OTELLO – Coburg, Landestheater

von Giuseppe Verdi (1813-1901), Dramma lirico in vier Akten, Libretto: Arrigo Boito nach William Shakespeare, UA: 1887, Mailand

Regie: Søren Schuhmacher, Bühne: Norbert Bellen, Kostüme: Katrin Kath, Dramaturgin: Susanne von Tobien

Dirigent: Roland Kluttig, Philharmonisches Orchester Landestheater Coburg, Chor, Extrachor und Kinderchor des Landestheaters Coburg, Einstudierung: Stefan Meier

Solisten: Wei Long Tao (Otello), Michael Bachtadze (Jago), Milen Bozhkov (Cassio), Karsten Münster (Rodrigo), Michael Lion (Lodovico), Rainer Scheerer (Montano), Betsy Horne (Desdemona), Verena Usemann (Emilia), Thomas Unger (Herold)

Besuchte Aufführung: 15. Januar 2011 (Premiere)

Kurzinhalt

Otello, der Statthalter Zyperns, kehrt mit seiner Flotte von einem erfolgreichen Kriegszug zurück. Die Freude währt jedoch nur kurz: Sein Fähnrich Jago strebt nach Macht und spinnt deswegen eine furchtbare Intrige. Indem er den Hauptmann Cassio zum Trinken verleitet, setzt er eine Schlägerei in Gang, die schließlich zu Cassios Entlassung führt. Doch das ist Jago noch nicht genug. Er ermuntert Cassio dazu, sich bei Otellos Gemahlin Desdemona Unterstützung zu suchen. Diese Begebenheit benutzt Jago, um Otello den scheinbaren Ehebruch Desdemonas zu beweisen. Als nun Otello nach Venedig zurückgerufen wird, wird bestimmt, daß Cassio sein Nachfolger werden soll. Von blindem Zorn und Eifersucht getrieben erwürgt Otello Desdemona, obwohl diese ihre Unschuld beteuert. Nach ihrem Tod wird jedoch klar, daß alles eine Intrige Jagos war und sie Otello stets treu geblieben war. Aus Verzweiflung begeht er Selbstmord.

Aufführung

Durch zwei goldene Bilderrahmen, die den Vordergrund und den Hintergrund der Bühne begrenzten, wurde ein zentralperspektivischer Eindruck geschaffen. Dieser wurde durch eine mit grauglänzendem Stoff bespannte Wand mit drei Öffnungen verstärkt, die sich am linken Bühnenrand befand und sowohl als Ein- und Ausgang sowie als Säulengang fungierte. Durch schwarze Vorhänge und das Hochziehen der Bilderrahmen konnte das Bühnenbild in kürzester Zeit verändert werden. Während des Trinkgelages wurde auf einer durchscheinenden Videoleinwand eine Seeschlacht gezeigt. Eine der wichtigsten Requisiten war ein großes weißes Bett, in welchem Otello und Desdemona bereits am Anfang symbolisch in den Hafen getragen wurden. Signitiv war der erste Auftritt Cassios, der sich wie ein Wurm aus den Tiefen des Bettes zwischen das Liebespaar drängte.

Zu Beginn trugen alle Darsteller Sonnenbrillen und lange schwarze Mäntel, im letzten Akt tauschten die Akteure sie gegen lange weiße Mäntel und Kostüme. Otellos Kleidung machte ebenfalls eine Wandlung durch: Im ersten Akt noch von weißer Farbe änderte sie sich über Grau bis hin zu einem tiefen Schwarz im vierten Akt. Auch die Gesichtsfarbe Otellos wurde erst im Laufe der Oper schwarz, er bemalte sich selbst. Jago agierte oft mit einer schwarzen Maske, mit der er sprach oder sie aufsetzte. Nachdem er sie an Otello weitergegeben hatte, ging sie in dessen Händen in Flammen auf. Das Englischhornsolo im vierten Akt kam als Todesengel personalisiert auf die Bühne, im Anblick dessen Desdemona das Lied vom Weidenbaum sang. Diese Produktion verzichtete auf eine umfangreiche Ausstattung und setzte auf eine Farbsymbolik von Schwarz, Weiß, Rot und Blau.

Sänger und Orchester

Einer der umjubelten Stars des Abends war Michael Bachtadze, der einen bitterbösen Jago abgab. Voller Leidenschaft ging er ganz in der Rolle auf und überzeugte mit seiner klangvollen, betörenden Stimme, die er in der Tiefe geradezu dämonisch zu verdunkeln wusste. Ebenso begeisterte Betsy Horne als Desdemona, die mit Leichtigkeit sämtliche Spitzentöne hervorlockte, durch eine klare Stimme bestach und ihr kunstvolles Vibrato wohldosiert einsetzte. Das berühmte Lied Piangea cantando nell’erma landa (4. Akt) hätte allerdings noch etwas inniger und mit differenzierterer Dynamik vorgetragen werden können. Sie harmonierte jedoch glänzend mit ihrem Partner, dem dramatischen Tenor Wei Long Tao. Dieser verfügte über die gleiche Durchschlagskraft, und lieferte einen soliden Otello ab. Jedoch fehlte ihm, besonders zu Beginn in den höheren Lagen, die nötige Kraft, so daß er hier etwas farblos wirkte. Milen Bozhkovs Cassio konnte mit diesem Trio durchaus mithalten, auch wenn er nicht ganz so eindrucksvoll erschien.

Das Orchester unter Roland Kluttig war hervorragend aufgelegt und brillierte sowohl in den virtuos angelegten kammermusikalischen Passagen sowie im vollen Tutti-Klang. Einzig das bekannte Kontrabaß-Solo im vierten Akt fiel unangenehm durch kleine intonatorische Schwächen auf.

Fazit

Das begeisterte Coburger Publikum honorierte diese Produktion mit nicht enden wollendem Applaus. Trotz der einen oder anderen dramaturgischen Unklarheit wurde dem Zuhörer ein dramatischer und packender Abend geboten, der besonders durch die große musikalische Qualität zu einem wahren Genuß wurde.

Laura Knoll

Bild: Andrea Kremper

Das Bild zeigt: Michael Bachtadze (Jago)

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