SALOME – Coburg, Landestheater

von Richard Strauss (1864–1949), Musikdrama in einem Aufzug, Libretto: Oscar Wilde, in der deutschen Übertragung von Hedwig Lachmann; UA: 9. Dezember 1905 Dresden, Hofoper

Regie: Tobias Theorell, Bühne/Kostüme: Alejandro Tarragüel de Rubio

Dirigent: Roland Kluttig, Philharmonisches Orchester

Solisten: Christian Franz (Herodes), Gabriela Künzler (Herodias), Ute Döring (Salome), Thomas de Vries (Jochanaan), Jose Manuel (Narraboth), Sonja Koppelhuber (Ein Page der Herodias),u.a.

Besuchte Aufführung: 7. Februar 2015 (Premiere)

Richard Strauss: Salome/ ML Roland Kluttig/ R Tobias Theorell/ B u K Alejandro Tarragüel Rubio/ P 7. Februar 2015/ Landestheater CoburgKurzinhalt

Im Mondschein schwärmt der Hauptmann Narraboth von Salomes Schönheit. Aus einer Zisterne dringt die Stimme des Propheten Jochanaan, der dort gefangen gehalten wird: Er verflucht den Sündenpfuhl des Hofes des Herodes. Salome, die vor Herodes geflohen ist, ist davon fasziniert und verführt Narraboth dazu, den Gefangenen, obwohl es Herodes verboten hat, heraufzuholen. Als sie Jochanaan zu küssen versucht, begeht Narraboth aus Eifersucht Selbstmord. Doch Jochanaan weist Salome heftig zurück. Herodes bittet Salome, für ihn zu tanzen und verspricht ihr als Gegenleistung jeden Wunsch zu erfüllen. Salome tanzt und fordert dann den Kopf des Jochanaan in einer Silberschüssel. Widerwillig muß Herodes den Wunsch erfüllen. Mit Entsetzen muß er ansehen, wie Salome den abgeschlagenen Kopf küßt. Daraufhin befiehlt Herodes Salome zu töten.

Aufführung

Das Bühnenbild ist einfach und schlicht: Mit knittriger Goldfolie ist der gesamte Vordergrund abgehängt. Vorne rechts befindet sich ein mit Goldfolie kaschierter Deckel mit Guckloch, der eine Rampe verdeckt, dort wird Jochanaan verwahrt. Die Kostüme sind weder zeitlich noch örtlich zuzuordnen, sind Phantasiekostüme, die vielerlei Assoziationen zu den Rollen zulassen. Von besonderer Bedeutung für den Tanz der sieben Schleier Salomes ist der rote Königsmantel des Herodes, die Silberschüssel ist transparent und gibt den Blick frei auf den Kopf, der im Blut schwimmt.

Sänger und Orchester

Das Landestheater Coburg hat keine Kosten und Mühen gescheut und erfahrene Solisten mit zentralen Rollen betreut. Diese Gäste haben schon an größeren Häusern gesungen und hatten daher die Kraft und das Stimmvolumen an einem kleineren Haus wie Coburg, mühelos über das Orchester zu dominieren. Salome steht von Anfang an für äußerste Extreme, hier treffen Liebe, Haß, Begehren und Wahnsinn musikalisch aufeinander. Diese Ekstase gipfelt nicht nur im Furioso, sondern auch im Fortissimo! Roland Kluttig gelingt es, das Orchester in die richtigen Bahnen zu lenken, kann aber auch nicht verhindern, daß ein paar Wackler in der exzessiven Flut der lasziv-erotischen Musik nicht untergehen. Ute Döring in der Titelrolle kann die Zerrissenheit der Salome deutlich machen: Die Gier ihrer „Liebe“ gegenüber Jochanaan bzw. die Verführung des Narraboth mit lyrischer, heller klarer Stimme, die Hysterie des Trotzes und der verschmähten Liebe mit keifigen, eindimensionalen Tönen, tragend im Bereich zwischen Forte und Fortissimo. Jose Manuel ist als Narraboth das erste Opfer der Salome, ein lyrischer Tenor, mit großer umfangreicher Mittellage. Manchmal jedoch klingt die Stimme zu eng. Thomas de Vries (Jochanaan) ist ein herrlicher Bariton mit schier unerschöpflicher Durchschlagskraft. Mit sicherer Tiefe ist eine Tendenz zum Baßbariton feststellbar. Gabriela Künzler als Herodias versucht mit ihrer schneidenden Alt-Stimme (mit Tendenz zum Mezzo) Herodes in die Schranken zu weisen, ist in ihrem Element, ihr Piano klingt vollständig transparent und tragend. Christian Franz ist als ehemaliger Siegfried bei den Bayreuther Festspielen oder der Wiener Staatsoper der Star dieser Produktion. Ihm gelingt es als Herodes tenoralen Glanz zu verbreiten, verausgabt sich dabei völlig: er kann mit der Stimme Begehren oder Verzweiflung mehr als überzeugend vermitteln.

Fazit

Diese Produktion ist ein Musterbeispiel dafür, daß die musikalische Wirkung den Einfluß der Regie verdrängt. Ein nichtssagendes Bühnenbild, unauffällige Kostüme, die Personenregie arbeitet nur mit kleinen Gesten, der Tanz der sieben Schleier ist nicht monumental, eher ein erotisches Fingerspiel und die Vierecksbeziehung zwischen Herodes, Herodias, Salome und Jochanaan ist großes Theater, lebt von der Erfahrung der Solisten und ihrer Ausdruckskraft: Große Stimmen! Große Oper! Großer Applaus!

Oliver Hohlbach

Bild: Andrea Kremper

Das Bild zeigt: Ute Döring (Salome) küßt den Kopf des Jochanaan

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