LOHENGRIN – Coburg, Landestheater

von Salvatore Sciarrino (*1947), unsichtbare Handlung für Solistin, Instrumente und Stimmen, Uraufführung: 15. Januar 1983 in Mailand.

Regie, Bühne und Lichtgestaltung: Bodo Busse

Dirigent: Roland Kluttig, Philharmonisches Orchester Landestheater Coburg

Solisten: Salome Kammer (Elsa), Sascha Mai (Tenor), Martin Trepl (Bariton), Thomas Unger (Bass)

Besuchte Aufführung: 15. März 2014 (Premiere)

Salvatore Sciarrino: Lohengrin / ML Roland Kluttig/ R Bodo Busse / A Bodo Busse / Premiere 15.03.2014 / Landestheater CoburgKurzinhalt

Die keltische Hohepriesterin Elsa wartet auf ihre Verurteilung. Sie sitzt allein in dem Raum und arbeitet ihre gescheiterte Liebesbeziehung zu Lohengrin auf, die sie offensichtlich psychisch mehr als überfordert hat.

Aufführung

Auf der dunklen Bühne stehen unzählige brennenden Kerzen in Gläsern. Dazwischen befinden sich viele Steine, in denen Schwerter stecken – wie bei König Artus. Elsa trägt ein weißes Brautkleid mit langer Schleppe, das sie um die Schwerter oder um sich selbst wickelt. Ein Schild, Kissen, ein Teil einer Ritterrüstung und ein Reisekoffer sind Requisiten. Mit letzterem verläßt Elsa am Schluß die Bühne.

Sänger und Orchester

Salome Kammer ist eine Spezialistin für neue Musik, die keine Probleme hat, die Schmatz-, Schnalz- oder Kehllaute mit den Sprechtexten und den kurzen Gesangseinlagen in einer Gesangslinie zu vereinigen. Es gelingt ihr die Verzweiflung der gescheiterten Beziehung in der verwundeten Psyche einer Frau stimmlich zu verarbeiten. Unterstützt wird sie dabei von 15 Musikern des Philharmonischen Orchesters des Landestheaters, die unter GMD Roland Kluttig mit ihren Instrumenten in extreme Grenzbereiche ihrer Instrumente vorstoßen. Ansonsten würde man den Einsatz eines Synthesizers vermuten.

Fazit

Kennen Sie Huuurz?“, fragt eine Dame nach der Vorstellung. Der Vergleich zielt auf den legendären Sketch von Hape Kerkeling, in der eine angebliche Oper mit Sprechpassagen, Zischlauten wie „Huuurz“ vom aufgeschlossenen Publikum als Kunst aufgenommen wurde, aber als „Publikumsbeleidigung“ gedacht war. Eine dreiviertel Stunde dauert in Coburg der Canon aus kurzen Gesangspassagen, Sprechtexten, Zisch und Gurrlauten, die von einem kleinen Orchester mit Musik aus den Grenzbereichen der einzelnen Instrumente untermalt wird. Sind die ungeordneten Reflektionen einer überspannten Frau Kunst? Das restlos begeisterte Publikum in Coburg sagt „Ja“ und entscheidet sich für einen lautstarken und langanhaltenden Applaus. Sie wollen mitreden? Fahren Sie nach Coburg! Letzte Vorstellung am 22. März.

Oliver Hohlbach

Bild: Andrea Kremper

Das Bild zeigt: Salome Kammer (Elsa)

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