Hof, Städtebundtheater – DIE ZAUBERFLÖTE

von Wolfgang Amadeus Mozart (1756 – 1791), Deutsche Oper in zwei Aufzügen, Libretto von Emanuel Schikaneder, UA: 1791, Wien
Regie: Uwe Drechsel, Bühne: Rudolf Rischer
Dirigent: Arn Goerke, Hofer Symphoniker
Solisten: Jörn E. Werner (Sarastro), Chong Sun (Tamino), Jürgen Schultz (Sprecher / 2. Geharnischter), Thilo Andersson (1. Priester / 1. Geharnischter), Peer Schüssler (2. Priester), Olga Polyakova (Königin der Nacht), Laura Nicorescu (Pamina), Ingrid Katzengruber (1. Dame), Stefanie Rhaue (2. Dame), Iwona Lukaszynska (3. Dame), Emilie Walther (1. Knabe), Nina Gläßer-Popp (2. Knabe), Robin Goller (3. Knabe), Thomas Rettensteiner (Papageno), Monika Hügel (Papagena), Karsten Jesgarz (Monostatos)
Besuchte Aufführung: 18. September 2009 (Premiere)

Kurzinhalt
hof-zauberfloete.jpgDie Königin der Nacht beauftragt Prinz Tamino, ihre von Sarastro entführte Tochter Pamina zu befreien. Tamino macht sich zusammen mit dem Vogelfänger Papageno auf den Weg. Beide erhalten magische Instrumente, die sie auf der Reise beschützen sollen: Tamino eine Zauberflöte, Papageno ein Glockenspiel. In Sarastros Tempel findet Papageno Pamina und rettet sie vor Monostatos, der ihr nachstellt. Sarastros Oberaufseher Monostatos nimmt den Prinz gefangen und bringt ihn zu Sarastro. Dieser schickt Tamino und Papageno in den Prüfungstempel: sie sollen drei Prüfungen bestehen. Papageno bricht das Schweigen und muß Tamino verlassen. Tamino besteht die erste Prüfung. Zusammen mit Pamina besteht er mit Hilfe der Zauberflöte auch die Prüfungen des Feuers und des Wassers. Dadurch werden sie in den Kreis der Eingeweihten aufgenommen. Papageno spielt sein Glockenspiel und bekommt seine Papagena. Ein Versuch der Königin der Nacht in den Tempel einzudringen scheitert.
Aufführung
Eine Ausstattungsoper hat Uwe Drechsel nicht auf die Bretter gestellt, vielmehr wird eine leere Brecht-Bühne nur mit einigen wenigen Schiebekulissen bevölkert. Die Beleuchtung ist wichtig, denn in der Welt der Königin der Nacht herrscht Dunkelheit. Die Kostüme bilden bunte Farbtupfer als Kontrapunkt: Phantasiekostüm für Papageno, asiatisches Phantasiekostüm für Tamino, die Damen Reifröcke, die Erleuchteten orangenfarbene Uniformen. Nur Pamina will sich nicht wirklich integrieren, trägt die Uniform nur darüber. Genau wie der Damenchor ist sie in Sarastros Welt nur geduldet. In dieser streng hierarisch ausgerichteten Welt der Erleuchteten (Monostatos Bestrafung auf offener Bühne spricht eine deutliche Sprache) sehen die beiden Paare keine Zukunft – zumal ja Frauen hier nur geduldet sind. Sie flüchten. Was macht nun Sarastro? Wer will jetzt die Macht? Da naht die Stunde des Monostatos, der den siebenfachen Sonnenkreis in seine Gewalt bringt.
Sänger und Orchester
Der große Erfolg der Zauberflöte ist wahrscheinlich der Rolle des Papageno zuzuschreiben. Ähnlich wie Schikaneder in der Uraufführung muß der Papageno ein Bariton mit Ausstrahlung und großer Spielfreude besitzen. Hier kann Thomas Rettensteiner als lustiger Naturbursche glänzen. Stimmlich immer präsent, spielt er die eigentliche Hauptrolle. Ein Problem der Zauberflöte ist, daß eigentlich eine große Sängerschar vonnöten ist, z.B. drei gute Tenöre: Chong Sun singt als Tamino sehr lyrisch und voll aus – sein bester Abend bislang in Hof. Karsten Jesgarz kann als Monostatos glänzen, aber Thilo Andersson ist als Geharnischter leider überfordert, gleiches gilt für Jürgen Schulz, der jedoch mit zurückgenommener Stimme als Sprecher überzeugen kann. Jörn E. Werner besitzt einen schönen tiefen Baß, nur neigt er leider zum Orgeln – zu seltsamer Klangbildung. Eine dominante Nebenfigur ist der gefeierte Peer Schüssler in der Sprechrolle des zweiten Priesters. Bei den Damen: Meist besetzt man die drei Damen mit den besten Hauskräften, Ingrid Katzengruber, Stefanie Rhaue und Iwona Kukaszynska erfüllen hier alle Erwartungen. Königin der Nacht und Papagena sind meist Gäste, Olga Polyakova ist ein schöner Koloratur-Sopran, Der Hölle Rache kochte sie aber nur auf kleiner Flamme. Laura Nicorescu glänzt als Pamina in allen ihren Registern.
Der als neuer Chef ans Haus zurückgekehrte Arn Goerke führt die Hofer Symphoniker sicher in die mystische Welt der Zauberflöte ein, sein weihevoller Pathos trägt die Spannung, aber manchmal bricht der Spannungsbogen doch ab, weil er zu langsam ist.
Fazit
Die Spielzeiteröffnung wird in Hof mit lang anhaltendem Applaus gefeiert, und die Premierenfeier wird noch lange in der Kantine fortgesetzt. Zu Recht, denn dieses (zu Unrecht als Kinderoper titulierte?) beliebte Werk ist schwierig zu besetzen, zumal für kleine Häuser mit dünner Personalschicht: Einen wirklich guten Koloratur –Sopran als Königin der Nacht findet man nicht immer, oder der Tenor für die schwierige Rolle des Geharnischten? Daß in Hof eine solide Lösung gefunden wurde, darf man lange feiern.
Oliver Hohlbach

Bild: Metzner
Das Bild zeigt: Papageno (Thomas Rettensteiner) vergleicht Pamina (Laura Nicorescu) mit ihrem Bild

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