Dortmund, Theater – L’italiana in Algeri – Die Italienerin in Algier

von Gioacchino Rossini, Text: von Angelo Anelli, Dramma giocoso per musica in zwei Akten, UA: 22. Mai 1813, Venedig
Regie: Gregor Horres, Bühne: Jan Bammes
Dirigent: Motonori Kobayashi, Philharmonieorchester Dortmund, Choreinstudierung: Granville Walker
Solisten: Bart Driessen (Mustafà, Bey von Algier), Lydia Skourides (Elvira), Vera Semieniuk (Zulma), Marko Spehar (Haly), Tansel Akzeybek (Lindoro), Ji Young Michel (Isabella), Brian Dore (Taddeo)
Besuchte Aufführung: 21. Februar 2009 (Premiere)

Kurzinhalt
dortmund-italienerin.jpgMustafà will seine Frau Elvira loswerden. Er befiehlt dem italienischen Sklaven Lindoro sie zu heiraten. Aber Lindoro ist bereits in Isabella verliebt. Diese wird von Piraten im Auftrag des Bey gefangen genommen, um Haremsdame von Mustafà zu werden.
Zusammen mit ihrem Begleiter Taddeo überlegt sich Isabella einen Fluchtplan. Sie manipuliert den Bey mit ihrem Charme, was ihr mit Leichtigkeit gelingt. Mustafà kehrt zu seiner Gattin zurück, die ihn trotz allem noch liebt. Wieder vereint fliehen Isabella und Lindoro zusammen mit Taddeo und den anderen italienischen Sklaven zurück in die Heimat Italien.
Aufführung
Auf der Bühne war ein großer runder Metallkäfig aufgebaut. Das Haus des Bey wurde so zu einer Art Gefängnis. Man sieht große weiße Sofas und in der Mitte eine Palme, wodurch man an eine pikfeine Hotellobby erinnert wird. Die Sklaven waren als Boxer mit weißen Trainingsanzügen gekleidet, der Bey erschien als Boxchampion mit Goldkette und weiß-goldenem Anzug. Seine Frau trug, passend zu ihm, ein Kostüm mit kurzem Rock und offenem Ausschnitt. Einzig und allein die Diener der beiden brachten etwas Lokalkolorit auf die Bühne: Kaftan und Turban bzw. Schleier und Kopftuch. Die Kleidung der Italiener war übersäht mit Etiketten wie z.B. „Riviera“ oder „Rom“.
Sänger und Orchester
Dirigent Motonori Kobayashi legte im ersten Akt, schon bei der Ouvertüre, ein zu schnelles Tempo vor und paßte die Lautstärke wenig den Sängern an. Das störte zu Anfang, wurde dann aber besser. Das Stück lebte sehr von der humoristischen Darstellung Bart Driessens (Mustafà). Seine gesangliche Leistung ließ allerdings etwas zu wünschen übrig. Am Anfang blieb ihm bei den schwierigen Koloraturen ein paar Mal die Luft weg, so daß er während des Singens Atem holen mußte. Das Potential von Tansel Akzeybek (Lindoro) war zwar zu spüren, denn seine Stimme hatte eine ausnehmend schöne Klangfarbe. Doch in den Höhen fehlte dann vieles. Er entschuldigte sich beim Publikum dafür, aber ärgerlich blieb es trotzdem. Dann wurde nach der Pause angekündigt, er sei durch eine Erkältung indisponiert. Ironischerweise war die weibliche Hauptrolle nicht nur im Stück sondern auch in der Realität die Rettung. Ji Young Michel (Isabella) war für die Rolle wie geschaffen. Ihr Sopran hatte ein sehr warmes und dunkles Timbre. Ihrer Rolle gemäß zeigte sie schauspielerisch deutlich die Schlauheit und Überlegenheit Isabellas. Dies machte sie z.B. deutlich, indem sie die Herren mit ihrem Regenschirm kommandierte. Ihre Bühnenpräsenz war eine Bereicherung für die Aufführung. Das Septett am Ende des ersten Aktes war der Höhepunkt des Abends, denn hier wird großes Können von den Sängern verlangt. Das Ensemble gestaltete es mit Bravour. Im zweiten Akt steigerte sich dann das Ensemble noch mehr. Hier sei vor allem Marko Spehar (Haly) erwähnt.
Fazit
Insgesamt mangelte es an technischer Augefeiltheit. Die Sängerinnen und Sänger sorgten noch für einen recht unterhaltsamen Abend. Das Publikum wußte die Anstrengung des Ensembles zu würdigen und applaudierte sehr lange.

Melanie Joannidis

Bild: Schmidt
Bildlegende: von links nach rechts: Ji Young Michel (Isabella), Bart Driessen (Mustafa), Tansel Akzeybek (Lindoro),
Lydia Skourides (Elvira), Brian Dore (Taddeo) und Statistin

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