IL TROVADORE – Bonn, Oper

von Giuseppe Verdi (1813-1883), Oper in vier Akten nach einer Dichtung von Salvatore Cammarano und Leone Emanuel Bardare

UA: 19. Januar 1853 Rom , Apollo-Theater

Regie: Dietrich Hilsdorf, Bühne: Dieter Richter, Kostüme: Renate Schmitzer

Dirigent: Robin Engelen, Beethoven Orchester und Chor und Extrachor des Theater Bonn, Einstudierung: Sibylle Wagner

Solisten: Irina Oknina (Leonora, Gräfin von Sargasto), Susanne Blattert (Inez), Mark Morouse (Graf von Luna), Ramaz Chikviladze (Ferrando), Chariklia Mavropoulou (Azucena), George Oniani (Manrico), Mark Rosenthal (Ruiz)

Besuchte Aufführung: 25. März 2012 (Premiere)

Kurzinhalt

Die Oper spielt im Spanien des 15. Jahrhunderts: Der Kommandant Ferrando erzählt, daß der alte Graf Luna zwei Söhne hatte. Weil eine Zigeunerin den Jüngeren in seiner Wiege verhexte, ließ der Graf sie verbrennen. Die Tochter der Zigeunerin, Azucena, raubte daraufhin das Grafenkind und warf es in die Flammen des Scheiterhaufens ihrer Mutter. Jahre später verliebt sich die schöne Leonora, Hofdame der Königin von Aragonien, in Azucenas Sohn, den geheimnisvollen Sänger Manrico (er ist der Troubadour). Auch der junge Graf Luna, der ältere Bruder des verbrannten Kindes, begehrt Leonora. Nur Azucena weiß, daß sie damals im Wahn ihr eigenes Kind in die Flammen warf und stattdessen das Grafenkind liebevoll aufzog. Graf Luna und Manrico werden nun zu politischen Gegnern, denn Manrico ist Anführer der der Rebellen, während Luna für den Machterhalt der Königin steht. In einem Duell besiegt Manrico seinen Rivalen, schenkt ihm aber das Leben. Dessen ungeachtet beginnt der Geschonte eine tödliche Hetzjagd auf den Nebenbuhler und Rebellen. Gerüchte kursieren, Manrico sei getötet worden, Leonora will daraufhin den Schleier nehmen. Aber die beiden finden sich wieder und als der Graf sie gefangennimmt, bietet Leonora sich selbst für das Leben Manricos. Vergeblich. Nach Manricos Tod offenbart Azucena triumphierend ihr Geheimnis: Luna hat seinen eigenen Bruder getötet. Die Mutter Azucenas ist gerächt.

Aufführung

Die Regie hat die vier Akte in acht Bilder gegliedert: Nun sind die durchaus sinnstiftenden Einheiten der Geschichte überschrieben mit: Die Hexe, Das Duell, Die Zigeunerin, Das Gottesgericht, Die Hexenjäger, Der Sohn der Zigeunerin, Die Rache des Rivalen und Die Hinrichtung. Die Titel werden jeweils zu Beginn eingeblendet. Ferrando, der Kommandant der in (blut)roten Uniformen gekleideten gräflichen Truppe, tritt als autoritärer Soldat auf. Das Zimmer der Hofdame Leonora ist dem Stil des Fin de Siècle nachempfunden, Seidentapete und Grammophon schmücken den Raum, während Azucena in einer südländisch aufgemachten engen Straße wohnt. Eindrucksvoll ist die Szene, in der Leonora als „Braut Christi“ vor den Altar geführt werden soll und sich Graf Luna auf das auf der Erde liegende Kreuz als Christusfigur legt: Er soll ihr Erlöser sein, heißt es in seiner Arie. Sehr blutig und grausam wird das Regiment Lunas gezeigt.

Sänger und Orchester

Die griechische Altistin Chariklia Mavropoulou gab eine ebenso unheimlich agierende, wie mit ihrem dramatischen Alt hochkarätig glänzende Interpretin der Zigeunerin Azucena. Ihre Arien wurden zu kleinen Sensationen, insbesondere ihr Schlußauftritt. Irina Oknina als Leonora, Spielball zwischen den beiden Brüdern, glänzte mit ihren Koloraturen und der von ihr klug eingesetzten Stimme bei der nuancenreichen Gestaltung ihrer großen Partie. Ihre Verwandlung von der Gräfin zur Nonne wirkte nachhaltig. George Oniani als Manrico nahm mit seinem weichen Timbre und dem erforderlichen Ambitus seines Tenors ein; glücklicherweise ließ er sich nicht dazu verführen, seine Rolle zu überzeichnen. Etwas unbeweglich als Darsteller wirkte hingegen Mark Morouse als (Graf Luna), sein gut geführter Bariton verlieh jedoch der Rolle des machtgierigen Grafen deutliche Konturen. Beeindrucken konnte nicht zuletzt der samtige und sichere Baß von Ramaz Chikviladze (Ferrando). Susanne Blattert füllte die Figur der Inez mit ihrem Mezzo sicher aus, wie auch der Tenor von Mark Rosenthal die kleine Rolle des Ruiz. Der Chor stellte Soldaten und Nonnen glaubwürdig dar und hatte seine großen Partien bestens vorbereitet. Robin Engelen leitete das Beethoven Orchester umsichtig, um den Klang Verdi-typischen dieser Oper zu erreichen, inklusive der reizvollen Pianostellen in den Fernchören und dem Ferngesang des Troubadours.

Fazit

Eine gut gesungene und interpretierte Aufführung, vom hohen Niveau der Sänger und des Orchesters sicher getragen. Die hohe schauspielerische Leistung des Ensembles in dem großartigen Bühnenbild schuf die gelungene visuelle Umsetzung für die in der Musik beschworene Atmosphäre. Besonders die vier Hauptakteure, Chariklia Mavropoulou (Azucena), Irina Oknina (Leonora), George Oniani (Manrico), sowie Mark Morouse (Luna) ragten heraus.

Felicitas Zink

Bild: Thilo Beu

Das Bild zeigt: George Oniani (Manrico); Irina Oknina (Leonora); Mark Morouse (Graf Luna) v.l.n.r.

/p

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