TRISTAN UND ISOLDE – Weimar, Deutsches Nationaltheater

von Richard Wagner (1813-1883) Handlung in drei Aufzügen, UA: 10. Juni 1865 München

Regie: Karsten Wiegand, Bühne: Bärbel Hohmann, Kostüme: Alfred Mayerhofer

Dirigent: Stefan Solyom, Staatskapelle Weimar, Herren des Opernchores des Deutschen Nationaltheaters Weimar

Solisten: Franco Farina (Tristan), Marion Ammann (Isolde), Hidekazu Tsumaya (Marke), Tuija Knihtilä (Brangäne), Sebastian Noak (Kurwenal)

Besuchte Aufführung: 22. Januar 2011 (Premiere)

Kurzinhalt

Die irische Prinzessin Isolde, deren Verlobter Morold im Zweikampf mit Tristan zu Tode kam, soll nun dessen Onkel König Marke von Kornwall ehelichen. Kurz vor der Ankunft an der englischen Küste bittet Isolde Tristan zu sich und verlangt, daß er mit ihr Sühne auf den Tod Morolds trinke. Doch vertauscht Isoldes Magd Brangäne einen tödlichen Trank heimlich mit einem Liebeselexier, worauf zwischen Tristan und Isolde eine leidenschaftliche Zuneigung entflammt. Nach der Ankunft in England heiratet Isolde König Marke, Tristan wird jedoch ihr heimlicher Liebhaber, bis Markes Getreuer Melot das Liebespaar an Marke verrät und Tristan im Kampf schwer verwundet. Tristans Knappe Kurwenal bringt ihn daraufhin in Sicherheit und versucht, den tödlich Verwundeten am Leben zu erhalten, während Isolde ihnen hinterher reist um Tristan zu heilen, der jedoch im Moment ihrer Ankunft stirbt. Sie sinkt über seiner Leiche zusammen.

Aufführung

In dieser Tristan-Inszenierung gestaltet sich das Bühnenbild unter dem variablen Einsatz vieler Requisiten als sehr abwechslungsreich. Im ersten Aufzug bildet das goldene Gerüst eines Bettes das Gemach Isoldes auf dem Schiff, dessen Mast im Hintergrund – geschmückt mit hellen Lichterketten – leuchtet. Im zweiten Aufzug bildet selbiges Gerüst dann das Lager, das Isolde heimlich mit Tristan teilt, um schließlich im dritten Aufzug als Tristans Totenbett zu fungieren. Dazu wird eine weiße, durchbrochene Jalousie eingesetzt, die je nach Bedarf zur Raumtrennung dient. Sehr pompös gestaltet sich der Empfang Isoldes in Kornwall, wo neben einem großen Aufgebot von Sängern und Statisten als Volk Markes mit viel Liebe zu Dekorationsdetails inszeniert wird. Über der Bühne prangen die riesigen, in Flammen stehenden Letter I&M. In der Liebesnacht werden neben anderem bunte Bänder eingesetzt, die bühnenfüllend wie ein Labyrinth aus farbigen Fäden überall herabhängen. Die Fieberfantasien Tristans am Ende des dritten Aufzugs sind ebenfalls plastisch und technisch aufwendig gestaltet: Hier wird durch etliche Drehungen der Bühne je eine neue Fantasie Tristans szenisch umgesetzt. Die Kostümwahl ist eine Mischung zwischen schlicht, wie z.B. Isoldes Kleid in einfachem Schnitt mit gedeckten Farben, und traditionell, wie das ritterliche, goldene Kettenhemd Tristans oder die militärische Uniformierung der Gefolgsmänner Markes.

Sänger und Orchester

Franco Farina bewältigt seine anspruchsvolle Hauptrolle als Tristan den gesamten Abend über mit ausdrucksstarker und klanglich differenzierter Stimme, die über sämtliche Lagen hinweg intonationsrein und textverständlich ist, was sich besonders in Passagen wie seinen Fieberfantasien bezahlt machte. Marion Ammann (Isolde) gelangen zwar sanfte Passagen, in denen eine weiche Stimme und ein schmelzender Klang gefragt war: O sink hernieder Nacht der Liebe (2. Aufzug), doch fehlte es ihr bei den leidenschaftlichen, furiosen Szenen, wie dem emotionsgetränkten Ausbruch am Beginn des ersten Aufzugs, an Kraft und Klangvolumen, um sich gegen das Orchester durchsetzen zu können. Sebastian Noak (Kurwenal) und Tuija Knihtilä (Brangäne) präsentieren ihre Rollen lebendig, mit dynamischen Abstufungen und vollem, facettenreichen Klang. Noak gelang dies beispielsweise am Beginn der Fieberszene Tristans im dritten Aufzug, Knihtilä am Anfang des ersten und zweiten Aufzugs, wobei sie sich zusätzlich durch eine besondere schauspielerische Leistung auszeichnete, vor allem beim Tranktausch. Hidekazu Tsumaya präsentierte die Figur des König Marke stimmlich solide und mit viel Wärme, ließ es aber an emotionalen Textstellen wie Tatest du´s wirklich (2. Aufzug) an Temperament und Leidenschaft fehlen. Hier klang er zu sanft oder sogar matt. Die Staatskapelle Weimar unter Stefan Solyom gestaltete dynamisch differenziert und klanglich-musikalisch farbenreich. Doch mangelte es im Zusammenspiel mit den Sängern und am Beginn des Vorspiels an rhythmischer Präzision.

Fazit

Ein insgesamt sehr positiver Opernabend, den der überwiegende Teil des Publikums mit lang anhaltendem Applaus und gelegentlichem Zwischenapplaus belohnte.

Friederike Jurth

Bild: Bernd Uhlig

Das Bild zeigt: Empfang bei Hidekazu Tsumaya (Marke)  in Kornwall

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