UNDINE – Hof, Theater

von Albert Lortzing (1801-1851), Romantische Zauberoper in 4 Akten, nach der Erzählung Undine von Friedrich de la Motte Fouqué Libretto: Albert Lortzing, UA:1845, Magdeburg

Regie: Uwe Drechsel, Bühne: Thomas Mogendorf

Dirigent: Arn Goerke, Hofer Symphoniker, Opernchor Theater Hof.

Solisten: Ingrid Katzengruber (Bertalda), Chong Sun (Ritter Hugo), Thomas Rettensteiner (Kühleborn), Wladimir Polatynski (Tobias),. Stefanie Rhaue (Marthe), Urska Arlic (Undine), Thilo Andersson (Veit), Karsten Schröter (Hans, Pater Heilmann).

Besuchte Aufführung: 11. Juni 2010 (Premiere)

Kurzinhalt

Ritter Hugo von Ringstetten hat auf der Flucht vor einer Flut die schöne Fischerstochter Undine kennengelernt und geheiratet. Der Wasserfürst Kühleborn, der Vater Undines, ist wenig erfreut vom Knappen Veit zu hören, daß Undine für Ritter Hugo nur ein Abenteuer sei. Zurückgekehrt am Hof stellt die stolze Bertalda fest, daß Hugo, der ihr einst die Ehe versprochen hatte, inzwischen verheiratet ist. Als Bertalda über Undines niedrige Herkunft zu spotten beginnt, dreht Kühleborn, verkleidet als Diplomat des Königreichs Neapel, den Spieß um und verkündet, Bertalda sei in Wahrheit die Tochter der Fischersleute. Der Herzog Heinrich habe sie als Findelkind aufgenommen. Bertalda gelingt es trotzdem Hugo zurückzuerobern. Undine muß feststellen, daß ihr Geliebter nichts mehr von ihr wissen will, deshalb führt Kühleborn Undine zurück in sein nasses Reich. Hugo und Bertalda feiern Hochzeit. Der Stein, der aus Furcht vor der Rache der Wassergeister auf die Öffnung des Brunnens gelegt worden war, wird entfernt. Undines blasse Gestalt entsteigt dem Brunnen, ihr gelingt es Hugo zurückzugewinnen. Kühleborn begnadigt Hugo, dieser muß aber bei Undine im Reich der Wassergeister bleiben.

Aufführung

Die gesamte Handlung spielt auf einem Einheitsbühnenbild das durch drei Seerosenblätter dargestellt wird. Variiert wird das Bild nur durch unterschiedliche Bühnenprospekte, vom Fischerdorf bis zur Herzogsburg bei Tag oder Nacht kann schnell gewechselt werden. Auch ermöglicht diese Nähe zum Wasser die raschen Auftritte des Wasserfürsten Kühleborn, ohne die vielen Wechsel vom Menschen ins Wasserreich explizit darzustellen. So wird die Verbannung Hugos ins Wasserreich am Schluß nur durch die Verdunkelung der Bühne angedeutet. Einige wenige Gegenstände runden das Bild ab, wie Weinfässer, Kanonen oder Säulen. Der Brunnen, aus dem Undine am Schluß heraustritt, ist der Blütenkelch einer Seerose. Die bunten, historisierenden Kostüme unterstreichen den Eindruck eines Kindermärchens.

Sänger und Orchester

Auffallendster Sängerdarsteller war wieder einmal Thomas Rettensteiner, diesmal als Wasserfürst Kühleborn. Dieser ausdrucksstarke und durchschlagsstarke Bariton kann im Finale des dritten Akts Nun ist’s vollbracht Beifall ernten, und es ist ein Glücksfall für Hof, daß er den Wechsel an ein größeres Haus noch nicht angeht. Ebenfalls zum Publikumsliebling avancierte Thilo Andersson als Veit, der seine spielerischen Mittel als Tenorbuffo voll ausspielte und mit der bekannten Konzertarie Vater, Mutter, Schwestern, Brüder brillieren konnte. Er kann sich hier durchaus mit der Aufnahme Richard Taubers mithalten. Sein Nervenkostüm spielte Chong Sun als Ritter Hugo wieder manchen Streich, seine Stimme klingt in den höheren Lagen nicht frei und ist einfach unsauber. Zu einem immer mehr dramatischen Sopran hat sich Ingrid Katzengruber (Bertalda) weiterentwickelt. Ihr leichtes Tremolo vermag sie als dramatisches Mittel einzusetzen. Einziger Gast des Abends ist Urska Arlic in der Titelrolle. Eher ein verhaltener Mezzo, vermag sie betörend der Gesanglinie zu folgen und den zurückhaltenden Charakter der Undine darzustellen.

Ebenso zurückhaltend, wenn nicht etwas zu farblos, blieb das Dirigat von Arn Goerke. Etwas mehr mythische, verschwörerische Klangbildung hätte dieser romantischen Zauberoper sehr gut getan. Dafür kann man Arn Goerke als hervorragenden Liedbegleiter sehen, der die Sänger von einem Höhepunkt zur nächsten Konzertarie führt.

Fazit

Ein bunter zauberhafter Märchenabend, der jedoch die verworrene Handlung nicht verständlich machen konnte, auch wenn Uwe Drechsel einige erklärende Worte durch Thomas Rettensteiner als Friedrich de la Motte Fouqué der Inszenierung voranstellte. Die werkimmanente Karikierung der Obrigkeitshörigkeit und auch der beißende Spott über die Dekadenz des Adels durch Lortzing gingen fast völlig unter. Musikalisch ein gelungener Nachweis für das ausgezeichnet bestückte Ensemble des Hofer Theaters, das vom Publikum mit rauschendem Beifall gefeiert wurde. Seltsam nur, daß die Ballett-Szenen gestrichen wurden, da das Hofer Theater sein Ballett-Ensemble sonst in fast jeder Produktion einsetzt.

Oliver Hohlbach

Bild: Fotodesign Hof, Harald Dietz

Das Bild zeigt: Der Knappe Veit (Thilo Andersson) treibt die Hochzeitsvorbereitungen an.

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