DER FLIEGENDE HOLLÄNDER – Münster, Städtische Bühnen

von Richard Wagner, Oper in drei Aufzügen, Libretto : Richard Wagner, UA: 2. Januar 1843 Dresden

Regie: Andreas Baesler, Bühne: Andreas Wilkens, Kostüme: Henrike Bromber, Beleuchtung: Jörg Schwarzer, Dramaturg: Jens Ponath

Dirigent: Fabrizio Ventura, Sinfonieorchester der Städtischen Bühnen Münster, Opernchor der Städtischen Bühnen Münster, Extrachor der Städtischen Bühnen, Gastchor „Holländer“

Solisten: Plamen Hidjov (Daland), Turid Karlsen (Senta), Wolfgang Schwaninger (Erik), Suzanne Mc Leod (Mary), Andrea Shin (Steuermann Dalands), Johannes Schwärsky (der fliegende Holländer), Tomasz Zwozniak (ein Engel/ stumme Rolle)

Besuchte Aufführung: 10. Oktober 2010 (Premiere)

Kurzinhalt

Der fliegende Holländer ist dazu verdammt, auf ewig die Weltmeere zu befahren, bis er durch die Liebe einer Frau seine Erlösung im Tod findet. Beim Seefahrer Daland, der sich von seinen Schätzen beeindruckt zeigt und ihn daraufhin zu sich nach Hause einlädt, wirbt der Holländer um dessen Tochter Senta, die ihm auch die erhoffte ewige Treue verspricht. Als der Holländer jedoch zufällig mitanhören muß, wie der junge Jäger Erik, der Senta nicht verlieren möchte, sie an ein einst ihm gegebenes Treueversprechen erinnert, fühlt er sich betrogen, kehrt auf sein Schiff zurück und lichtet die Anker. Senta kann ihn nicht zurückhalten und stürzt sich ins Meer. Das Schiff des Holländers versinkt, denn der Tod einer liebenden Frau hat dem Holländer die Erlösung gebracht.

Aufführung

Schon während der Ouvertüre erscheint Senta auf der Bühne, schiebt eine Videokassette in einen Videorekorder und betrachtet mit großer Hingabe ein unscharf zu erkennendes schwarz-weiß Bild auf dem Fernsehbildschirm, welches ohne Zweifel den fliegenden Holländer darstellen soll und das zugleich für die Zuschauer deutlich sichtbar auf der noch geschlossenen Bühne projiziert wird. Dies wird nicht das einzige Mal bleiben, daß sie in diese Pose verfällt. Mit dem Beginn des ersten Aufzugs werden große übereinandergestellte Container mit der Aufschrift „Daland“ auf der Bühne sichtbar. Dazu sieht man im gelben Licht und Schneesturm einen Motorradfahrer, der wenig später davon fährt. Der bärtige Holländer erscheint mit zerzaustem Haar und dunklen Klamotten auf einem Container, der von oben mit Kranzügen heruntergelassen wird. Im zweiten Aufzug ist der Container nun umgedreht und geöffnet. Man sieht das norwegische Volk in typischer traditioneller Trachtenkleidung, die eine überdimensionale norwegische Fahne bearbeiten, während Senta wieder (mit Kopfhörern) vor ihrem Fernseher hockt und das Bild des Holländers betrachtet. Am Ende der Oper wird sie Eriks Gewehr nehmen und zunächst den Holländer und dann sich damit erschießen.

Sänger und Orchester

Eine herausragende Leistung gelang Johannes Schwärszky. Seine Stimme war wie geschaffen für die Rolle des Holländers. Vor allem ihm war es der mit seiner ausdrucksstarken und sicheren Stimme sowie seiner enormer Ausstrahlung und Bühnenpräsenz zu verdanken, dass der Abend ein großer Genuss wurde. Überzeugen konnten auch die übrigen Sänger- jedoch mit einigen Abstrichen. Turid Karlsen in der Rolle der Senta überzeugte mit großem Stimmvolumen, wirkte jedoch nicht ganz sicher in den hohen Lagen, wo ihre Stimme zudem oftmals nahezu grell wirkte. Wunderschön jedoch ihr langes Duett mit dem Holländer im zweiten Aufzug. Wolfgang Schwanginger in der Rolle des Eriks gefiel durch eine starke, wenn auch etwas rauhe Opernstimme. Daland, gesungen von dem bühnenerfahrenen bulgarischen Sänger Plamen Hidjov, bot eine solide Leistung und hat eine gute Stimme. Die Chöre wirkten für eine Wagneroper etwas zu zurückhaltend und die Einsätze stimmten nicht immer. Hervorzuheben ist die deutliche Aussprache der Sänger. Beim Sinfonieorchester Münster hätten die bei Wagner so wichtigen klanglichen Differenzierungen stärker zum Vorschein kommen müssen. Stellenweise unsauber waren die Hörner. Mehr Selbstbewußtsein und Klarheit wären wünschenswert gewesen.

Fazit

Insgesamt ein gelungener Abend. Dennoch können die schon kurz von vor dem Erklingen des letzen Tones einsetzenden Bravo-Rufe nicht darüber hinwegtäuschen, daß die Musiker und Sänger trotz dieser achtbaren Leistung mehr Probenzeit gebraucht hätte, um die Musik Wagners mehr zu verinnerlichen.

Roman Bonitz

Bild: Michael Hörnschemeyer.

Das Bild zeigt: Turid Karlsen (Senta), Johannes Schwärsky (Holländer) und von oben herabblickend Tomasz Zwozniak (Engel)

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