DER ZIGEUNERBARON – Coburg, Landestheater

von Johann Strauß d.J. (1825-1899), Operette in drei Akten, Libretto: Ignaz Schnitzer nach dem Erzählung Saffi von Maurus Jokai, UA: 24. Oktober 1885 Wien, Theater an der Wien

Regie: Birgit Kronshage, Bühne/Kostüme: Christof Cremer

Dirigent: Anna-Sophie Brüning, Philharmonisches Orchester, Chor und Extrachor des Landestheaters Coburg, Choreinstudierung: Lorenzo Da Rio

Solisten: Karsten Münster (Sandor Barinkay), Michael Lion (Kalman Zsupan, Schweinezüchter), Julia Klein (Arsena, seine Tochter), Hayley Sugars (Mirabella), Sascha Mai (Conte Carnero, kaiserlicher Kommissär), David Zimmer (Ottokar), Gabriela Künzler (Czipra, Zigeunerin), Sofia Kallio (Saffi), Falko Hönisch (Graf Peter Homonkay), u.a.

Besuchte Aufführung: 2. März 2013 (Premiere)

Kurzinhalt

Diese Operette, eher eine komischen Oper, spielt in der Gegend um Temesvar und Wien im Jahr 1741/42, vierundzwanzig  Jahre nach der Schlacht bei Belgrad.

Der Gutsbesitzer Barinkay kehrt, geleitet vom königlichen Kommissar Carnero, aus dem Exil in die Heimat zurück, wo der Schweinezüchter Zsupán sich Stück für Stück die Güter Barinkays angeeignet hatte. Um Streit zu vermeiden, hält Barinkay um dessen Tochter Arsena an, die aber Ottokar liebt und ihn daher abweist. Die im Dorf lebenden Zigeuner ernennen ihn zum Zigeunerbaron. Barinkay verliebt sich in Czipras Pflegetochter Saffi, eine Fürstentochter. Er heiratet sie nach Zigeunerbrauch und streitet wegen der Sittenwidrigkeit mit dem Kommissär. Graf Homonay erscheint, um Barinkay, Zsupán und Ottokar als Husaren gegen Spanien zu werben. Auf der Siegesfeier ist Zsupán der Prahlhans, während Barinkay zum Baron geadelt wird. Ottokar hält um Arsenas Hand an, Barinkay darf Saffi heiraten.

Aufführung

Christof Cremer fand ein sehr einfaches Bühnenbild: Auf der grünen Wiese der Drehbühne steht eine Art Türenschrank mit Fenstern. Je nach Stellung bietet das Gebilde viele Auftrittsmöglichkeiten, sogar auf dem Dach. Der Hintergrund ist mit zahllosen Bildern bemalt, die vielerlei Assoziationen mit Ungarn, Zigeunern und der k.u.k.-Zeit zulassen. Die Zigeuner tragen bunte wild geschnittene Kostüme, die Ungarn Trachten. Die Familie des Zsupan trägt pinkfarbene, die des Kommissärs Carnero blaue Kleidung, Barinkay eine Reiterkombination als Gutsverwalter des letzten oder vorletzten Jahrhunderts, während Graf Homonay jederzeit in einem Husaren-Traditionsverband Aufnahme finden würde.

Sänger und Orchester

Die Fledermaus und auch Der Zigeunerbaron werden immer mehr als komische Opern gesehen. Das erkennt man auch an der Besetzung der Rollen. Schon die Aufführungstradition sieht für den Barinkay einen technisch versierten, schweren lyrischen Tenor vom Schlage eines Richard Tauber vor. Diesem Vergleich hält Karsten Münster, der dynamische Haus-Spieltenor mit voluminösem Klang, ohne Probleme stand. Ja, das alles auf Ehr, das kann er und noch mehr, jubelt ihm das Publikum bereits nach seinem Auftrittslied zu. Sofia Kallio hat sich zwar als indisponiert ansagen lassen, besticht aber dennoch in der Rolle der Saffi als jugendlicher, leicht dramatischer Sopran mit sicheren Koloraturen. Besonders charmant wirkt das im Duett mit Karsten Münster Wer uns getraut. Falko Hönisch ist der durchschlagsstarke Bariton, der mit großer Verve als Graf Homonay um Rekruten wirbt: Kommt zu den Husaren! Julia Klein verfügt über eine weiche, mädchenhafte Stimme und füllt die Soubretten-Rolle der Arsena aus, hat aber mehr Potential. Der Haus-Baß Michael Lion kann auch als schmieriger Schweinefürst Zsupan mit tiefer sonorer und raumfüllend wohlklingender Stimme den richtigen Ausdruck finden: Ja das Schreiben und das Lesen, ist nie mein Ding gewesen! David Zimmer (Ottokar) hält sich etwas sehr im Parlando-Stil zurück, um als Tenorbuffo letztendlich überzeugen zu können. Gabriela Künzler als Wahrsagerin Czipra setzt ihre harte Alt-Stimme dominant ein, ist aber leider etwas unverständlich. Anna-Sophie Brüning gelingt es, das Philharmonische Orchester sowohl die dynamische Leichtigkeit a la Johann Strauß, als auch die heiteren Seiten einer komischen Oper zu vermitteln.

Fazit

Musikalisch wieder einmal ein rundum gelungener Abend, der auch einer Oper gerecht werden würde. Birgit Kronshage bemüht sich mit einer guten Personenführung die witzigen Situationen im zwischenmenschlichen Bereich herauszustellen. Die Bedeutung des Running Gag mit einem ständig herumgereichten Schild Ich bin dagegen bleibt genauso rätselhaft wie das Schweinchen-Karussell als Attribut für den Schweinezüchter Zsupan. Das Publikum dankt sehr lautstark für einen heiteren Opernabend.

Oliver Hohlbach

Bild: Henning Rosenbusch

Das Bild zeigt: Falko Hönisch (Graf Peter Homonkay) wirbt Freiwillige für die Husaren.

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