Köln, Oper – DIE ZAUBERFLÖTE

von Wolfgang Amadeus Mozart, Singspiel in zwei Akten, Libretto: Emanuel Schikaneder; UA:30. September 1791 Wien. Regie/Bühne/Kostüme: Peer Boysen, Dramaturgie: Oliver Binder, Dirigent: Markus Stenz; Chorleitung: Andrew Ollivant; Beleuchtung: Hans Toelstede. Solisten: Benjamin Bruns, Corinna Beilharz und Benito Marcelino (Tamino), Agnete Munk Rasmussen (Königin der Nacht), Kristiane Kaiser (Pamina), Ausrine Stundyte, Regina Richter und Viola Zimmermann (Drei Damen); Stephan Genz (Papageno), Mischa Schelomianski (Sarastro), Johannes Preißinger (Monostatos), Csilla Csövári (Papagena), Peter Hofmann, Anton Krings, Herwig Hampl (Drei Knaben)
Besuchte Aufführung: 20. September 2008 (Premiere)

Kurzinhalt
koeln-zauberfloete.jpgPrinz Tamino wird von drei Damen, die im Dienste der Königin der Nacht stehen, vor einer Schlange gerettet. Als Tamino zu sich kommt und die tote Schlange erblickt, begegnet ihm der Vogelfänger Papageno, während er Vögel für die Königin der Nacht fängt. Er behauptet, die Schlange getötet zu haben Erzürnt über seine Lüge erscheinen drei Damen und verriegeln sein lockeres Mundwerk mit einem Schloß.
Tamino reichen sie ein Bild von Pamina, der Tochter der Königin der Nacht. Er verliebt sich sofort in das hübsche Mädchen und gelobt, sie aus der Gefangenschaft des tyrannischen Sarastro zu befreien. Papageno soll Tamino auf seinem Weg begleiten. Beide erhalten Geschenke von den drei Damen, welche sie in Gefahr beschützen sollen: ein Glockenspiel für Papageno und eine Zauberflöte für Tamino. Im Palast Sarastros trifft Papageno auf Pamina und erzählt ihr von Taminos Vorhaben und seiner Liebe. Der Fluchtversuch aus den Händen des bösen Monostatos und seinem Gefolge schlägt fehl und auch Tamino wird gefangen genommen. Sarastro befindet, daß Tamino und Pamina füreinander bestimmt seien und in den Kreis seines Weisheitstempels aufgenommen werden sollen. Er ordnet an, daß Papageno und Tamino sich Prüfungen zur Läuterung unterziehen sollen. Tamino und Papageno bestehen die Prüfungen und auch Papageno bekommt endlich sein lang ersehntes Weibchen.
Aufführung
Wenn sich der Vorhang nach der Ouvertüre öffnet, ist beinahe das ganze Personal auf der Bühne schon versammelt. Am rechten Bühnenrand steht als Sprecherin Corinna Beilharz im schwarzen Anzug, am linken Bühnenrand der Sänger Benjamin Bruns, ebenfalls im schwarzen Anzug. In seiner Nähe steht der Tänzer Benito Marcelino im Kostüm eines Prinzen, in der Mitte laufen schon Kristiane Kaiser (Pamina), und Mischa Schelomianski, Sarastro, herum. Kristiane Kaiser windet sich auf der Bühne wie eine Schlange. Der Zuschauer ist ratlos, er kann die Personen erst nach und nach überhaupt zuordnen. Er begreift: Prinz Tamino ist nicht nur einmal auf der Bühne zugegen, sondern gleich dreimal. Als Tänzer Benito Marcelino, der nicht eigentlich tanzt, eher pantomimisch agiert, als Sprecherin, die computerähnlich einzelne Sätze des Librettos vorträgt und zu guter Letzt als Sänger Benjamin Bruns im schwarzen Anzug. Die Königin der Nacht und ihre drei Damen treten im späteren Verlauf des Stückes in weißen Kostümen mit weit ausladenden Röcken gehüllt auf, Sarastro und sein Gefolge in ebensolchen Kostümen, in schwarz. Papageno und Papagena sind in graue Fräcke gekleidet und als Vogelfänger nur durch eine Feder an ihrem Hut kenntlich gemacht. Monostatos hingegen ist am schwersten auf der Bühne auszumachen, er trägt einen weißen Anzug und humpelt mit einem Krückstock über die Bühne. Der schwarze kleine Fleck auf seiner linken Wange steht vielleicht symbolisch für seine dunkle Hautfarbe?
Sänger und Orchester
Auch wenn die Inszenierung am Ende des Opernabends mit Buh-Rufen bedacht wurde, so wurden doch um so mehr die musikalischen Leistungen an diesem Abend gewürdigt. Insbesondere Kristiane Kaiser als Pamina und Benjamin Bruns als Tamino überzeugten mit ihrem inbrünstigen und gefühlvollen Gesang. Auch die Königin der Nacht, Agnete Munk Rasmussen, meisterte ihre Arien mit Spitzentönen bravourös. Sarastros Baß klang imposant, verlor aber in den tieferen Passagen an Klangintensität. Papagenos Rolle brachte in die ansonsten sehr schwerfällige Inszenierung etwas Spritzigkeit, gleichwohl die meisten komödiantischen Einlagen aufgrund der starken Veränderungen Boysens verloren gegangen sind.
Das Gürzenich Orchester unter der Leitung von Markus Stenz, begleitet vortrefflich und versteht sich im Hintergrund zu bleiben und nur bei Solopassagen etwas kräftiger hervorzutreten.
Fazit
Peer Boysen versucht mit seiner Inszenierung zu viel Innovatives und Eigenwilliges zu bringen, so daß dabei der Gesamtverlauf der Handlung sehr schwer verständlich wird. Große Teile des Librettos werden weggelassen und lassen keine Zusammenhänge mehr zwischen den einzelnen Handlungssträngen erkennen. Die Inszenierung ist offensichtlich gegen Mozarts und Schikaneders Intention, die Zauberflöte als Ausdruck politischer Dimensionen im Geiste der Aufklärung, ausgerichtet. Nicht nur die Farbsymbolik und die Zuordnung von Gut und Böse wird komplett umgekrempelt, auch die Charaktere werden stark verfremdet und verlieren durch die Einheitskostüme (Sarastro und Königin der Nacht mit Gefolge) an Individualität.
Das Publikum ist geteilter Meinung. Auch wenn die Buh-Rufe überwiegen als der Regisseur die Bühne betritt, sind doch einige wenige Bravorufe zu vernehmen. Das Trio um Prinz Tamino verwirrt den Zuschauer und die Frage nach dem Sinn der Verdreifachung bleibt wohl den meisten Zuschauern ein Rätsel. Die Zauberflöte wird gerne als Einstiegsoper für Kinder genutzt. Diese Inszenierung ist für einen Besuch mit Kindern allerdings nicht zum empfehlen. Auf diesen Opernbesuch sollte man gut vorbereitet sein und sich nicht verwirren lassen, wenn das eine oder andere unlogisch erscheint. Ein Besucher der Oper zwei Plätze neben mir versucht das Ganze dennoch kompromißbereit zusammenzufassen: Warum nicht auch mal so?!

Katharina Rupprich
Bild: Klaus Lefebvre
Das Bild zeigt: Benito Marcelino (Prinz Tamino) (links) und Benjamin Bruns (ebenfalls Prinz Tamino) sowie Kristiane Kaiser (Pamina)

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