Deutsche Oper Berlin – LA DONNA DEL LAGO

Gioacchino Rossini (1792-1868), Melodramma in zwei Akten, Libretto: Andrea Leone Tottola, nach dem Roman The Lady of the Lake von Sir Walter Scott
Dirigent: Alberto Zedda, Orchester der Deutschen Oper Berlin; Chöre: Hellwart Matthiesen und Chor der Deutschen Oper Berlin
Solisten: Antonio Siragusa (Giacomo V.), Reinhard Hagen (Duglas D’Angus), Gregory Kunde (Rodrigo), Ruxandra Donose (Elena), Hadar Halévy (Malcom), Andion Fernandez (Albina), Yosep Kang (Serano)
Konzertante Aufführung: 7. Dezember 2007 (Premiere)

La Donna del LagoAm 24. Oktober 1819 wurde Rossinis Oper Die Frau vom See unter großem Jubel der Zuschauer am San Carlo in Neapel aus der Taufe gehoben. La Donna del Lago war auch die gefeierte erste Aufführung am 23. März 1822 zu Rossinis mehrmonatigem Gastspiel in Wien. Das blieb auch so, bis sie durch „Aussterben des Belcanto“ von den Spielplänen verschwand. In neuerer Zeit wird die Oper wieder öfter aufgeführt, so im vorigen Jahr (konzertant) bei den Rossini Festspielen in Wildbad unter der Leitung von Alberto Zedda.
Kurzinhalt
Die Frau vom See steht nicht zwischen zwei Männern, wie es so häufig ist, nein, sie steht zwischen drei Männern. Rodrigo ist sie vom Vater aus politisch-strategischen Gründen versprochen, Malcom, liebt sie, den Dritten Uberto lernt sie zufällig kennen. Uberto ist in Wirklichkeit Giacomo V, König von Schottland. Er ist auf der Jagd und verliebt sich sofort in die schöne junge Frau. Am Ende jedoch verzichtet er großmütig auf Elena zugunsten von Malcolm. Doch damit nicht genug: der König begnadigt auch Elenas Vater, seinen Widersacher im Kampf um die Macht.
Die Musik
Jagdhorn und Harfe verleihen der Musik einen ganz eigentümlichen Klang, der zu der düster mystischen Stimmung der Dichtung von Walter Scott paßt, nach der Andrea Leone Tottola das Libretto schrieb. Das weckt Erinnerungen an Carl Maria von Webers Der Freischütz, der zwei Jahre nach La donna del lago in Berlin uraufgeführt wurde.
Die Aufführung
Das Orchester der Deutschen Oper Berlin spielte unter Leitung von Alberto Zedda beschwingt und mit großer Leichtigkeit. In den kammermusikalisch durchkomponierten Passagen fehlte es nicht an Präzision. Der deutlichen Stabführung des ausgewiesenen Rossini-Kenners Zedda folgten die Orchestermusiker mit betörender Italianità. Und da der Chor in den Pianopassagen hervorragend und präzise sang und im Forte seine geballte Kraft gab, war es eine Wonne, der Musik zu folgen.
Die Tenöre Antonio Siragusa (Uberto/Giacomo V.) und Gregory Kunde (Rodrigo) bewältigten ihre schweren Partien mit Bravour. Hierbei bestach vor allem Antonio Siragusa in den Höhenlagen seiner hohen C’s und D’s. Reinhard Hagen als Douglas bot eine gesanglich gute Leistung, hatte gegen die tenorale Übermacht jedoch einen schweren Stand.
Ruxandra Donose (Elena) war optisch wie akustisch ein Genuß. In ihrem fein nuancierten Belcantogesang verbanden sich vibrierende Sinnlichkeit und Eleganz. Elenas berühmtes Terzett mit Uberto und Rodrigo im zweiten Akt geriet zum Ereignis.
Auch Hadar Halévy in der Hosenrolle des Malcolm sang einen wunderbaren Belcanto. Mit ihren dunklen eindrucksvollen Liebesklagen zog sie nicht nur Elena, sondern auch uns Zuhörer in ihren Bann. Andion Fernandez (Albina) und Yosep Kang (Serano) fügten sich adäquat mit ihren kleineren Rollen in das hervorragende Ensemble.
Zum Schluß sprangen die Zuhörer alle auf zum großen Beifall für Sänger, Chor und Orchester und natürlich für den trotz seines Alters spritzige und vitale Grandseigneur der Rossini-Pflege, Alberto Zedda.

Dr. Rolf Jürgen Schaffer                                             Bild: Bettina Stöss

Veröffentlicht unter Berlin, Deutsche Oper, Opern

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