Mönchengladbach, Theater – PIQUE DAME

von Peter I. Tschaikowsky, Libretto von Modest I. Tschaikowsky nach der gleichnamigen Novelle von Alexander Puschkin, UA: 19. Dezember 1890, St. Petersburg.
Regie: François De Carpentries, Bühne: Siegfried E. Mayer, Kostüme: Karine Van Hercke, Choreographie: Robert North
Dirigent: Graham Jackson, Niederrheinische Sinfoniker, Chor, Einstudierung: Heinz Klaus.
Solisten: Timothy Simpson (German), Hayk Dèinyan (Graf Tomski), Michael Kupfer (Fürst Jeletzki), Matthias Wippich (Ssurin), Kairschan Scholdybajew (Tschekalinski), Walter Planté (Tschaplitzki), Kerstin Brix (Gräfin), Dara Hobbs (Lisa), Susanne Blattert (Pauline) u.a.
Besuchte Aufführung: 21. März 2009 (Premiere)

Kurzinhalt
monchengladbach-pique-dame.jpgSoldat German leidet unter zwei Problemen: Seiner Liebe zur adeligen Lisa, die dem Fürsten Jeletzki versprochen ist, und seiner Mittellosigkeit, die ihn beim Glücksspiel zum Zusehen verdammt. Doch Graf Tomski erzählt von Lisas Großmutter, die das Geheimnis der drei Karten kennt, die immer gewinnen. Hier sieht German seine Chance auf ein Vermögen und Lisa. Am Abend steht er plötzlich in ihrem Zimmer und gesteht seine Liebe, die sie erwidert. Auf dem Maskenball steckt Lisa German einen Schlüssel zu, mit dem er in ihr Zimmer gelangt. Dazu muß er jedoch das Zimmer der Gräfin passieren. German will von der Gräfin das Geheimnis der drei Karten wissen. Doch die Gräfin stirbt vor Schreck. Lisa hält German für den Mörder und möchte ihn um Mitternacht am Newa-Kai treffen. Doch in der Zwischenzeit ist German der Geist der Gräfin erschienen, die ihm die drei Karten genannt hat; Drei, Sieben, Ass. Er denkt nur noch an das Glücksspiel und hört nicht auf die Fluchtpläne Lisas. Er stürzt in den Spielsaal, Lisa bleibt als Erlösung ihrer Qual nur der Selbstmord. Im Kasino gewinnt German zweimal. Nun will nur noch Jeletzki gegen ihn spielen. Doch statt der Karte Ass gewinnt die Karte Pique Dame. In seiner Aussichtslosigkeit wählt er den Freitod.
Aufführung
Die Inszenierung von François De Carpentries wählt einen heruntergekommenen Ballettraum als Ort der Handlung; an den Wänden bröckelt der Putz, die Ballettstangen sind zum Teil abgebrochen. Doch an Gegenständen wie dem Kronleuchter wird die Exklusivität des Ortes deutlich. Parallel zum Bühnenrand können verschiedene, teils transparente Vorhänge in unterschiedlicher Tiefe des Raumes herabgelassen werden, die z.B. mit Naturmotiven eine völlig andere Atmosphäre entstehen lassen. Die Beleuchtung der Bühne ist der jeweiligen Tageszeit angepaßt, die Kostüme sind genau der Geschichte angepaßt.
Sänger und Orchester
Im Verlauf des Abends steigt die Qualität der musikalischen Leistung an. Insgesamt krankt die Aufführung daran, daß Graham Jackson einige Male die Solisten und die Niederrheinischen Sinfoniker nicht koordiniert bekommt, so daß eher aneinander vorbei musiziert wird. Im Gegensatz gefallen besonders die Stellen, in denen die Streicher Seufzer-Motive spielen bei parallelen Orgelpunkten der Holzbläser, wie beispielsweise in der Ouvertüre. Die Leistung des etwas erkrankten Timothy Simpson (German) ist vor diesem Hintergrund als gut einzustufen, besonders seine deklamatorische Leistung bei dem immer wiederkehrenden Ruf drei Karten. Dara Hobbs (Lisa) als seine Geliebte forciert in der Höhe zu sehr und trägt zudem an diesen Stellen ihr Vibrato ein wenig zu dick auf, weiß aber an den einfühlsamen Stellen der Oper zu gefallen. Hayk Dèinyan (Graf Tomski) bleibt in seiner Rolle zu blaß, gerade im Forte wünschte man sich mehr Durchschlagskraft. Michael Kupfer (Fürst Jeletzki) kann mit klarer Stimmführung in seiner Rolle vollends überzeugen. Auch Kairschan Scholdybajew (Tschekalinski) brilliert mit geschmeidiger und beweglicher Stimme bei der Moderation des Kartenspieles zwischen German und Fürst Jeletzki. Der Chor der Vereinigten Städtischen Bühnen kann in lauten Stellen mit seiner Stimmgewalt überzeugen, während an Piano-Stellen ein fein ausgewogenes und schlankes Klangbild ertönt.
Fazit
Ihren Reiz bezog die Premierenaufführung zuerst aus der Inszenierung und dann erst aus den gelungenen musikalischen Stellen. Hierbei muß man jedoch die Erkrankung des wichtigsten Solisten berücksichtigen, so daß in den weiteren Aufführungen auch in Bereich der Musik eine Steigerung zu erwarten ist, die dann insgesamt für einen kurzweiligen Abend sorgen wird.
Malte Wasem

Bild: Matthias Stutte
Das Bild zeigt: Das letzte Spiel zwischen Timothy Simpson (German, links) und Michael Kupfer (Fürst Jeletzki, rechts) bildet das Finale der Oper. In der Mitte Hayk Dèinyan (Graf Tomski), dahinter der Chor (Offiziere).

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