DIE ZAUBERFLÖTE – Köln, Oper

von Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791), Große Oper in zwei Aufzügen, Libretto: Emanuel Schikaneder, UA: 30. September 1791 Wien, Freihaustheater auf der Wieden,

Regie: René Zisterer, Bühne: Hyun Chu, Kostüme: Susanne Füller, Licht: Nicol Hungsberg

Dirigent: Modestas Pitrenas, Gürzenich-Orchester, Chor der Oper Köln, Choreinstudierung: Andrew Ollivant

Solisten: Mojca Erdmann (Pamina), Lothar Odinius (Tamino), Jeanette Vecchione (Königin der Nacht), Susanne Niebling, Regina Richter, Katrin Wundsam (drei Damen), Miljenko Turk (Papageno), Maike Raschke (Papagena), Stefan Kocán (Sarastro) u.a.

Besucht Aufführung: 11. Dezember 2010 (Premiere)

Kurzinhalt

Die Königin der Nacht beauftragt Prinz Tamino, ihre von Sarastro entführte Tochter Pamina zu befreien. Als Lohn soll er sie zur Frau erhalten. Dabei hilft ihm Papageno, der Vogelfänger der Königin der Nacht. Viele Schwierigkeiten gilt es zu überwinden, doch schließlich gelangen beide in Sarastros Reich, wo man sie vielen Prüfungen unterwirft. Endlich kann er Pamina befreien, und er und sie werden ein glückliches Paar, wie auch Papageno seine Papagena findet und heiratet.

Aufführung

Die Aufführung fand in der Universitätsaula statt, einem riesigen Saal mit ansteigenden Stuhlreihen und knalliger Sprechakustik.

Das Orchester befand sich unterhalb der großen Bühnenfläche. Allein der Dirigent, mit dem Gesicht zum Publikum, war zu sehen. Auf dieser Fläche gab es keine Requisiten. Dann öffnete sich des öfteren der Vorhang zu einer schmalen Hinterbühne, die wiederum, z.B. beim Erscheinen der Königin der Nacht, eine mit einigen Lichtern (Sternenhimmel) versehenen Hintergrund zeigte. Das, was man unter Kostümen versteht, zeigte nur die Königin der Nacht: Sie trug ein dunkelblaues Barockkostüm. Die drei Knaben waren barfuß und um ihre Körper hingen, dicke grau-weiße Polster. Jemand meinte beim Pausengespräch, sie ähnelten den Michelin-Männchen. Die drei Damen erschienen in engen Kleidern heutiger Zeit, Pamina in einem ebensolchen in gelber Farbe. Sarastro und seine Anhänger (der Chor) waren ähnlich indischer, vornehmer Herrschaften gekleidet. Papageno trug ein Wams mit Vogelfedern und auf dem Rücken den Vogelkäfig mit ausgestopften, bunten Vögeln. Tamino zeigte sich mit Hose und Hemd.

Sänger und Orchester

Da das Orchester unsichtbar wie in Bayreuth spielte, wurde es auch selten zu laut. Allerdings waren die Tempi oft von einer beträchtlichen Langsamkeit: aus einem Larghetto wurde ein Adagio, ja manchmal sogar ein Adagissimo, was den Ablauf der Handlung nicht gerade förderte. Vielleicht bangte Dirigent Modestas Pitrenas um die Einsätze, was leider auch mehrmals, trotz dieser Vorsichtsmaßnahmen, zu bemerken war. Mojca Erdmann (Pamina) hing bei dem langsamen Tempo (vorgeschrieben war Andante, gespielt wurde Adagio) mit ihrer g-Moll-Arie Ach ich fühl‘s, es ist verschwunden mit den zahlreichen Koloraturen, die sie bestens bewältigte, regelrecht in der Luft, die ihr oft fehlte, was sie zu häufigem Zwischenatmen zwang. Die drei Damen sangen ihren Part intonationssicher, waren allerdings rhythmisch oft nicht zusammen und in ihrer Aussprache waren sie, sowohl im Sprechen wie im Singen, meist unklar. Die drei Knaben artikulierten besser und ihre Intonation war durchweg comme il faut.

So mancher Zuschauer bangt in einer Aufführung der Zauberflöte oft um die hohen Töne der Königin der Nacht. Hier gab es eine Überraschung: Jeanette Vecchione (Königin der Nacht) lieferte jeweils zwei Töne auf dem dreigestrichenen F, denn was man hörte, war ein regelrecht gesplißter Ton: Ein Eclat bei einer so exponierten Arie! Dem Premierenpublikum schien das kaum etwas auszumachen, es klatschte anschließend, kein Buh war zu hören. Wäre das in Italien passiert ….

Lothar Odinius (Tamino) mußte zwar durch seine Kraft Pamina befreien. Das sollte aber kein Anlaß sein, fast durchweg seinen heldischen Tenor erstrahlen zu lassen. Besonders schmetternd war das Forte seiner Stimme bei Wie stark ist nicht dein Zauberton (Finale I), wo er lediglich von einem Streichorchester begleitet wird. Auch sein eigenes Flötenspiel, womit sein Gesang unterbrochen wird, war ja nicht im Forte angesiedelt. Stefan Kocán (Sarastro) gelangen die tiefen Bässe, doch seine Stimme warso kehlig, daß man kaum die Intonation in den tiefen Tonlagen erkennen konnte. Beim Terzett Soll ich dich Teurer nicht mehr sehen, das Pamina begann, schmiß er seine Antwort, so daß nur durch die Geistesgegenwart von Miljenko Turk (Papageno) das Terzett dem Untergang entkam. Turk rettete schauspielerisch und gesanglich, nicht zuletzt zusammen mit Maike Raschke, „seiner“ Papagena, die gesamte Aufführung.

Fazit

Ein äußerst ungeeigneter Raum für eine Oper und ein Ensemble ohne große Fortüne ist kaum in der Lage, ein Meisterwerk wie die Zauberflöte adäquat wiederzugeben.

Dr. Olaf Zenner

Bild: Matthias Baus

Das Bild zeigt: Miljenko Turk (Papageno)

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