraten. Doch Rosina liebt den Grafen Almaviva, und die beiden versuchen zusammenzufinden. Damit es zu einem glücklichen Ende kommt, unterstützt Figaro, der Barbier von Sevilla und ein einfallsreicher Vermittler für Geschäfte aller Art, das Liebespaar mit List und Tücke, guten Ratschlägen und vor allem mit Bestechungen, die jedoch bald von seinen Gegenspielern Bartolo und Basilio (Rosinas Musiklehrer) aufgedeckt und abgewendet werden. Selbst ein gut geplanter Fluchtversuch der beiden Liebenden scheitert, doch gelingt es Almaviva noch rechtzeitig Rosina zu heiraten. Figaro arrangiert die Eheschließung der beiden mit einem Notar, der eigentlich die Hochzeit zwischen Bartolo und Rosina vornehmen sollte. Bartolo wird mit der Mitgift entschädigt, so sind alle zufrieden.

Aufführung

Diese Produktion kommt mit wenigen Requisiten aus. Schnell sind sie aufgebaut und schnell wieder verschwunden: So ist das Haus Bartolos nur auf einer Leinwand aufgemalt. Als Rosina nicht mehr auf den Balkon dieses Hauses darf, damit Almaviva keine Zugabe zu seinem Ständchen am Klavier geben kann, wird der Balkon auf der Leinwand einfach durchgestrichen. Ansonsten werden die Häuser durch Türrahmen dargestellt, was immer wieder zu komischen Situationen führt, weil die räumliche Zuordnung der Personen teilweise etwas unübersichtlich wird. Die Kostüme stammen aus der heutigen Zeit: Almaviva trägt zunächst einen Anzug, später verkleidet er sich als Kleinkünstler/Gesangslehrer oder als Soldat. Figaro hat über normaler Arbeitskleidung eine Künstlerweste und ein Kopftuch. Rosina erscheint mit schlichter Strickweste und gelben Rock. Sie schwebt auf einer fliegenden gelben Kommode ein. Immer wieder stürmen Arbeiter mit ihren Werkzeugen vorüber und drei Personen tragen eine Art Schwertfisch über die Bühne.

Sänger und Orchester

Arne Willimczik will es irgendwie nicht so richtig gelingen, das Orchester zusammenzuführen. Unangenehm fällt vor allem das oft zu laute Blech auf. Auch die Holzbläser intonieren immer wieder unsauber. Darüber hinaus will sich in den leiseren Passagen, wie im Finale des ersten Akts, kein Tutti-Streicher-Klang einstellen. Dafür gelingt es dem Herrenchor in seinen Kurzauftritten mit einem wirklich einheitlichen, harmonischen Klang aufzuwarten. Er setzt exakt und einheitlich ein, besonders im Zusammenspiel mit Figaro und Almaviva. Iurie Ciobanu (Graf Almaviva) hatte deutliche Probleme mit der Gestaltung seiner Rolle, er sprach über weite Strecken eigentlich mehr als er sang. Hohe Töne erreichte er nur im Falsett, was auch für Seymur Karimov als Figaro galt. Dabei wirkte dieser Buffo-Bariton stimmlich wie ein solider Handwerker. Misaki Ono als Rosina zeigte, vor allem in den hohen Lagen, ein immer heftiger werdendes Tremolo. Sie versuchte das durch ein Ziehen der Töne mit viel Kraft zu vermeiden. Die besten Sänger dieser Produktion waren unstrittig die beiden Bässe: Sung-Heon Ha als Don Basilio konnte mit seiner Verleumdungsarie groß auftrumpfen. Ein schöner runder Baß, ausgewogen in allen Registern, mit deutlicher Diktion und klarem Klang in der Mittellage und voluminöser Tiefe zeichnete ihn aus. Matthias Flohr (Dr. Bartolo) mußte sich offensichtlich erst in die Rolle hineintasten, er wirkte am Anfang etwas zurückhaltend. Schnell präsentierte er sich aber als ein grundsolider Baß, vom Klang her mit Don Basilio leicht zu verwechseln, und am Ende lief er zur Hochform auf, wenn er sein Volumen voll ausspielte, ohne dabei freilich zuviel Kraft einzusetzen.

Fazit

Diese Produktion ist ein Barbier der etwas harmloseren Art, eine Komödie, der der Biß fehlt, auch wenn die leere Bühne, die wenigen bunten Kulissen und Kostüme den Fokus ganz auf die handelnden Personen und ihre Interaktionen richten. Doch diese bunt bebilderte Folge von Einzelaktionen wirkte zusammenhanglos, eher wie eine lose Folge unterhaltsamer Werbespots, und riß das Publikum nicht wirklich von den Sitzen. Am Ende gab es freundlichen Applaus für alle Beteiligten.

Oliver Hohlbach

Bild: Juliane Zitzlsperger

Das Bild zeigt: Dr. Bartolo (Mitte) begegnet Rosinas Gesangsstunde des verkleideten Almaviva mit Mißtrauen

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