NORMA – Krefeld, Theater

von Vincenzo Bellini (1801-1835), Tragische Oper in zwei Akten, Libretto: Felice Romani nach der Tragödie Norma ou L’Infanticide (1831) von Alexandre Soumet, UA: 26. Dezember 1831 Mailand, Teatro alla Scala

Regie: Thomas Wünsch, Bühne: Heiko Mönnich, Kostüme: Heiko Mönnich, Licht: Holger Klede

Dirigent: Andreas Fellner, Niederrheinische Sinfoniker, Chor, Extrachor des Theaters Krefeld/Mönchengladbach

Solisten: Barbara Dobrzanska (Norma), Janet Bartolova (Adalgisa), Kairschan Scholdybajew (Pollione), Andrew Nolen (Oroveso), Lilia Tripodi (Clotilde), Hyun Ouk Cho (Flavio), Cesarie Henkel (Kind)

Besuchte Aufführung: 3. Dezember 2011 (Premiere)

Kurzinhalt

Norma, eine Oberpriesterin aus Gallien und Tochter Orovesos, liebt heimlich den römischen Prokonsul Pollione und hat mit ihm zwei Kinder. Seinetwegen zögert sie den Aufstand der Gallier gegen die Römer hinaus und hofft auf Frieden. Durch die junge Priesterin Adalgisa, die sich ihr anvertraut, erfährt sie, daß Pollione ihr untreu geworden ist. So groß ihre Liebe war, so grenzenlos ist nun ihre Rachsucht, als sie erkennen muß, daß sie Pollione endgültig an Adalgisa, ihre Nebenbuhlerin, verloren hat. Pollione, Adalgisa und auch die beiden Kinder sollen sterben. Norma gibt das Zeichen zum Kampf gegen die Römer. Pollione soll, dem Brauch gemäß, für das glückliche Gelingen des Krieges geopfert werden. Da bietet sich Norma selbst als Opfer an. Sie läßt einen Scheiterhaufen errichten, den sie am Ende jedoch gemeinsam mit Pollione, dessen Liebe zu ihr auf Grund ihrer Standhaftigkeit erneut entflammt ist, besteigt.

Aufführung

Der Regisseur wählte entgegen der Vorlage des Librettos als Ort des Geschehens ein Getto. Zu Beginn der Ouvertüre sieht man das Volk im Innenhof des Gettos, welches von großen Mauern umgeben ist. Neben ihr steht eine trostlose Häuserfront. Bei der Ouvertüre kommen Wächter und Schüsse werden abgefeuert. Im Laufe der Oper wechselt das Bühnenbild wie folgt: Beim heimlichen Aufeinandertreffen zwischen Adalgisa und Pollione sieht man die Mauer von der anderen Seite. Vor ihr steht eine Bank, auf der Adalgisa sitzt. Desweiteren sieht man eine trostlose und ärmliche Häuserwand und Normas spärlich eingerichtetes Zimmer, ehe am Ende der Oper wieder das ursprüngliche Bild zu sehen ist. Am Ende sterben Norma und Pollione nicht auf einem Scheiterhaufen, sondern finden wieder zueinander und umarmen sich.

Sänger und Orchester

Die Aufführung begann mäßig, wurde jedoch immer besser. In Kairschan Scholdybajews (Pollione) erster großen Arie Meco all‘ altar di Venere – ließ er eine gewisse gesangliche Frische vermissen, die jedoch bei Hyun Puk Cho (Flavio) klar zu erkennen war. Auch ansonsten klang Scholdybajews Stimme stark angegriffen und verbraucht, was der Intendant nach der Pause mit einer noch nicht auskurierten Krankheit des Sängers rechtfertigte. Die mit Abstand beste Leistung brachte Barbara Dobrzansk in der Rolle der Norma. Ihre glanzvolle Stimme überzeugte vom ersten bis zum letzten Ton durch eine saubere Intonation und reiner Klangfarbe. Ihre Arie Casta diva – begann sie äußerst zart. Auch ihr hohes A sang sie klar, durchdringlich und sauber. Janet Bartolova (Adalgisa) bot eine dramatische und ausdrucksstarke Stimme, wirkte hin und wieder jedoch angestrengt. Andrew Nolen (Oroveso) fiel auf  mit einer warmen Baß-Stimme. In dem erst 31-jährigen zweiten Kapellmeister Andreas Fellner zeigte sich ein vielversprechender Nachwuchsdirigent, jedoch schien dieses Werk für ihn noch eine Stufe zu groß zu sein. Schon in der Ouvertüre fehlte es dem Orchester häufig an Leichtigkeit, rhythmischer Strenge und dramatischem Ausdruck. Auch die musikalischen Kontraste hätten auch durchaus deutlicher sein können.

Fazit

Die erste Norma-Aufführung in Krefeld. Überwältigen Applaus gab es für die Hauptdarstellerin, die schon während der Aufführungen zahlreiche Brava-Rufe bekam. Leider wurde ihre Arie Casta-Diva durch das ständige Husten eines Zuschauers gestört. Beim Schlußapplaus wurden Blumen auf die Bühne geworfen, die leider  zuächst im Orchestergraben landten.

Roman Bonitz

Bild: Matthias Stutte

Das Bild zeigt: Barbara Dobrzabska (Norma)

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