MY FAIR LADY – Hof, Theater

von Frederic Loewe, Musical in 2 Akten, Libretto: Alan Jay Lerner nach George Bernhard Shaws Pygmalion, Deutsch: Robert Gilbert, UA:1956, New York
Regie: Karsten Jesgarz, Bühne: Heiko Mönnich, Choreographie: Barbara Buser
Dirigent: Lorenz C. Aichner, Hofer Symphoniker, Opernchor und Ballett Theater Hof
Solisten: Thilo Andersson (Henry Higgins), Lisa Henningsohn (Eliza Doolittle), Jürgen Schultz (Alfred P. Doolittle), Peer Schüssler (Oberst Pickering),. Marianne Lang (Mrs. Higgins), Stefanie Rhaue (Mrs. Pearce), Florian Bänsch (Freddy Eynsford-Hill.), u.a.
Besuchte Aufführung: 23. April 2010 (Premiere)

Kurzinhalt
Professor Higgins, ein angesehener Sprachgelehrter, trifft auf die Blumenverkäuferin Eliza Doolittle. Ihre kraftvoll-vulgäre Sprache nimmt er als Beispiel für die Degenerierung der Muttersprache. Higgins glaubt, selbst sie könne eine anerkannte Dame sein sofern sie richtiges Englisch spräche. Aufgrund einer Wette mit seinem Freund Oberst Pickering innerhalb von sechs Monaten aus Eliza eine Dame zu machen, beginnt Elizas schwere Lehrzeit bei dem eingefleischten Junggesellen. Den ersten Testlauf in der feinen Gesellschaft findet beim Pferderennen in Ascot statt. Die Katastrophe nimmt ihren Lauf als Eliza im besten Englisch berichtet, daß ihre Tante abgemurkst worden sei und ihr Pferd mit dem Ausruf anfeuert, ihm Pfeffer in den Arsch zu streuen. Im zweiten Anlauf vermag Eliza beim Diplomatenball im Buckingham Palace zu brillieren: So sauberes Englisch spricht man nur im Ausland, wahrscheinlich eine Prinzessin! Higgins und Pickering feiern die gelungene Arbeit, Eliza fühlt sich übergangen. Es endet versöhnlich, offen bleibt, wie sich Elizas Zukunft mit dem Professor, der doch so gerne Junggeselle ist, gestaltet.
Aufführung
Die Bühne zeigt den Platz vor der Oper, der sich durch einige Mauerteile, die einfach verschoben werden können, rasch in ein altenglisches Pub verwandelt. Das Arbeitszimmer von Henry Higgins ist ein Bücherregal, die Rennbahn von Ascot reduziert sich auf eine mehrstufige Zuschauertribüne. Das Teezimmer von Mrs. Higgins besteht aus einem Teetisch mit drei Korbstühlen, ein offener Platz ist durch eine Laterne charakterisiert.
Die Kostüme orientieren sich an den zwanziger Jahren in Europa, sind aber karikierend übertrieben. Eliza trägt zuerst einen schwarzen Rock, nach ihrer Ausbildung ein helles Kostüm wie die übrigen Damen der Gesellschaft. Die Hüte der Damen sind übergroß und mit Blumenarrangements bekrönt. Elizas Vater beginnt mit einem verschwitzten T-Shirt, Schiebermütze und Stiefeln, um mit einer bunten Weste, Zylinder und Hochzeitsanzug zu enden. Professor Higgins trägt eine „Gelehrtenuniform“ aus Strickweste mit obligatorischen Schonflecken an den Ellenbogen, die übrigen Herren der Gesellschaft zumeist dunkle Einheits-Anzüge.
Sänger und Orchester
Über die sängerischen Leistungen werden keine Bemerkungen gemacht, da diese über Mikroport verstärkt und teilweise auch verzerrt wurden. Einzig Florian Bänsch (Freddy Eynsford-Hill) schaffte es, die Lautsprecherstimme mit einem sehr wohltönenden Tenor zu überstimmen. Jürgen Schultz und Peer Schüssler konnten mit einer eher schauspielerisch orientierten Charakterstudie des Alfred Doolittle bzw. Oberst Pickering beeindrucken. Leider konnten einige der Darsteller der Regieanweisung, die Handlung lustig zu gestalten, nicht folgen, so z.B. ist Thilo Andersson, der kaum der bissige Weiberfeind Henry Higgins abgab, sondern nur die Haltung eines netten Jungen von nebenan zeigte. Genauso problematisch hörte sich der Berliner Dialekt an. Besonders Lisa Henningsohn konnte mit ihrem nordischen Akzent das Berliner Blumenmädchen nicht überzeugend verkörpern.
Lorenz C. Aichner versuchte die Musik von Frederick Loewe sehr schmissig zu interpretieren, macht auch ordentlich Tempo und setzte damit die Ballett-Einlagen unter Druck.
Fazit
Eine sehr detailverliebte Produktion, die hinsichtlich der Ausstattung keine Kosten scheute. Die elektronische Verstärkung noch dazu im kleinen Opernhaus ist sowohl wirkungslos, als auch verzerrend und sollte wieder nicht benutzt werden, zumal dadurch eine Beurteilung sängerischer Leistungen kaum möglich ist. Das Publikum war dennoch für einen bunten unterhaltsamen Abend sehr dankbar.

Oliver Hohlbach

Bild: SFF Fotodesign Hof, Harald Dietz
Da Bild zeigt: Das Publikum verfolgt das Pferderennen in Ascot, wobei Eliza ihr Pferd anfeuert mit den Worten: Lauf schneller, oder ich streu dir Pfeffer in den Arsch!

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