DIE LUSTIGEN WEIBER VON WINDSOR – Bonn, Opernhaus

von Otto Nicolai (1810-1849), komisch-phantastische Oper in drei Aufzügen nach Shakespeares gleichnamigem Lustspiel. Libretto: Hermann Salomon Mosenthal.

UA: 9. März 1849, Königliches Opernhaus, Berlin

Regie: Tom Ryser, Bühne und Kostüme: Stefan Rieckhoff

Dirigent: Robin Engelen, Beethoven Orchester und Chor des Theater Bonn, Einstudierung: Ulrich Zippelius, Licht: Sirko Lamprecht

Solisten: Philipp Meierhöfer (Sir John Fastaff), Giorgos Kanaris (Herr Fluth), Ramaz Chikviladze (Herr Reich), Randall Bills (Fenton), Julia Kamenik (Frau Fluth), Anjara I. Bartz (Frau Reich), Emiliya Ivanova (Anna Reich), Piotr Micinski (Dr. Cajus), Mark Rosenthal (Junker Spärlich)

Besuchte Aufführung: 6. Mai 2012 (Premiere)

Kurzinhalt

Die verheirateten Damen Fluth und Reich bemerken, daß sie Liebesbriefe gleichen Inhalts von dem verarmten Landadeligen Sir John Fastaff erhalten haben. Sie möchten ihm eine Lektion erteilen, gleichzeitig jedoch auch dem eifersüchtigen Ehemann von Frau Fluth. Beim ersten Treffen mit Frau Fluth landet der dicke Ritter in der Themse. Die Tochter der Reichs, Anna, hat drei Verehrer, Dr. Cajus, der Favorit der Mutter, Junker Spärlich, der Favorit des Vaters und der mittellose Fenton, den Anna liebt. Endlich weihen die Frauen Fluth und Reich ihre Männer in ihren Plan ein, Falstaff eine Abreibung zu erteilen ein. Geplant ist ein Treffen im Wald, bei dem alle verkleidet sein sollen. Inmitten des Getümmels soll außerdem Anna mit dem jeweiligen Favorit ihrer Eltern verkuppelt werden und trifft am Ende doch auf den von ihr begehrten Galan.

Aufführung

Das Bühnenbild ist die Fortsetzung der bräunlichen hölzernen Wandfassade des Zuschauerraums in der Oper Bonn. Die Geschichte mit Shakespeares Figuren spielt nun nicht mehr im Windsor des 17. Jahrhunderts, sondern in den 1960er Jahren, was auch die in bräunlichen Tönen gehaltenen Kleider und Damenfrisurmode ziemlich treffend wiedergeben. Einzig Falstaff trägt einen bunten, geckenhaften Anzug. Die im Libretto aufgeführte Gaststube im „Gasthaus zum Hosenbande“ ist gestrichen, Falstaff singt seine berühmtes Trinklied Als Büblein klein an der Mutterbrust – nicht wenig komisch – auf dem Dach einer englischen Telefonzelle sitzend. Als Zeremonienmeister hat die Regie drei als Elfen verkleidete, weitgehend stumme Figuren eingeführt, die mit kleinen Späßen und Aktionen die Handlung kommentieren, wie man es von Shakespeare-Inszenierungen kennt. Gelungen umgesetzt waren die Suchaktionen des Herrn Fluth, in dessen Verlauf jedes Mal die ganzen Fassadenwände in Einzelteilen abgebaut wurden. Im kahlen Gerüst kam der dort postierte Chor als geifernde Menge gut zur Geltung.

Sänger und Orchester

Besonders die Sänger trugen zum musikalischen Gelingen der Aufführung bei. Allen voran der ebenso komisch agierende, wie in den Tiefen und mittleren Lagen seines profunden Basses überzeugende Philipp Meierhöfer als Falstaff. Giorgos Kanaris verlieh Herrn Fluth mit seinem sehr edel tönenden Bariton Ausdruck und Charakter. Ramaz Chikviladze war ein stimmlich gut präparierter Herr Reich, zudem eine imposante Erscheinung. Randall Bills (Fenton) war mit seiner lyrischen Stimme eine ideale Besetzung für den jugendlichen Liebhaber, wenn die Rolle auch nur klein war. Die beiden großen Partien der Frauen Fluth und Reich füllte zum einen Julia Kamenik (Frau Fluth) mit ihrem beweglichen Sopran überzeugend aus; Anjara I. Bartz sang die Partie der Frau Reich souverän. Der lichte und soubrettenhaft geführte Sopran von Emiliya Ivanova kam in der kleinen Partie der Anna gut zur Geltung. Piotr Micinski erfreute in seinen kleinen Auftritten als Dr. Cajus mit seinem übertriebenen französischen Akzent. Das Orchester und der Chor kamen mit der romantischen Partitur gut zurecht, allerdings hätten manche Übergänge in den Szenenabläufen etwas flotter sein müssen, vor allem um in den ersten Szenen die Situationskomik besser zu vermitteln.

Fazit

Die anfängliche Überraschung über die in tristen Farben gehaltenen Kostüme und die braune Kulisse für eine komische Oper, dazu die etwas angestrengt in Fahrt kommende Handlung, löste sich jedoch im Verlauf mehr und mehr auf. Sicher hätte die eine oder andere Musiknummer, wie etwa der Schlußchor, etwas mehr Bewegungsregie vertragen können. Gesanglich und musikalisch wurde die Oper im großen und ganzen solide getragen, manches Mal fehlte jedoch das für eine komische Oper notwendige Tempo in den Anschlüssen. Als Darsteller agierten alle Sängerinnen und Sänger sehr ambitioniert. Nicht verschwiegen werden sollte, daß manches in den Dialogen wegen der schlechten Aussprache leider unterverständlich blieb.

Felicitas Zink

Bild: Thilo Beu

Das Bild zeigt: Julia Kamenik (Frau Fluth), Philipp Meierhöfer (Sir John Fastaff)

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