Im weißen Rößl – Köln, Oper

von Ralph Benatzky (1884-1957), Singspiel in drei Akten, Libretto: Hans Müller und Erik Charell, nach dem Lustspiel (1898) von Oskar Blumenthal und Giustav kadelburg, Gesangstexte: Robert Gilbert, Musikalische Einlagen: Robert Gilbert, Bruno Granichstaedten, Robert Stolz und Hans Frankowski, UA: 8. November 1930 Berlin, Großes Schauspielhaus

Regie: Eike Ecker, Bühne: Darko Petrovic, Kostüme: Ulrich Schulz

Dirigent: Uwe Theimer und das Gürzenich-Orchester Köln

Solisten: Claudia Rohrbach (Josepha Vogelhuber), Martin Koch (Leopold Brandmeyer), Matthias Friedrich (Wilhelm Giesecke), Jutta Maria Böhnert (Ottilie), Michael Siemon (Dr. Erich Siedler), Miljenko Turk (Sigismund Sülzheimer), Maike Raschke (Klärchen), Bert Oberdorfer (Der Kaiser)

Besuchte Aufführung: 9. Dezember 2018 (Premiere)

Kurzinhalt

Der Oberkellner Leopold ist in die Wirtin zum Gasthof Zum weißen Rößl, Josepha Vogelhuber, verliebt. Diese weist ihn allerdings ab. Stattdessen liebäugelt sie mit dem Rechtsanwalt Dr. Siedler, doch dieser hat ein Auge auf Ottilie geworfen. Als Leopold sich den Anweisungen Josephas widersetzt, feuert sie ihn kurzerhand. Währenddessen trifft Sigismund Sülzheimer im Rößl ein und bändelt mit Klärchen an. Als Josepha erfährt, daß der Kaiser ihr Wirtshaus besuchen will, ist sie verzweifelt und bittet Leopold wieder für sie zu arbeiten. Der willigt ein auf die Bedingung hin, daß sein Konkurrent Dr. Siedler die Suite neben Ottilie bekommt. Josepha versteht, daß Leopold ihr trotz aller Widrigkeiten immer treu war und erkennt seine Liebe zu ihr. In seinem Arbeitszeugnis macht sie ihm einen Heiratsantrag. Ebenso verloben sich Dr. Siedler und Ottilie sowie Klärchen und Sigismund.

Aufführung

Die Bühne zeigt ein Alpenpanorama mit aufgemalten Bergen im Hintergrund und Holzhäuser im Vordergrund der Bühne, die das weiße Rößl darstellen. In der Mitte befindet sich ein Rondell, das sich drehen läßt und als Zentrum der Handlung fungiert. Das Orchester wird ans hintere Ende der Bühne, vor das Alpenpanorama, verbannt. Die Kostüme sind bunt und humorvoll gestaltet: die Männer erscheinen in alpinen Lederhosen und Anzügen, die Frauen in bunten Dirndln. Teile der Gäste tragen aber auch kunterbunte Kleider in unterschiedlichen Stilen. Insgesamt legt die Inszenierung viel Wert auf bunte Knalleffekte und komische Einfälle. Beispielsweise erscheinen einige Damen als tanzende Kühe auf der Bühne, es wird ein Papp-Bus mit japanischen Touristen eingefahren, oder es werden Wasserbälle in das Publikum geworfen.

Sänger und Orchester

Von Anfang an erweist sich die Entscheidung, das Orchester unter der Leitung von Uwe Theimer in die hinteren Reihen der Bühne zu verbannen, als Fehler, denn das wirkt sich auf die Zusammenwirken von Orchester und Gesang aus. Leider ist das Orchester oft viel schneller als das Sänger, die ihre Einsätze nicht rechtzeitig aufzunehmen scheinen. Besonders fällt das auch beim Chor auf, der sich erst im Laufe des Abends richtig zu finden scheint und dann für einen gleichmäßigen und harmonischen Klang sorgt. Unter den Solisten zeigt Martin Koch (Leopold) keine besondere Glanzleistung. Sein Tenor ist sehr dünn und hat ein sehr kehliges Timbre in der Höhe. Ebenso vermag er es nicht, seiner Rolle durch dynamische Betonung lebendiger zu gestalten. Das Lied Es muß was Wunderbares sein singt er zwar verträumt und in der Höhe akzentuiert, es klingt dabei aber in der Tiefe unrein. Schauspielerisch gibt er sich Mühe den charmanten und gewitzten Kellner darzustellen, es fehlt ihm aber auch hier an Strahlkraft, besonders in der Interaktion mit seiner Partnerin Claudia Rohrbach (Josepha). Diese zeigt mit ihrem glänzend leuchtenden, raumfüllenden Sopran eine solide Leistung. Besonders in der Arie Im Salzkammergut da kann man gut lustig sein setzt sie ihre Stimme sehr lautmalerisch ein und wechselt unbemerkt Kopf- und Bruststimme. Allerdings ist sie schauspielerisch eher zurückhaltend.

Michael Siemons (Dr. Siedler) Tenor besitzt ein sehr helles Timbre, ähnlich wie von Martin Koch, allerdings kann er in den Duetten mit seiner Partnerin Jutta Maria Böhnert (Ottilie) überzeugen. Das Lied Mein Liebeslied muß ein Walzer sein lassen beide mit viel Gefühl und inbrünstig hören. Dabei hüllt Siemons Tenor elegant Böhnerts eher dunkel gefärbten Sopran ein. Ein Höhepunkt ist der Auftritt von Miljenko Turk (Sigismund), dessen kraftvoller und polternder Bariton den Abend deutlich aufwertet. Dabei singt er nicht nur rhythmisch präzise, sondern auch mit angemessener Dynamik und Intonation. Auch schauspielerisch zeigt er als Elvis-Verschnitt mit pinkfarbener Perücke wohl die beste Leistung des Abends, imitiert Rockstars Falcos Rock Me Amadeus auf der Bühne, läuft Schlittschuh und entblößt seine Glatze.

Fazit

Bühnenbild und Kostüme sind gut gewählt und setzen die richtigen Akzente für einen unterhaltsamen Abend. Allerdings läßt die schauspielerische und musikalische Leistung eher zu wünschen übrig. Außer bei Miljenko Turk hat man bei den meisten Solisten das Gefühl, sie geben nicht ihre Hundertprozent, was schade ist. Für einen beschwingten Operettenabend fehlt es musikalisch leider an der Substanz!

Melanie Joannidis

Bild: Paul Leclaire

Das Bild zeigt: Miljenko Turk (Sigismund Sülzheimer), Tanzensemble, Chor und Statisterie der Oper Köln

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