TANNHÄUSER UND DER SÄNGERKRIEG AUF WARTBURG – Zürich, Opernhaus

von Richard Wagner (1813–1883), Große romantische Oper in drei Aufzügen, Text vom Komponisten, UA: 1845 Dresden

Regie: Harry Kupfer, Bühne: Hans Schavernoch, Kostüme: Yan Tax, Licht: Elfried Roller, Hans Toelstede, Video-Design: Peer Engelbracht und Christopher Lensing, Choreographie: Philippe Egli

Dirigent: Ingo Metzmacher, Orchester der Oper Zürich, Extraballett, Chor der Oper Zürich, Choreinstudierung: Jürg Hämmerli, Ernst Raffelsberger

Solisten: Alfred Muff (Landgraf Hermann), Peter Seiffert (Tannhäuser), Michael Volle (Wolfram), Christoph Strehl (Walther), Valeriy Murga (Biterolf), Michael Laurenz (Heinrich der Schreiber), Tomasz Slawinski (Reinmar), Nina Stemme (Elisabeth), Vesselina Kasarova (Venus), Camille Butcher (junger Hirt)

Besuchte Aufführung: 2. Februar 2011 (B-Premiere)

Kurzinhalt

Tannhäuser lebt bei der Liebesgöttin Venus im Genuß paradiesischen Vergnügens. Dennoch bekommt er Sehnsucht nach dem irdischen Leben unter den Menschen. Für die Göttin singt er, aber seine Sehnsucht wächst. Nach seiner Anrufen Marias ist der Venusberg verschwunden, Hirtenmusik und Pilgergesang sind zu hören. Bald treffen ihn seine früheren Freunde und Rivalen. Als Elisabeth Tannhäuser wieder sieht, ist ihre Trauer verschwunden. Sie ist ihm in stiller Liebe zugetan. In seiner Abwesenheit hatte sie den Kreis der Sänger gemieden. Der Landgraf versucht, sie mit einem Sängerwettstreit über die Liebe zu erfreuen. Tannhäuser hält sich nicht zurück und singt aber schließlich sein Lob der Göttin Venus. Das verärgert die anderen sehr. Nur eine Pilgerfahrt nach Rom kann ihn nun vor deren Zorn retten. Elisabeth wartet auf seine Rückkehr. Die Pilger kehren zurück, nur Tannhäuser ist nicht unter ihnen. Sie beschließt, sich für sein Seelenheil zu opfern. Tannhäuser, der später als die anderen Pilger zurückkommt, stirbt erlöst, als er den Leichnam Elisabeths sieht.

Aufführung

Die Bühne wird von Licht belebt, sie ist zu Beginn ein nur leerer Raum, der mit einem Bett ausgestattet ist. Mit bewegter Choreographie, rotem Licht und anderen Mitteln wird der Venusberg als Nachtclub dargestellt. Verschiebbare metallische Wände verändern den Raum und ermöglichen Überraschungseffekte. Die Kostüme sind zeitgenössisch, wie auch die Interpretation des ganzen Werkes. Die Schalmei des jungen Hirten wird von einer Krankenpflegerin gespielt. Die Rückkehr Tannhäusers in die Menschenwelt führt ihn auf einen Golfplatz. Zum Sängerwettstreit wird die Bühne in einen Konzertsaal verwandelt: Die Zuschauer nehmen Platz auf durchsichtigen Stühlen, ein Konzertflügel ist in der Mitte, Fernsehkameras werden aufgefahren, links und rechts stehen Stühle für die Adligen. Die Pilger treffen im dritten Aufzug am Bahnhof ein. Zwei Gleise mit fahrenden Zügen und eine Dachkonstruktion des Bahnhofes sind zu sehen. Die Farbe Grau dominiert die letzten Szenen, wobei der Auftritt der Venus in Rot erfolgt. Elisabeth wird in einem Sarg aus Glas vorbeigetragen.

Sänger und Orchester

Das Orchester der Oper Zürich spielte mit weichem Klangfluß. Metzmachers Interpretation war dynamisch äußerst vielschichtig. Die Chöre klangen breit und vibrato-gefärbt, ein schönes Klangerlebnis bescherten ihre Auftritte hinter der Bühne. Besondere Klangstärke entwickelte der Chor der älteren Pilger nach Wolframs Wohl wußt´ ich hier sie im Gebet zu finden (3. Aufzug). Das gesamte Sängerensemble sang deutlich artikuliert, so daß man die Übertitel kaum benötigte, es harmonierte darstellerisch wie auch klanglich vorzüglich miteinander. Die kraftvollen Stimmen der Solisten paßten gut zueinander. Der emotional und musikalisch fein nuancierende Peter Seiffert (Tannhäuser) konnte sich problemlos über dem Orchesterklang behaupten, die dynamische Variabilität seiner Stimme konnte er z.B. bei dem zarten Pianissimoeinsatz in dem O Walther, der du also sangest vorführen (2. Aufzug). Nina Stemme (Elisabeth) zeigte meisterhafte dynamische Zurückhaltung in ihrem Gebet im 3. Aufzug. Die dunkle Tiefe von Alfred Muff (Hermann) klang stets rund und angenehm. Die scharfen und agilen Koloraturen in Willkommen, ungetreuer Mann (3. Aufzug) von Vesselina Kasarova (Venus) verdienen besondere Beachtung. Ihre energische, dunkle Stimme durchdrang den Raum. Klangstark zeigte sich auch Michael Volle (Wolfram), doch seine Gefühle für Elisabeth versteckte er.

Fazit

Tannhäuser wird in dieser Züricher Produktion stark modernisiert inszeniert, mit einem direkten Bezug auf die heutige Gesellschaft. Möglicherweise fließt die derzeitige Diskussion über den Zürcher Straßenstrich hier hinein. Der erste Aufzug spielte man nach der Pariser Fassung von 1861, die anderen Aufzügen nach der Dresdener Fassung. Das Publikum würdigte die Produktion ausgiebig mit langem Beifall.

Ruta Akelyte Hermann

Bild: Suzanne Schwiertz

Das Bild zeigt den Sängerwettstreit mit Elisabeth (ganz links)

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