Mainz, Staatstheater – LE NOZZE DI FIGARO

von Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791), Commedia per musica in vier Akten, Libretto: Lorenzo da Ponte, UA: 1786, Wien, Burgtheater
Regie: Arila Siegert, Bühne: Hans Dieter Schaal, Kostüme: Susanne Maier-Staufen
Dirigent: Thomas Dorsch, Philharmonisches Staatsorchester Mainz
Solisten: Dietrich Greve (Graf Almaviva), Susanne Geb (Gräfin Almaviva), Tatjana Charalgina (Susanna), Patrick Pobeschin (Figaro), Patricia Roach (Cherubino), Judith Christ (Marcellina), Hans-Otto Weiß (Bartolo), Alexander Kröner (Basilio, Don Curzio), Alexandra Samouilidou (Barbarina), Ion Grigorescu (Antonio)
Besuchte Aufführung: 12. Juni 2009 (Premiere)

Kurzinhalt
mainz-figaro.jpgDer Kammerdiener Figaro und seine Verlobte Susanna wollen heiraten. Graf Almaviva möchte Susanna zu einem Rendezvous bewegen, die Gräfin Rosina ist betrübt über seine Untreue. Susanna vereinbart ein Treffen mit ihm und schickt Rosina, ihn in Susannas Kleidern zu treffen
Als Cherubino, der die Gräfin liebt, ihr eine Canzonetta vorträgt, erscheint der Graf an der Tür. Er vermutet einen Liebhaber im Ankleidezimmer, doch Cherubino kann rechtzeitig flüchten und an seiner Stelle findet Almaviva Susanna vor. Doch der Gärtner Antonio hat Cherubino flüchten sehen und berichtet es dem Grafen. Cherubino wird zur Armee geschickt.
Marcellina hat mit Figaro einen Vertrag geschlossen: Gegen Geld hat er ihr die Heirat versprochen. Schließlich stellt sich heraus, daß Marcellina die Mutter des Findelkindes Figaro ist, und Bartolo der Vater, und so verfällt das Versprechen.
Figaro erfährt von einem nächtlichen Treffen zwischen Susanna und Almaviva. Eifersüchtig will er das Treffen stören, doch er durchschaut den erneuten Kleidertausch von Susanna und der Gräfin rechtzeitig, die sich am untreuen Gatten rächen will. Schließlich bittet Almaviva Rosina um Vergebung und der „tolle Tag“ findet ein glückliches Ende.
Aufführung
Das Bühnenbild von Hans Dieter Schaal ist klar und einfach und spielt in keiner bestimmten Zeitepoche. In der Mitte der Bühne befindet sich ein helles Bühnenelement, das bei Bedarf drehbar ist. Zudem prägen in die Wände eingebaute Rolladen das Bild. Ein weiteres auffallendes Element des Bühnenbildes sind verschieden große Kakteen, die die gesamte Aufführung begleiten; diese dienen auch als Quelle für die verlorene Nadel im vierten Akt, mit der Susanna zuvor den Brief an den Grafen verschlossen hat. Hervorzuheben ist die nächtliche Gartenszene (4. Akt). Die Bühne ist in Schwarzlicht gehüllt, den Hintergrund ziert ein Abendhimmel mit Sternen, Kakteen stehen herum, und nur ein kleiner Streifen Licht dient dazu, die gerade handelnden Akteure zu beleuchten. Das macht das Verkleidungsspiel der Szene glaubwürdig.
Mit Witz präsentieren die Sänger Verlegenheiten und Versteckspiele auf der Bühne und verleihen so der immer wieder neue Wendung nehmenden Handlung Charme. Betritt das Ensemble das Feld, so herrscht auf der Bühne ein wildes Durcheinander. Da rennt mal eine Musikergruppe mit Instrumenten umher, mal sieht man eine Gruppe Handwerker, die mit den im Takt fegenden Putzfrauen liebäugeln.
Sänger und Orchester
Tatjana Charalgina (Susanna) zeigt sowohl in solistischen Partien als auch an Ensemblestellen ihre klare, strahlende Stimme mit nahezu perfekter Intonation und viel Gefühl. Patrick Pobeschin (Figaro) beeindruckt mit seiner runden, natürlichen Stimme. Vor allem in der Arie Se vuol ballare – wenn sie tanzen wollen (1. Akt) demonstriert er, wie kraftvoll und zugleich gefühlvoll er seine Stimme einzusetzen vermag; Ein wirklich überzeugendes Paar. Susanne Geb hat als Rosina im Porgi, amor, qualche ristoro – gib Liebe, etwas Linderung (2. Akt) anfänglich Schwierigkeiten mit der Intonation, bringt ihre erfahrene Stimme dann aber doch noch mit Kraft und Ausdruck vor. Dietrich Greve (Graf Almaviva) bringt klangvolle Tiefen, beherrscht aber auch höhere Lagen. Patricia Roach in der Rolle des Cherubino singt klar und quirlig. Besonders mit seinem schauspielerischen Talent gelingt es Alexander Kröner in der Rolle des Basilio und vor allem des stotternden Anwaltes Don Curzio, das Publikum zu begeistern.
Das Orchester unter der Leitung von Thomas Dorsch bewältigt das Werk und glänzt durch Ausgewogenheit und Durchlässigkeit der Stimmen. Einzig der Zusammenklang mit dem Ensemble ist nicht immer tadellos.
Fazit
Das Mainzer Staatstheater hat mit der letzten Aufführung der Saison eine beim Publikum durchaus beliebte Inszenierung auf die Bühne gebracht, die durch Witz, schlichtes Bühnenbild, fähiges Ensemble und Orchester begeistert. Das Publikum honoriert diese Leistung mit minutenlangem, tosendem Applaus.
Julia Korst

Bild: Martina Pipprich
Das Bild zeigt: Tatjana Charalgina als Susanna Dietrich Greve als Graf Almaviva.

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